Donauwoerther Zeitung

So geht es der Jugend mit Corona

1900 Jugendlich­e aus dem Landkreis haben sich an einer großen Befragung beteiligt – und verraten, wie sie durch den Lockdown kommen und was ihnen jetzt fehlt

- VON BARBARA WILD

Landkreis „Ich mache nichts anderes als essen“oder „Nach Homeschool­ing bis 16 Uhr zocke ich vor dem PC und dann gehe ich ins Bett“. Aber auch: „Ich habe neue Kochrezept­e ausprobier­t und esse manche Tage vegan“und „Ich lese so viel wie nie zuvor“– das alles sind Antworten der aktuellen Jugendbefr­agung im Landkreis Donau-Ries. Diese will erforschen, wie es den Jugendlich­en im Landkreis in diesen schwierige­n Zeiten geht und wie sie ihre Freizeit verbringen.

Bisher gab es nur die Vermutung, dass es die Teenager gerade in Pandemieze­iten hart trifft und sie unter den Kontaktbes­chränkunge­n massiv leiden. Ein Abend unter Freundinne­n oder ein Kinobesuch mit Kumpels – alles derzeit unmöglich. Bei einer Vermutung wollte es die Jugendarbe­it des Landkreise­s aber nicht belassen und fragt die, die es am besten wissen: die Jugendlich­en selbst.

Zwischen dem 23. März und dem 8. April haben über 1900 Jugendlich­e aus dem ganzen Landkreis anscheinen­de viel Zeit und auch ein hohes Mitteilung­sbedürfnis gehabt. Denn sie haben sich an der Umfrage der Jugendarbe­it beteiligt und neben zahlreiche­n Fragen mit Auswahlant­worten auch die offenen Fragen mit viel Engagement beantworte­t. Wie Marissa Hey im Judes Landkreise­s am Montag erläuterte, werden die freien Antworten derzeit ausgewerte­t, was einige Zeit in Anspruch nehme. „Da ist richtig viel Spannendes dabei“, sagte Hey. Ein paar Basisdaten konnte sie schon jetzt den Kreisräten und Mitglieder­n im Ausschuss präsentier­en.

Die Fragen waren in vier Themenbere­iche aufgeglied­ert: Zunächst wurden demografis­che Daten abgefragt, dann ging es um die Themen Freizeit, Mediennutz­ung und die Beteiligun­g am gesellscha­ftlichen Diskurs. Zuletzt wurde 2014 eine Jugendbefr­agung im Landkreis durchführt.

„Seitdem hat sich die Lebenswirk­lichkeit der Kids enorm verändert“, sagt Hey. „Aber für uns ist die neue Umfrage auch ein klarer Wegweiser, was die Teenager brauchen, um nach der Pandemie wieder gut zurückzufi­nden.“Man könnte jetzt bereits vorbereite­n, welche Angebote es geben soll.

Etwa 72 Prozent der Jugendlich­en, die bei der Befragung mitgemacht haben, sind zwischen zwölf und 16 Jahre alt. Über 80 Prozent sprechen zuhause Deutsch und über 60 Prozent von ihnen sind Mädchen.

Aus jeder Landkreisk­ommune haben sich Jugendlich­e beteiligt – es wird also ein breites Bild gezeichnet. Von einigen Orten haben sich sogar so viele Jugendlich­e beteiligt, dass es laut Hey auch möglich sei, für Gemeinden wie Bäumenheim oder Städte wie Donauwörth und Nördlingen gesonderte Auswertung­en zu machen. Etwa die Hälfte der Befragten gehen aufs Gymnasium, über ein Drittel auf die Realschule.

Die häufigste Freizeitbe­schäftigun­g der Jugendlich­en ist es derzeit, Filme oder Serien anzusehen oder Musik zu hören. Sie „chillen auf dem Sofa“oder gehen spazieren. „Die drei häufigsten Beschäftig­ungen finden also drinnen und ohne Bewegung statt“, analysiert Hey. Doch Musikhören sei auch schon 2014 hoch im Kurs gewesen. „Das wäre sicher ein verbindend­es Element“, sagt Hey.

Etwa die Hälfte der Befragten geben an, dass sie mindestens sechs Stunden vor einem Bildschirm sitzen und sich vor Corona mehr bewegt haben als jetzt. Der überwiegen­de Teil verbringt seine Freizeit alleine. Zwei Drittel treffen sich mindestens einmal in der Woche mit einem Freund oder einer Freundin oder unternehme­n etwas mit ihrer Familie.

Verunsiche­rt sind viele – etwa die Hälfte aller Befragten gibt das an. Auf die Frage, was sie sich aktuell am meisten wünschen, damit es ihgendhilf­eausschuss nen aktuelle besser geht, antworten 80 Prozent: Freunde treffen. Aber auch jeweils ein Drittel wünscht sich Hilfe beim Lernen oder Nachhilfe. Ein kleiner Teil, aber immerhin 88 Jugendlich­e, gibt auch an, dass eine Beratung bei Problemen in der Familie gewünsch sei. Und 58 Teenager möchten zum Thema Mediensuch­t profession­elle Hilfe in Anspruch nehmen.

Um ihre Wünsche loszuwerde­n, möchten sich Jugendlich­e am liebsten an Gleichaltr­ige wenden. Sie wünschen sich neben Klassenspr­echer als Sprachrohr auch einen gewählten Jugendrat an ihrem Wohnort, der wiederum die Bedürfniss­e der Jugend weiterträg­t. Diese sind besondere Treffpunkt­e aber auch Sportplätz­e oder Skaterpark­s für Jugendlich­e. Was für Bürger in jungen Jahren geboten ist im Landkreis, das würden die Befragten am liebsten über die Schule, eine eigene App des Landkreise­s oder Instagram erfahren.

Landrat Stefan Rößle zeigte sich nach der Vorstellun­g der Befragung begeistert, dass so viele Jugendlich­e sich beteiligt haben. Er ist überzeugt: „Da liegt einiges im Argen.“Noch einige Monate müssten wir alle mit Kontaktbes­chränkunge­n leben, doch dann gelte es die gesellscha­ftlichen Folgen der Pandemie aufzuarbei­ten. „Das wird eine gesamtgese­llschaftli­che Aufgabe werden“, so der Landrat.

Etwa die Hälfte gibt an, dass sie sich vor Corona mehr bewegt haben

 ?? Foto: Imago ?? Allein Zuhause mit dem Smartphone, Musik auf den Ohren – so verbringen die meisten Teenager im Landkreis Donau‰Ries ihre Freizeit. Es mangelt ihnen an Bewegung, so‰ zialen Kontakte und auch an frischer Luft. Sie wünschen sich, endlich wieder unbeschwer­t mit ihren Freunden unterwegs zu sein.
Foto: Imago Allein Zuhause mit dem Smartphone, Musik auf den Ohren – so verbringen die meisten Teenager im Landkreis Donau‰Ries ihre Freizeit. Es mangelt ihnen an Bewegung, so‰ zialen Kontakte und auch an frischer Luft. Sie wünschen sich, endlich wieder unbeschwer­t mit ihren Freunden unterwegs zu sein.

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