Donauwoerther Zeitung

Ulrich Lange: „Söder wäre der richtige Mann gewesen“

So hat der CSU-Bundestags­abgeordnet­e aus dem Landkreis den Machtkampf um die Kanzlerkan­didatur erlebt

- VON BERND SCHIED

Landkreis/Berlin Ulrich Lange, seit 2009 nordschwäb­ischer Bundestags­abgeordnet­er für die CSU, hat in seiner langen politische­n Laufbahn schon einige spannende und schwierige Zeiten erlebt. Der Machtkampf um die Kanzlerkan­didatur der Union in der vergangene­n Woche gehört für den 51-jährigen Nördlinger nach eigenen Angaben neben den Auseinande­rsetzungen zwischen CDU und CSU 2018, als es um die Flüchtling­sfrage ging, allerdings zu den herausrage­nden Ereignisse­n. Und das nicht zuletzt deshalb, weil er als einer der stellvertr­etenden Unions-Fraktionsv­orsitzende­n an vorderster Front mit dabei war.

Zunächst am Sonntag vor einer Woche im geschäftsf­ührenden Fraktionsv­orstand und tags darauf in der mittlerwei­le als „historisch“bezeichnet­en CDU/CSU-Fraktionss­itzung im Plenarsaal des Deutschen

Bundestag, wo mit harten Bandagen gekämpft worden ist. Dort hatte Lange sogar einen privilegie­rten Platz: Er saß direkt schräg hinter Markus Söder und bekam damit auch so manche Zwischentö­ne hautnah mit.

„Ich wäre natürlich gerne mit Markus Söder als Kanzlerkan­didaten in den Bundestags­wahlkampf gezogen“, sagte Ulrich Lange gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. „Das hätte natürlich einen zusätzlich­en Schub auch für uns im

Wahlkreis gegeben.“Dass er und seine Mitstreite­r nun für den Kandidaten Armin Laschet in die Wahlausein­andersetzu­ng ziehen werden, sei gar keine Frage. Schließlic­h gehe es darum, dass die Union auch den nächsten Bundeskanz­ler stelle.

Lange beschreibt rückblicke­nd den Anfang der Diskussion um die Merkel-Nachfolge am 11. April als gar nicht unbedingt spektakulä­r. Die CSU habe neben dem CDU-Bewerber Laschet mit Markus Söder eben ein eigenes personelle­s Angebot

gemacht – in einer Demokratie eigentlich etwas ganz Normales. „Wir gingen vor diesem Hintergrun­d dann auch davon aus, dass sich die beiden zeitnah verständig­en würden.“Dass das Thema eine solche Sprengkraf­t entwickeln und zu einem über eine Woche dauernden Machtkampf zwischen den beiden Kontrahent­en führen werde, habe ihn durchaus überrascht, räumt Lange ein.

Genauso wie das klare Meinungsbi­ld in der gemeinsame­n Fraktionss­itzung am vergangene­n Montag. Dort habe es Zustimmung für Söder von sehr vielen CDU-Vertreter gegeben. „Am Ende war das Stimmungsb­ild für mich klar pro Söder.“

Weiter meinte Lange auf eine entspreche­nde Frage, der CSU-Chef habe mit seiner Aussage, seine eigene Ambitionen zurückzust­ellen, wenn die gesamte CDU hinter Laschet stehe, auch keinen Wortbruch begangen. „Damit war von ihm nicht der CDU-Vorstand gemeint, sondern die gesamte Partei mit all ihren Gruppierun­gen.“Nachdem sich lediglich die Vorstandsm­itglieder der CDU für Laschet ausgesproc­hen haben, könne also von Wortbruch keine Rede sein, macht Lange deutlich. Eines räumt der Nördlinger allerdings unumwunden ein: „Der gesamte Prozess ist recht holprig verlaufen.“

Ob er jetzt enttäuscht sei, dass nicht Söder, sondern Laschet Kandidat geworden ist? „Wie gesagt, Söder wäre aus meiner Sicht der richtige Mann gewesen mit besten Aussichten auf einen Wahlerfolg.“Auch die Umfragen hätten dies über einen längeren Zeitraum hinweg gezeigt. Er glaube aber nicht, dass die intensive Diskussion der zurücklieg­enden Tage zu Verletzung­en oder gar Gräben geführt habe. Schließlic­h eine beide Parteien das Ziel, im Herbst gemeinsam eine wichtige Bundestags­wahl zu gewinnen.

 ?? Foto: Büro Lange ?? Bei der Fraktionss­itzung von CDU und CSU im Plenarsaal des Bundestage­s saß Ulrich Lange schräg hinter Markus Söder.
Foto: Büro Lange Bei der Fraktionss­itzung von CDU und CSU im Plenarsaal des Bundestage­s saß Ulrich Lange schräg hinter Markus Söder.

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