Ein blinder Fleck auf der SportKarte
Die Profis in Fußball, Eishockey oder Formel 1 sind weiterhin aktiv. Doch ihre Wettkämpfe finden meist in den Metropolen statt. Auf dem Land, wie in Donauwörth und Umgebung, sind selbst Leistungssportler zum Nichtstun verdammt
Landkreis Zweite Liga. Das klingt nach großer Bühne. Doch auch wenn es nur die besten Sportler ihres Fachs so weit nach oben schaffen: Außer im Fußball gibt es selbst auf diesem Niveau nur selten die große Bühne. Gerade während der Corona-Pandemie bekommen viele Athleten das noch einmal unmissverständlich vorgeführt. Auch die Leistungssportler im Landkreis Donau-Ries sind davon betroffen.
So wie beim TSV Monheim. Seine erste Herrenmannschaft ist zweitklassig unterwegs. Und das nicht etwa in einer Nische – sondern der Sportart, die sowohl im Sportunterricht als auch bei den Olympischen Spielen das Rückgrat bildet: Turnen. Im November brachen die Vereine ihre Saison in der Bundesliga ab, seither war es das mit Wettkämpfen an Barren, Reck und Boden. Eine Pause, die Peter Bullinger „dramatisch“nennt. Er ist Abteilungsleiter der Monheimer Turner und blickt mit Sorge auf die Entwicklung des Sports.
Die behördlichen Vorgaben, mit denen die Ausbreitung des Coronavirus verhindert werden soll und die seit über einem Jahr in mal mehr, mal weniger strenger Form gelten, bestimmen seitdem das Sportgeschehen. Ein Wettkampf im Oktober fiel aus, weil beim Gegner des TSV einige Athleten in Quarantäne mussten. Ab dem Herbst verhinderten die Vorgaben, dass Zuschauer vor Ort sein durften. So war die Saison nicht mehr zu stemmen. „Wir haben keine Fernseheinnahmen“, vergleicht Bulinger seine Sportart mit dem Fußball. Dessen Spitzenteams spielen weiter, in leeren Stadien zwar, dafür mit vollem Terminkalender.
Um Wettkämpfe zu veranstalten, müssten die Vereine ein umfassendes Hygienekonzept aufstellen, sicher auch dann, wenn Zuschauer wieder zugelassen sein könnten. „Aber wie soll man etwa unseren Ehrenamtlichen zumuten, am Eingang zu prüfen, ob ein Corona-Test noch aktuell ist?“, fragt Bullinger. Nicht nur Wettkämpfe, auch Trainings fallen für viele Athleten seit Wochen aus. Gerade für diejenigen, die auf dem Sprung in einen der Spitzenkader standen, sei das ein großer Rückschlag. Denn für sie sei die aktuelle Zwangspause wie eine lange Verletzung.
„Gerade im Turnen dauert es Jahre, bis man Ergebnisse erzielt“, sagt Bullinger. Die Kluft zu den Spitzenathleten, die dem Verbandskader angehören, werde jetzt massiv wachsen, sagt er. Glück für den TSV ist, dass auch einige Sportler auf diesem Niveau dem Verein angehören.
Sie dürfen aktuell zumindest trainieren, bereiten sich auf Saisonhöhepunkte wie die deutsche Meisterschaft oder eine neue Zweitligasaison vor – sofern die Pandemie all das zulässt. Vereinzelte Qualifikationskämpfe gibt es schon.
Für die Leichtathleten der LG Donau-Ries ist selbst das aktuell nicht drin. Auch wenn einige von ihnen zu den besten ihres Fachs im Freistaat zählen, dürfen sie aktuell nicht einmal regulär trainieren. In der Leichtathletik sei dies ebenso den Sportlern aus den Verbandskadern vorbehalten, berichtet der LGVorsitzende Robert Kleinle. Einen Kaderathleten habe die LG derzeit nicht – aber viele Sportler, die etwa bei den bayerischen Meisterschaften gegen diese antreten. Kleinle geht von „traurigen Veranstaltungen“mit kleinem Starterfeld aus, wenn wieder Wettkämpfe stattfinden dürfen.
Nicht nur für die Spitzenathleten der LG sind die gesperrten Sportanlagen ein Problem. Wie Vertreter vieler anderer Vereine berichtet Kleinle von einem Mitgliederrückgang. Seit Beginn der zweiten Infektionswelle im Herbst habe es zwar inzwischen wenige Gelegenheiten gegeben, in denen höchstens mit zwei Haushalten etwa auf der Anlage in Rain trainiert werden durfte. Die starken Läufer der LG können ohnehin zum Trainieren etwa auf Waldwege ausweichen. Für Springer und Werfer geht das aber nicht. Sie könnten momentan nur ihre Grundlagen trainieren, sagt Kleinle, manchen habe man Geräte mit nach Hause gegeben. Die wichtigen Trainingsmonate im Winter fehlen aber komplett: „Im Hallentraining legt man die Grundlagen“, erklärt Kleinle.
Seit die Nördlinger Angels im März die Play-off-Plätze in der Damen-Basketball-Bundesliga verpasst haben und damit ihre Saison endete, ruht der Wettkampfsport im Landkreis Donau-Ries. Blickt man in die Großregion, finden sich noch Sportveranstaltungen. In Augsburg oder Ingolstadt spielen die Profis weiter Fußball oder Eishockey. In Ulm sind die Basketballer aktiv. Und im Allgäu fand noch im März eine Weltmeisterschaft der Langläufer und Skispringer statt. Wann der Spielbetrieb bei den Floorballern jedoch wieder aufgenommen wird, ist noch offen. Auch hier ist die Region mit der Zweitligamannschaft aus Nordheim unter den besten Teams des Landes vertreten.
Für eine Sportart wie Floorball ist ein Spielbetrieb aktuell nicht zu stemmen, fristet es doch trotz seiner Verwandtschaft zu großen Sportarten wie Eishockey und Hockey ein
Archivfoto: Szilvia Iszó Schattendasein. Immerhin: In Donauwörth und Umgebung werde Floorball immer populärer, sagt Stephanie Sedelmeier. Sie ist bei Donau Floorball, wie die Zweitligamannschaft heißt, für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Es sei aktuell enorm schwierig, die Sportart bei Publikum und Sponsoren auf dem Radar zu behalten, sagt sie. „Wir versuchen es aber.“Auf Facebook läuft etwa gerade eine Aktion, mit der die Floorballer Fitnessübungen vorgeben und zum mitmachen animieren wollen.
Vor dem Abbruch waren die Nordheimer gut in die Saison gestartet, gewannen beide Spiele, dann war Schluss. Abteilungsleiter Armin Sedelmeier sagt, man hätte mit Hygienekonzepten womöglich gar weiterspielen können. „Aber man muss auch vernünftig sein“, findet er. Wirklich vertieft hätten die Floorballer Gedanken an einen Spielbetrieb wie im Fußball deshalb nicht. „Wir gönnen es den Profis“, sagt Sedelmeier. „Aber unsere Spieler gehen alle noch arbeiten.“Und so bleibt nun wenig übrig, als zu warten. Planungen für die nächste Saison habe er noch nicht gestartet. „Verändern sollte sich das Team im Wesentlichen nicht“, davon geht er aus. Offen bleibt aber, wann es weitergeht – und der Sport in den Landkreis zurückkehrt.