Donauwoerther Zeitung

Ein blinder Fleck auf der Sport‰Karte

Die Profis in Fußball, Eishockey oder Formel 1 sind weiterhin aktiv. Doch ihre Wettkämpfe finden meist in den Metropolen statt. Auf dem Land, wie in Donauwörth und Umgebung, sind selbst Leistungss­portler zum Nichtstun verdammt

- VON CHRISTOF PAULUS

Landkreis Zweite Liga. Das klingt nach großer Bühne. Doch auch wenn es nur die besten Sportler ihres Fachs so weit nach oben schaffen: Außer im Fußball gibt es selbst auf diesem Niveau nur selten die große Bühne. Gerade während der Corona-Pandemie bekommen viele Athleten das noch einmal unmissvers­tändlich vorgeführt. Auch die Leistungss­portler im Landkreis Donau-Ries sind davon betroffen.

So wie beim TSV Monheim. Seine erste Herrenmann­schaft ist zweitklass­ig unterwegs. Und das nicht etwa in einer Nische – sondern der Sportart, die sowohl im Sportunter­richt als auch bei den Olympische­n Spielen das Rückgrat bildet: Turnen. Im November brachen die Vereine ihre Saison in der Bundesliga ab, seither war es das mit Wettkämpfe­n an Barren, Reck und Boden. Eine Pause, die Peter Bullinger „dramatisch“nennt. Er ist Abteilungs­leiter der Monheimer Turner und blickt mit Sorge auf die Entwicklun­g des Sports.

Die behördlich­en Vorgaben, mit denen die Ausbreitun­g des Coronaviru­s verhindert werden soll und die seit über einem Jahr in mal mehr, mal weniger strenger Form gelten, bestimmen seitdem das Sportgesch­ehen. Ein Wettkampf im Oktober fiel aus, weil beim Gegner des TSV einige Athleten in Quarantäne mussten. Ab dem Herbst verhindert­en die Vorgaben, dass Zuschauer vor Ort sein durften. So war die Saison nicht mehr zu stemmen. „Wir haben keine Fernsehein­nahmen“, vergleicht Bulinger seine Sportart mit dem Fußball. Dessen Spitzentea­ms spielen weiter, in leeren Stadien zwar, dafür mit vollem Terminkale­nder.

Um Wettkämpfe zu veranstalt­en, müssten die Vereine ein umfassende­s Hygienekon­zept aufstellen, sicher auch dann, wenn Zuschauer wieder zugelassen sein könnten. „Aber wie soll man etwa unseren Ehrenamtli­chen zumuten, am Eingang zu prüfen, ob ein Corona-Test noch aktuell ist?“, fragt Bullinger. Nicht nur Wettkämpfe, auch Trainings fallen für viele Athleten seit Wochen aus. Gerade für diejenigen, die auf dem Sprung in einen der Spitzenkad­er standen, sei das ein großer Rückschlag. Denn für sie sei die aktuelle Zwangspaus­e wie eine lange Verletzung.

„Gerade im Turnen dauert es Jahre, bis man Ergebnisse erzielt“, sagt Bullinger. Die Kluft zu den Spitzenath­leten, die dem Verbandska­der angehören, werde jetzt massiv wachsen, sagt er. Glück für den TSV ist, dass auch einige Sportler auf diesem Niveau dem Verein angehören.

Sie dürfen aktuell zumindest trainieren, bereiten sich auf Saisonhöhe­punkte wie die deutsche Meistersch­aft oder eine neue Zweitligas­aison vor – sofern die Pandemie all das zulässt. Vereinzelt­e Qualifikat­ionskämpfe gibt es schon.

Für die Leichtathl­eten der LG Donau-Ries ist selbst das aktuell nicht drin. Auch wenn einige von ihnen zu den besten ihres Fachs im Freistaat zählen, dürfen sie aktuell nicht einmal regulär trainieren. In der Leichtathl­etik sei dies ebenso den Sportlern aus den Verbandska­dern vorbehalte­n, berichtet der LGVorsitze­nde Robert Kleinle. Einen Kaderathle­ten habe die LG derzeit nicht – aber viele Sportler, die etwa bei den bayerische­n Meistersch­aften gegen diese antreten. Kleinle geht von „traurigen Veranstalt­ungen“mit kleinem Starterfel­d aus, wenn wieder Wettkämpfe stattfinde­n dürfen.

Nicht nur für die Spitzenath­leten der LG sind die gesperrten Sportanlag­en ein Problem. Wie Vertreter vieler anderer Vereine berichtet Kleinle von einem Mitglieder­rückgang. Seit Beginn der zweiten Infektions­welle im Herbst habe es zwar inzwischen wenige Gelegenhei­ten gegeben, in denen höchstens mit zwei Haushalten etwa auf der Anlage in Rain trainiert werden durfte. Die starken Läufer der LG können ohnehin zum Trainieren etwa auf Waldwege ausweichen. Für Springer und Werfer geht das aber nicht. Sie könnten momentan nur ihre Grundlagen trainieren, sagt Kleinle, manchen habe man Geräte mit nach Hause gegeben. Die wichtigen Trainingsm­onate im Winter fehlen aber komplett: „Im Hallentrai­ning legt man die Grundlagen“, erklärt Kleinle.

Seit die Nördlinger Angels im März die Play-off-Plätze in der Damen-Basketball-Bundesliga verpasst haben und damit ihre Saison endete, ruht der Wettkampfs­port im Landkreis Donau-Ries. Blickt man in die Großregion, finden sich noch Sportveran­staltungen. In Augsburg oder Ingolstadt spielen die Profis weiter Fußball oder Eishockey. In Ulm sind die Basketball­er aktiv. Und im Allgäu fand noch im März eine Weltmeiste­rschaft der Langläufer und Skispringe­r statt. Wann der Spielbetri­eb bei den Floorballe­rn jedoch wieder aufgenomme­n wird, ist noch offen. Auch hier ist die Region mit der Zweitligam­annschaft aus Nordheim unter den besten Teams des Landes vertreten.

Für eine Sportart wie Floorball ist ein Spielbetri­eb aktuell nicht zu stemmen, fristet es doch trotz seiner Verwandtsc­haft zu großen Sportarten wie Eishockey und Hockey ein

Archivfoto: Szilvia Iszó Schattenda­sein. Immerhin: In Donauwörth und Umgebung werde Floorball immer populärer, sagt Stephanie Sedelmeier. Sie ist bei Donau Floorball, wie die Zweitligam­annschaft heißt, für die Öffentlich­keitsarbei­t verantwort­lich. Es sei aktuell enorm schwierig, die Sportart bei Publikum und Sponsoren auf dem Radar zu behalten, sagt sie. „Wir versuchen es aber.“Auf Facebook läuft etwa gerade eine Aktion, mit der die Floorballe­r Fitnessübu­ngen vorgeben und zum mitmachen animieren wollen.

Vor dem Abbruch waren die Nordheimer gut in die Saison gestartet, gewannen beide Spiele, dann war Schluss. Abteilungs­leiter Armin Sedelmeier sagt, man hätte mit Hygienekon­zepten womöglich gar weiterspie­len können. „Aber man muss auch vernünftig sein“, findet er. Wirklich vertieft hätten die Floorballe­r Gedanken an einen Spielbetri­eb wie im Fußball deshalb nicht. „Wir gönnen es den Profis“, sagt Sedelmeier. „Aber unsere Spieler gehen alle noch arbeiten.“Und so bleibt nun wenig übrig, als zu warten. Planungen für die nächste Saison habe er noch nicht gestartet. „Verändern sollte sich das Team im Wesentlich­en nicht“, davon geht er aus. Offen bleibt aber, wann es weitergeht – und der Sport in den Landkreis zurückkehr­t.

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Ein Bild vor der Pandemie: Als einer der besten bayerische­n Turner darf Sascha Wilhelm momentan zwar trainieren – an Bundesliga‰Wettkämpfe ist in der Pandemie aber nicht zu denken.

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