Der Märchenweg in Harburg wird erweitert
Der Märchenweg in Harburg öffnet zum 1. Mai. Doch dieses Jahr gibt es eine Erweiterung in den Wald – und auch in der Stadt erwarten die Besucher Überraschungen
Der Märchenweg öffnet zum 1. Mai. Es gibt nun eine Erweiterung in den Wald – und auch in der Stadt warten Überraschungen.
Harburg Immer wieder begegnen Gabi Steger auf dem Märchenweg am Fuße des Schlosses Harburg Menschen, die sie freudestrahlend auf ihr Projekt ansprechen. „Ich kenne den Märchenweg schon, aber musste ihn unbedingt noch meinem Mann zeigen“, sagt eine ältere Dame, die extra aus Nördlingen angereist ist. Sie macht Fotos, liest die individuell gestalteten Märchenbücher und verweilt bei jeder Station für ein paar Minuten. Das Konzept von Gabi Steger geht auf und hat sich über die Landkreisgrenzen hinaus bereits herumgesprochen. Ab dem 1. Mai gibt es allerdings nicht nur den überarbeiteten Märchenweg zu entdecken, sondern noch vieles mehr.
Die Initiatorin des Themenweges, Gabi Steger, hat sich etwas Neues einfallen lassen: einen Märchenwald. Ein alter Bekannter, wie das Rumpelstilzchen, tanzt im Schutz der Bäume um das Feuer und auch das Mädchen von „Die Sterntaler“fängt die Goldmünzen nun auf dem Weg zur „Schöne Aussicht“in ihrem Kleid auf. Aufmerksame Besucher können auch noch neue Figuren entdecken: Ein Schneewittchenhaus taucht plötzlich hinter den sieben Bergen auf, und auch das Bergwerk der sieben Zwerge ist nicht weit. Der neu gestaltete Pfad startet vom oberen Burgparkplatz. Dort empfängt „Der Froschkönig“die Besucher, die sich entscheiden müssen, welchen der verzauberten Wege sie entlang wandeln möchten.
Denn auch auf dem Märchenweg gibt es Neues zu entdecken: „Mir war es wichtig, dass es nicht langweilig wird. Kinder haben ein Gedächtnis wie ein Elefant und wussten schon genau, wo welche Geschichte steht“, erzählt die Initiatorin. Neu sind unter anderem Szenen aus „Das tapfere Schneiderlein“, „Dornröschen“, „Hans im Glück“, „Aschenputtel“, „Schneewittchen“sowie „Der Fischer und seine Frau“. Auch „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“soll seinen Weg in das verwunschene Burgareal finden.
Manche Figuren wie zum Beispiel die der „Frau Holle“wagt Gabi Steger gar nicht zu versetzen. Frau Holle steht an einem Burgfenster, blickt über die Stadt und schüttelt jeden Morgen ihr Kissen, sodass es schneit: „Eltern berichteten mir, dass ihre Kinder jeden Tag auf dem Weg zum Kindergarten oder zur Schule hoch ans Fenster schauen, wo ,Frau Holle‘ steht, und sich freuen.“Solange man Frau Holle erblickt, ist der Märchenweg geöffnet. Als die Saison vergangenes Jahr vorbei war und die liebevoll gestaltete Figur nicht mehr am Fenster stand, habe es sogar ein paar Tränen gegeben, erzählt Gabi Steger.
der Märchenweg ist bei Weitem nicht nur ein Ziel für Familien mit Kindern. Besucher jedes Alters mühen sich den Steig zur Burg hinauf und träumen sich ein Stück weit in eine verwunschene Welt.
Der Vorteil des neuen Märchenwaldes sei, dass dieser weniger anstrengend zu begehen ist und somit die Strecke für ältere Bürger oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen leichter zu bewältigen sei. Gabi Steger betont aber, dass es ein Kinderwagen auf beiden Pfaden aufgrund der Bodenbeschaffenheit nach wie vor sehr schwer habe.
Mittlerweile ist der Märchenweg mit seinen knapp 30 Figuren auch ein echtes Gemeinschaftswerk der Harburger. Neben den 35 bis 40 Helfern in Stegers Team kämen viele Einheimische und Bürger aus umliegenden Gemeinden auf sie zu und fragen, ob sie sich denn auch beteiligen könnten. „Eine Frau sagte neulich zu mir, dass Harburg ihr so viel gebe und sie daher auch etwas zurückgeben möchte“, berichtet die 58-Jährige. Auch auf die Stadtverwaltung könne die Initiatorin immer zählen. Das Projekt sei zudem international: So gestaltete ein italienisches Paar den Pinocchio, und ein Mann aus Indien half bei der Umsetzung einer Szenerie aus dem
Dschungelbuch. Pinocchio ist allerdings dem Vandalismus zum Opfer gefallen. Nachdem er dreimal zerstört wurde, wurde er schließlich nicht mehr aufgestellt. Auch der Froschkönig hatte es in der Vergangenheit nicht leicht und wurde jedes Jahr zerschlagen. Aber die Freunde des Märchenwegs halten zusammen, und so konnte der grüne König dank einer Spende wieder neu getöpfert werden.
Auch Diebe torpedieren das Projekt. Der Gestiefelte Kater stand nur einen Tag, dann war er geklaut. Einige Figuren werden nun zusätzlich gesichert. Gabi Steger will sich gegen die Verursacher wehren und bringt jede Zerstörung zur Anzeige. „Egal, wie oft etwas kaputt gemacht wird, wir lassen uns davon nicht unterkriegen“, gibt sie sich kämpferisch. Dafür, dass so viele Hundert Besucher pro Jahr nach Harburg kommen, um die Märchenszenen zu bewundern, passiere im Gesamten betrachtet noch recht wenig. Um den Märchenweg weiterhin zu erhalten, wird heuer eine Kasse auf den Burgpfaden aufgestellt, in die jeder eine Spende einwerfen kann.
Dass aus ihrer Idee mal so etwas Großes wird, die Menschen der neuen Saison entgegenfiebern und sich vom Zauber des Themas verführen lassen – das hätte die Harburgerin nicht gedacht. Wichtig war ihr daDoch mals, das Schloss und die Stadt mehr zu verbinden: „Von den Tausenden Touristen, die jedes Jahr das Schloss besuchen, hatte die Stadt meistens nichts. Mit dem Märchenweg finden sie nun auch den Weg in die Altstadt.“
Für zusätzliche Werbung sollen heuer bunt bemalte Stühle sorgen, die von Freitag bis Sonntag auf der alten Brücke und am Marktplatz stehen. Der Donauwörther Alpenverein hat sie aussortiert und den ehrenamtlichen Projektgestaltern zur Verfügung gestellt.
Eine Überraschung hat Gabi Steger für Harburg und seine Besucher noch vorbereitet: „Die Stadt bekommt einen neuen Himmel.“Gehäkelte Mandalas sollen in der Altstadt über den Köpfen der Bürger aufgehängt werden. Mitgebracht hat die gelernte Bäckereifachverkäuferin die Idee aus einem Andalusienurlaub und setzt dies nun in der Heimat um. Dafür häkelten viele Harburger Frauen bunte Netze, die nun miteinander verknüpft werden.
Die Ideen gehen Steger also so schnell nicht aus: Weitere Darstellungen von Märchen sollen auf jeden Fall noch folgen. „Für dieses Jahr wünsche ich mir, dass nichts kaputtgeht, kein Müll achtlos hingeschmissen wird, jeder auf den anderen achtet, und vor allen Dingen sollen alle Spaß haben.“