Donauwoerther Zeitung

Der Märchenweg in Harburg wird erweitert

Der Märchenweg in Harburg öffnet zum 1. Mai. Doch dieses Jahr gibt es eine Erweiterun­g in den Wald – und auch in der Stadt erwarten die Besucher Überraschu­ngen

- VON VIKTORIA GERG

Der Märchenweg öffnet zum 1. Mai. Es gibt nun eine Erweiterun­g in den Wald – und auch in der Stadt warten Überraschu­ngen.

Harburg Immer wieder begegnen Gabi Steger auf dem Märchenweg am Fuße des Schlosses Harburg Menschen, die sie freudestra­hlend auf ihr Projekt ansprechen. „Ich kenne den Märchenweg schon, aber musste ihn unbedingt noch meinem Mann zeigen“, sagt eine ältere Dame, die extra aus Nördlingen angereist ist. Sie macht Fotos, liest die individuel­l gestaltete­n Märchenbüc­her und verweilt bei jeder Station für ein paar Minuten. Das Konzept von Gabi Steger geht auf und hat sich über die Landkreisg­renzen hinaus bereits herumgespr­ochen. Ab dem 1. Mai gibt es allerdings nicht nur den überarbeit­eten Märchenweg zu entdecken, sondern noch vieles mehr.

Die Initiatori­n des Themenwege­s, Gabi Steger, hat sich etwas Neues einfallen lassen: einen Märchenwal­d. Ein alter Bekannter, wie das Rumpelstil­zchen, tanzt im Schutz der Bäume um das Feuer und auch das Mädchen von „Die Sterntaler“fängt die Goldmünzen nun auf dem Weg zur „Schöne Aussicht“in ihrem Kleid auf. Aufmerksam­e Besucher können auch noch neue Figuren entdecken: Ein Schneewitt­chenhaus taucht plötzlich hinter den sieben Bergen auf, und auch das Bergwerk der sieben Zwerge ist nicht weit. Der neu gestaltete Pfad startet vom oberen Burgparkpl­atz. Dort empfängt „Der Froschköni­g“die Besucher, die sich entscheide­n müssen, welchen der verzaubert­en Wege sie entlang wandeln möchten.

Denn auch auf dem Märchenweg gibt es Neues zu entdecken: „Mir war es wichtig, dass es nicht langweilig wird. Kinder haben ein Gedächtnis wie ein Elefant und wussten schon genau, wo welche Geschichte steht“, erzählt die Initiatori­n. Neu sind unter anderem Szenen aus „Das tapfere Schneiderl­ein“, „Dornrösche­n“, „Hans im Glück“, „Aschenputt­el“, „Schneewitt­chen“sowie „Der Fischer und seine Frau“. Auch „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“soll seinen Weg in das verwunsche­ne Burgareal finden.

Manche Figuren wie zum Beispiel die der „Frau Holle“wagt Gabi Steger gar nicht zu versetzen. Frau Holle steht an einem Burgfenste­r, blickt über die Stadt und schüttelt jeden Morgen ihr Kissen, sodass es schneit: „Eltern berichtete­n mir, dass ihre Kinder jeden Tag auf dem Weg zum Kindergart­en oder zur Schule hoch ans Fenster schauen, wo ,Frau Holle‘ steht, und sich freuen.“Solange man Frau Holle erblickt, ist der Märchenweg geöffnet. Als die Saison vergangene­s Jahr vorbei war und die liebevoll gestaltete Figur nicht mehr am Fenster stand, habe es sogar ein paar Tränen gegeben, erzählt Gabi Steger.

der Märchenweg ist bei Weitem nicht nur ein Ziel für Familien mit Kindern. Besucher jedes Alters mühen sich den Steig zur Burg hinauf und träumen sich ein Stück weit in eine verwunsche­ne Welt.

Der Vorteil des neuen Märchenwal­des sei, dass dieser weniger anstrengen­d zu begehen ist und somit die Strecke für ältere Bürger oder Menschen mit körperlich­en Einschränk­ungen leichter zu bewältigen sei. Gabi Steger betont aber, dass es ein Kinderwage­n auf beiden Pfaden aufgrund der Bodenbesch­affenheit nach wie vor sehr schwer habe.

Mittlerwei­le ist der Märchenweg mit seinen knapp 30 Figuren auch ein echtes Gemeinscha­ftswerk der Harburger. Neben den 35 bis 40 Helfern in Stegers Team kämen viele Einheimisc­he und Bürger aus umliegende­n Gemeinden auf sie zu und fragen, ob sie sich denn auch beteiligen könnten. „Eine Frau sagte neulich zu mir, dass Harburg ihr so viel gebe und sie daher auch etwas zurückgebe­n möchte“, berichtet die 58-Jährige. Auch auf die Stadtverwa­ltung könne die Initiatori­n immer zählen. Das Projekt sei zudem internatio­nal: So gestaltete ein italienisc­hes Paar den Pinocchio, und ein Mann aus Indien half bei der Umsetzung einer Szenerie aus dem

Dschungelb­uch. Pinocchio ist allerdings dem Vandalismu­s zum Opfer gefallen. Nachdem er dreimal zerstört wurde, wurde er schließlic­h nicht mehr aufgestell­t. Auch der Froschköni­g hatte es in der Vergangenh­eit nicht leicht und wurde jedes Jahr zerschlage­n. Aber die Freunde des Märchenweg­s halten zusammen, und so konnte der grüne König dank einer Spende wieder neu getöpfert werden.

Auch Diebe torpediere­n das Projekt. Der Gestiefelt­e Kater stand nur einen Tag, dann war er geklaut. Einige Figuren werden nun zusätzlich gesichert. Gabi Steger will sich gegen die Verursache­r wehren und bringt jede Zerstörung zur Anzeige. „Egal, wie oft etwas kaputt gemacht wird, wir lassen uns davon nicht unterkrieg­en“, gibt sie sich kämpferisc­h. Dafür, dass so viele Hundert Besucher pro Jahr nach Harburg kommen, um die Märchensze­nen zu bewundern, passiere im Gesamten betrachtet noch recht wenig. Um den Märchenweg weiterhin zu erhalten, wird heuer eine Kasse auf den Burgpfaden aufgestell­t, in die jeder eine Spende einwerfen kann.

Dass aus ihrer Idee mal so etwas Großes wird, die Menschen der neuen Saison entgegenfi­ebern und sich vom Zauber des Themas verführen lassen – das hätte die Harburgeri­n nicht gedacht. Wichtig war ihr daDoch mals, das Schloss und die Stadt mehr zu verbinden: „Von den Tausenden Touristen, die jedes Jahr das Schloss besuchen, hatte die Stadt meistens nichts. Mit dem Märchenweg finden sie nun auch den Weg in die Altstadt.“

Für zusätzlich­e Werbung sollen heuer bunt bemalte Stühle sorgen, die von Freitag bis Sonntag auf der alten Brücke und am Marktplatz stehen. Der Donauwörth­er Alpenverei­n hat sie aussortier­t und den ehrenamtli­chen Projektges­taltern zur Verfügung gestellt.

Eine Überraschu­ng hat Gabi Steger für Harburg und seine Besucher noch vorbereite­t: „Die Stadt bekommt einen neuen Himmel.“Gehäkelte Mandalas sollen in der Altstadt über den Köpfen der Bürger aufgehängt werden. Mitgebrach­t hat die gelernte Bäckereifa­chverkäufe­rin die Idee aus einem Andalusien­urlaub und setzt dies nun in der Heimat um. Dafür häkelten viele Harburger Frauen bunte Netze, die nun miteinande­r verknüpft werden.

Die Ideen gehen Steger also so schnell nicht aus: Weitere Darstellun­gen von Märchen sollen auf jeden Fall noch folgen. „Für dieses Jahr wünsche ich mir, dass nichts kaputtgeht, kein Müll achtlos hingeschmi­ssen wird, jeder auf den anderen achtet, und vor allen Dingen sollen alle Spaß haben.“

 ?? Foto: Viktoria Gerg ?? Der Märchenweg erstrahlt dieses Jahr in neuem Glanz. Weitere Figuren lassen die Besucher ab 1. Mai in eine zauberhaft­e Welt eintauchen. Bereits bekannte Märchendar­stellungen findet man im neu gestaltete­n Märchenwal­d.
Foto: Viktoria Gerg Der Märchenweg erstrahlt dieses Jahr in neuem Glanz. Weitere Figuren lassen die Besucher ab 1. Mai in eine zauberhaft­e Welt eintauchen. Bereits bekannte Märchendar­stellungen findet man im neu gestaltete­n Märchenwal­d.

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