Zum Ehrentag gibt’s eine Uraufführung
Kantor Hans-Georg Stapff wird zum Kirchenmusikdirektor ernannt. Das geht natürlich nicht ohne – ganz besondere – Musik
Donauwörth Die Kirchenglocken läuten und kündigen den Festakt an, die evangelische Christuskirche ist – soweit es die Umstände erlauben – gut gefüllt, freudige Erwartung, Persönlichkeiten der evangelischen Kirche, die eigens angereist sind, zwei Chöre, eine Organistin und eine Saxofonistin auf der Empore, ein strahlender Dekanatskantor, der sich bald Kirchenmusikdirektor nennen darf.
Farina Mayrhofer junior und senior durchbrechen die gespannte Stille mit den festlichen Klängen der „Fanfare“für Saxofon und Orgel von J. N. Lemmens, ehe Dekan Johann Heidecker alle Anwesenden zum Gottesdienst am „Cantate“-Sonntag begrüßt. Dass dieser Festakt anlässlich der Ernennung von Hans-Georg Stapff zum Kirchenmusikdirektor nicht nur ein feierlicher, sondern auch ein freudig-beschwingter und ungezwungener Moment sein soll, wird sehr schnell deutlich, als der Gospelchor mit Akteuren aus Donauwörth und Augsburg die Songs „Come into His Presence“und „Gloria“intoniert, bei denen die Kirchengemeinde begeistert mitklatscht.
Ein besonderer Augenblick ist die Uraufführung der Chormotette „Als neue Menschen leben“, in der Stapff als Testgrundlage die Epistellesung des Cantate-Sonntags, Kolosser 3, zugrunde legt. Der Kirchenchor intoniert das mehrsätzige Werk. Während der erste Satz „Gott hat euch als seine Heiligen erwählt“elegisch, verträumt, beinahe meditativ wirkt, geht der zweite Satz „Vor allem aber bekleidet euch mit Liebe“in eine technisch anspruchsvolle Chorfuge über, die sich im dritten Teil „Dazu seid ihr berufen“mit leisen choralähnlichen Klängen wieder in der Homofonie sammelt und beruhigt. Der vierte Satz „Singt Gott als vollem Herzen“erklingt freudig sowie dynamisch differenziert und wird im fünften Satz „Dankt dabei Gott“in eine andere Tonart mit leiseren Klängen geführt, wobei der Chor auch rhythmisch exakt bei „Gesegnet ist der König“agiert. Am Ende kehrt die Komposition sowohl musikalisch als auch textlich zurück zum ersten Satz und rundet damit das musikalisch überaus gelungene und ansprechende Werk ab.
Dekan Heidecker geht in seiner Ansprache darauf ein, dass wir als Christen dem Programm der Welt, das häufig geprägt ist von Gewinnund Machtstreben, von Gewalt und Gier, etwas entgegensetzen können und jeder Einzelne Möglichkeiten hat, sich mit seinen Talenten zu engagieren. Stapff tut dies in beeindruckender Weise mit seiner Musik. Kirchenrat Manuel Ritter aus der Landeskirche verleiht ihm daher die Ernennungsurkunde zum Kirchenmusikdirektor und skizziert kurz Stapffs Werdegang, der bereits seit 1989 in Donauwörth, seit 2008 auch als Popkantor in Augsburg wirkt.
„Music is my life“konstatiert Stadtdekan Michael Thoma aus Augsburg in Bezug auf den Jubilar und bemerkt, dass Musik zu allen Zeiten in allen Kulturen, besonders auch im religiösen Bereich, eine zentrale Rolle spielt. Glaube möchte sich ausdrücken und dazu trägt Stapff in besonderer Weise bei. Thomas Nowak, dem Hans-Georg Stapff freundschaftlich verbunden ist, entbietet die besten Glückwünsche im Namen des PopularmusikVerbandes.
Nach dem verträumt-meditativen Musikstück „Cantabile for you“für Saxofon und Orgel von Enrico Passini bedankt sich der neu ernannte Kirchenmusikdirektor bei allen Mitwirkenden und der Kirchenchor unter seiner Leitung beendet den Gottesdienst eindrucksvoll mit einem Choral von Johann Sebastian Bach.