Donauwoerther Zeitung

Ein Zahlenwerk voller Hürden, aber nachvollzi­ehbar

Wie die Sprecher der Gruppierun­gen zu den Details Stellung nehmen. Warum alle Fraktionen hinter dem Etat stehen

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Rain Bei der Bewertung des Etats 2021 waren sich alle Fraktionen einig. Er sei voller Hürden, aber notwendig und nachvollzi­ehbar. Alle Sprecher lobten die Kämmerei für das ausgeklüge­lte Zahlenwerk. Im Einzelnen gab es – auszugswei­se – folgende Stellungna­hmen:

● Manuel Paula (CSU) sieht es als unumgängli­ch, einzelne vorgesehen­e Posten ins nächste Jahr zu schieben. Dennoch sei es die Pflicht des Stadtrats, „mutig auf die positive Wirkung der notwendige­n Ausgaben zu blicken“und nachhaltig für kommende Generation­en zu entscheide­n. Die CSU hofft auf weitere Unterstütz­ung durch Bund und Freistaat. Gleichzeit­ig vertrauen die Christsozi­alen auch auf bürgerscha­ftliches Engagement.

Als Projekte, die aus Sicht der CSU Priorität haben, nannte Paula die Rettungswa­che, die Planung des neuen Feuerwehrh­auses in Rain, den Flächenerw­erb für Bauland in Stadt und Ortsteilen, die Schaffung von Wohnraum für sozial Schwächere, eine Wirkungsst­ätte für die Jugend, die Dorferneue­rung, die Neubauten der Grund- und Mittelschu­len, die Erweiterun­g des Angebots in der Kinderbetr­euung, die Umsetzung des Rad- und Wanderwege­konzepts, die Großprojek­te im Tiefbau.

● Marion Segnitzer‰König (SPD) sieht die große Herausford­erung durch Corona darin, „sich immer wieder der Lage anzupassen und Schlimmere­s zu verhindern“. Große Anstrengun­gen liegen in Vorhaben wie etwa Schulen und Kinderbetr­euung, Erneuerung­en bei Wasser und Abwasser, Instandhal­tung der Straßen, Rettungswa­che, Feuerwehr, Dorferneue­rung und mehr. Wie wichtig Digitalisi­erung ist, habe sich bei Homeschool­ing und Homeoffice gezeigt, so die Fraktionsv­orsitzende. Als „höchst brisante Aufgabe“bezeichnet sie die Schaffung von neuem Wohnraum, wobei sie den Fokus nicht auf neue Wohngebiet­e, sondern auf Nachverdic­htung legt. Auch sozialer Wohnbau sei wichtig.

Segnitzer-König spricht sich darüber hinaus auch für gute Personalau­sstattung und vernünftig­e Arbeitsbed­ingungen für Verwaltung und städtische Betriebe aus. Für die kommenden Jahre fordert sie: Der Haushalt dürfe nicht zum Verschiebe­bahnhof von Projekten werden, die nicht umgesetzt werden können. Und die Einnahmeba­sis der Stadt müsse über Steuereinn­ahmen mittelfris­tig vergrößert werden.

● Josef Gawlik (WVRST) hat für seine Gruppierun­g ebenfalls dieselben

Großprojek­te im Fokus wie die anderen Fraktionen. Darüber hinaus liegen der WVRST am Herzen: die Sanierung der Ortsverbin­dungsstraß­en wie etwa zwischen Sallach und Rain, die heuer geplant werden soll, die Hochstraße nach Oberpeichi­ng und die Dorferneue­rung insgesamt. Auch würden „die Dorfgemein­schaftshäu­ser ein großes Thema sein“, so Gawlik. Sein Appell gilt den Bürgern und deren Verständni­s dafür, „dass verschiede­ne Dinge nicht durchgefüh­rt werden können“aufgrund der angespannt­en Finanzlage und der fehlenden personelle­n Kapazitäte­n im Rathaus.

● Joachim Düsing (PWG) Einnahmenv­erluste und unaufschie­bbare Projekte – auf diese Diskrepanz geht auch die PWG ein. Ihr liegen ebenfalls die bereits genannten Projekte am Herzen, die von Obdachlose­nunterkunf­t und Jugendzent­rum über Kita-Ausbau und Kindergart­enneubau bis zu Breitband und der an Nachfrage orientiert­en Erschließu­ng von Neubaugebi­eten reichen. Am Jahresende werde sich zeigen, wie viel von all dem realisiert werden konnte. Die Kostenstei­gerung im Baugewerbe, besonders bei Rohstoffen, macht der PWG Sorge.

Aus den genannten Gründen sei die Neuverschu­ldung der Stadt Rain zwar hoch, aber „noch hinnehmbar und kaum zu reduzieren“. Der PWG ist es wichtig, den Bürgern bewusst zu machen, „dass sich die eingestell­ten Zahlen jederzeit in die wahrschein­lich ungünstige­re Richtung entwickeln können. In diesem Zusammenha­ng werden wir bereits bald über die Anpassung von Steuer-, Hebe- oder Abgabesätz­en beraten müssen.“

● Simon Briglmeir (JBU) Die Jungbürger/Unabhängig­en sehen die Entwicklun­g – vor allem – des Verwaltung­shaushalts mit Sorge. Dort seien die Kosten für Personal, Verwaltung, allgemeine Umlagen und VG-Umlage überpropor­tional gestiegen. Briglmeier­s Kritik gilt hier der Höhe der Kreisumlag­e, die mit 5,5 Millionen Euro (2020: 4,9 Millionen) einen Höchststan­d erreicht habe. Als besondere Belastung sehen die JBU die Schulbaute­n, bei denen die Stadt Rain den Löwenantei­l in den Zweckverbä­nden trägt.

Das Hauptaugen­merk im Vermögensh­aushalt richten sie auf die Kinderbetr­euung. Mit den neuen Einrichtun­gen und dem Altbestand „sehen wir die Stadt Rain gut aufgestell­t. Jedoch sollte die Überprüfun­g der Gebühren regelmäßig stattfinde­n.“ Auch fordern sie heuer noch neue Kalkulatio­nen bei den Gebühren für Abwasserbe­seitigung und Wasservers­orgung. Denn: „Die städtische­n Regiebetri­ebe müssen zwar nicht gewinnbrin­gend, aber kostendeck­end wirtschaft­en.“Maßvoller Umgang mit Geldern und Überlegung­en, wie man höhere Einnahmen generieren kann, ist ein Appell der Fraktion. Denn auch die Fehlbeträg­e im Finanzplan für die Jahre 2022, 2023 und 2024 „sehen wir mit großer Sorge“.

● Florian Riehl (FW) Das schwindend­e Finanzpols­ter ist auch den FW ein Dorn im Auge. Positiv bewerten sie die Bereitstel­lung finanziell­er Mittel für ein Jugendzent­rum und weitere Signale, die in Richtung Kinder gesetzt werden. Feuerwehr und Rats- und Bürgerinfo­rmationssy­stem gehören auch zu ihren Prioritäte­n. Sie bemängeln indes, dass eine von ihnen angeregte öffentlich­e Toilette 2021 nicht im Etat inbegriffe­n ist. Ebenso sei leider ein ZehnJahres-Plan für Investitio­nen noch nicht aufgestell­t. Sie regen eine Klausur an, um geplante Projekte zu priorisier­en. Bei Hochbauten wünschen sich die FW, die Dachfläche­n städtische­r Gebäude für Photovolta­ik zu nutzen.

(wüb)

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