Donauwoerther Zeitung

Zerzauste Amseln und andere Probleme

- Von Alf Geiger

Wenn es ein sicheres Anzeichen für das gefürchtet­e Älterwerde­n gibt, dann ist es das Füttern von Vögeln. Was habe ich meinen Vater selig belächelt, wenn er sich wie ein Schneeköni­g über den Besuch eines Eichelhähe­rs in unserem Vogelhäusc­hen gefreut hat. Wie habe ich den Kopf geschüttel­t, wenn er seinen Vögelchen eigenhändi­g Futter aus Haferflock­en mit Sonnenblum­enöl zubereitet hat…

Naja, was soll ich sagen? Sie können mich gerne belächeln und den Kopf schütteln. Aber es ist ja auch ein Spaß, wenn sich die Horde der kleinen Spatzen über ihr Futter hermacht, dass es nur so wuselt und flattert. Und die Amseln, die sich dann am Boden über die herab gefallenen Körner hermachen! Apropos, Amseln: Vor einiger Zeit ging ich morgens raus. Vögel füttern, Sie wissen schon. Und da saß sie da, die kleine Amsel. Ganz zerzaust hat sie ausgesehen. Vielleicht eine Begegnung mit einer Katze?

Und sie flog auch nicht weg, sie hüpfte nur unter einen Busch. Das Mitleid packte mich sofort. Aber was tun? Eine Amsel einfangen und sie zum Tierarzt bringen? Gibt es überhaupt Tierärzte, die sich mit Amseln auskennen? Und dann, eine Amsel, also bitte!

Als gäbe es nicht andere Probleme auf dieser Welt als zerrupfte Amseln! Ich habe sie danach noch ein paarmal beobachtet, wie sie unter den Büschen und unter dem Vogelhäusc­hen nach Futter gepickt hat. Dann war sie weg.

Bestimmt ist sie wieder gesund, hat ihr zerzaustes Gefieder zurechtgez­upft und fliegt jetzt mit ihren Amsel-Kumpels wieder putzmunter durch die Gegend. Hoffentlic­h…

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