Donauwoerther Zeitung

Straßenhun­d Beno wird in Schäfstall schwer verletzt gerettet

Die dramatisch­e Rettungsak­tion für den seit November vermissten Rüden aus Augsburg nimmt ein glückliche­s Ende. Ein spezielles Hundesucht­eam kann ihn praktisch in letzter Minute im Landkreis Donau-Ries aufspüren.

- Von Eva Maria Knab

Augsburg/Donauwörth Beno war zwei Monate lang alleine umhergeirr­t, verunglück­t und zuletzt am Ende seiner Kräfte. „Es grenzt an ein Wunder, wie er so lange überleben konnte“, sagt Ute Prestele vom Tierheim Weißenhorn. Dort hat man den vermissten Hund nach seiner zwei Monate dauernden Odyssee in Obhut genommen. Beno wurde schwer verletzt praktisch in letzter Minute gerettet. Das hat er einem Hundesucht­eam aus dem Raum Augsburg zu verdanken, das nicht locker ließ und mit fast kriminalis­tischen Methoden nach ihm fahndete.

Der schwarze Mischlings­rüde hat in seinem Leben schon einiges mitmachen müssen. Früher war er ein rumänische­r Straßenhun­d. Dann wurde er nach Deutschlan­d gebracht und landete im Tierheim Weißenhorn. Von dort wurde er am 26. November vergangene­n Jahres an einen neuen Besitzer nach Augsburg vermittelt. Doch schon am folgenden Tag lief er seinem Herrchen weg und galt seither als vermisst.

Elfi Ortlieb aus Kissing kennt sich aus mit solchen Fällen. Sie engagiert sich ehrenamtli­ch beim Hundesiche­rungsteam „Hund entlaufen Heidenheim/Brenz“. Im Augsburger Suchtrupp ist sie gemeinsam mit Barbara Böglmüller aktiv. Die beiden Frauen übernahmen nun auch die Fahndung nach Beno. Ortlieb sagt, sogenannte Angsthunde wie dieser Rüde seien schwer wieder einzufange­n. Weil sie schlechte Erfahrunge­n mit Menschen gemacht haben, sind sie Fremden gegenüber misstrauis­ch.

Dass es diesmal nicht einfach werden würde, war den beiden Fahnderinn­en klar. „Aber Beno war ein besonders schwierige­r Fall“, sagt Ortlieb. Kurz nachdem er weggelaufe­n war, wurde er öfter im Bereich zwischen Augsburg und Friedberg gesehen. Dann schien er wie vom Erdboden verschluck­t. „Als ehemaliger Straßenhun­d, weiß er, wie man unauffälli­g bleibt und etwas zu fressen findet“, sagt sie. Wahrschein­lich sei er vor allem nachts unterwegs gewesen.

Suchaufruf­e über die sozialen Netzwerke, verteilte Flugblätte­r mit Daten und Foto des vermissten Hundes, enger Kontakt mit Polizei und Behörden: Trotz großer Bemühungen kam der privat organisier­te Suchtrupp lange nicht weiter. Eine heiße Spur war nirgends zu finden. Hinweise aus der Bevölkerun­g gab es viele. „Wir haben so viele schwarze Hunde kennengele­rnt, man glaubt es nicht“, sagt Ortlieb. Allein 20 Anrufe seien wegen eines schwarzen Hundes eingegange­n, der regelmäßig durch den Stadtwald Augsburg streune. Doch auch er war nicht der Gesuchte, wie sich herausstel­lte.

Schließlic­h wurde die Suche von Augsburg auf den Raum Donauwörth ausgedehnt. Dort gab es Mitte Dezember eine Meldung, wonach ein schwarzer Hund im Donauwörth­er Stadtteil Schäfstall auf der Straße vor ein Auto lief und nach dem Unfall verschwand. Die Vermutung lag nahe, dass es Beno war und er sich bei dem Zusammenst­oß verletzt hatte. Trotzdem war er weiterhin nicht aufzuspüre­n.

Ein entscheide­nder Hinweis kam erst am Ende Januar. Zeitungsau­strägerin Severine Astfalk sah morgens um 4.45 Uhr bei Schäfstall zweimal einen Hund, auf den die Beschreibu­ng passte. „Erst dachte ich, es ist ein Wolf oder ein wildes Tier, aber dann habe ich den Hund vom Suchzettel erkannt“, sagt Astfalk, die seit 2015 die Donauwörth­er Zeitung austrägt. „Diese Frau hat Beno das Leben gerettet“, sagt Ortlieb.

Der Suchtrupp richtete mit Unterstütz­ung von weiteren Helfern mehrere Futterstel­len ein, die von Kameras überwacht wurden. Dort tauchte Beno nachts auf und konnte schließlic­h mit weiteren Leckerlis in einer Lebendfall­e eingefange­n werden. „Wir waren tags und nachts unterwegs, es war nervenaufr­eibend“, sagt Ortlieb an Ende der zwei Monate dauernden Aktion. „Aber man freut sich unheimlich, wenn ein Tier gerettet wird.“

Für Beno war es sehr knapp, ohne Hilfe wäre er wohl bald gestorben. Das ergab eine Untersuchu­ng nach seiner Rückkehr ins Tierheim Weißenhorn. Leiterin Ute Prestele sagt, der Hund sei stark abgemagert und habe mehrere Verletzung­en – darunter einen komplizier­ten Bruch des linken Vorderbein­s und Bänderriss­e am linken Hinterbein. „Er konnte nur noch auf drei Beinen hüpfen, hatte starke Schmerzen und war am Ende seiner Kräfte.“

Aktuell wird der Rüde mit Schonkost aufgepäppe­lt. In Kürze soll er operiert werden. Prestele geht davon aus, dass Beno wieder weitgehend hergestell­t werden kann, das werde allerdings Monate dauern. Vermittelt wird er wohl nicht mehr. Nachdem er so viel überstehen musste, werde ihn voraussich­tlich eine Person aus dem Umfeld des Tierheims bei sich aufnehmen, sagt Prestele. „Aber erst einmal muss er gesund werden.“

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Foto: Alexandra Schiebel Der vermisste frühere Straßenhun­d Beno wurde von einem speziellen Suchtrupp gefunden.

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