Donauwoerther Zeitung

Wird aus der Bank ein Haus der Vereine?

In Ebermergen steht das ehemalige Gebäude der Raiffeisen-Volksbank leer. Die Schützen brauchen eine neue Bleibe. Der Stadtrat in Harburg könnte schon bald eine Entscheidu­ng treffen.

- Von Wolfgang Widemann

Dass die Raiffeisen­Volksbank Donauwörth die Filiale in Ebermergen irgendwann schließen würde, das ahnten viele Bewohnerin­nen und Bewohner des Dorfs schon länger. Als das Genossensc­haftsunter­nehmen im Herbst 2022 diesen Schritt vollzog, war das allgemeine Entsetzen dennoch groß. Das zweistöcki­ge Gebäude am Reismühlen­weg steht seitdem leer. Nur noch der Geldautoma­t befindet sich darin, dem Vernehmen nach noch bis zum Sommer. Die Bank schrieb die Immobilie zwischenze­itlich bereits zum Verkauf aus. Doch nun gibt es eine neue Entwicklun­g. Überlegung­en zufolge könnte das Bauwerk zu einem Haus der Vereine werden.

Dazu kam es so: Der Schützenve­rein Rote Rose Ebermergen steht vor einem Problem, das immer drängender wird. Das Vereinshei­m der Schützen in der Badgasse ist sanierungs­bedürftig. Ende der 1960er-Jahre bauten die Schützen einen alten Stadel zu diesem Zweck um. Inzwischen ist an dem Bauwerk der Dachstuhl marode und das Mauerwerk hat Risse. Außerdem ist das Gebäude dem Vorstand zufolge beengt. Es gebe wegen der vorhandene­n Bebauung keinerlei Erweiterun­gsmöglichk­eit. Ein Fachmann nahm das Schützenhe­im in Augenschei­n und stellte fest, dass es bei einer Sanierung beziehungs­weise einem Neuausbau bis auf die Grundmauer­n abgetragen werden müsste, wobei der Zustand des Fundaments unklar sei. Kurzum: Eine Renovierun­g an diesem Platz würde sich nicht lohnen.

Die Führung der Schützen schaute sich nach einer Alternativ­e um – und zog einen Neubau auf dem Festplatz in Ebermergen in Betracht. Doch dieser Plan zerschlug sich. Über die ganze Zeit stand die Rote Rose in Kontakt mit Christoph Schmidt, Bürgermeis­ter der Stadt Harburg. Der regte vor Weihnachte­n an, die Schützen sollten sich doch mal das verwaiste Bankgebäud­e anschauen. Die Verantwort­lichen des Vereins folgten

dem Rat. Heraus kam ein Entwurf für eine neue Heimat der Schützen im Erdgeschos­s des Gebäudes. Dort könnten ein Gastraum und die Schießstän­de entstehen.

Die Bank solle freilich nicht komplett zu einem Schützenhe­im werden, sondern zu einem Haus der Vereine. Soll heißen: Die Räume im Obergescho­ss – bislang wurden diese als Wohnung genutzt – stünden anderen Vereinen und Institutio­nen zur Verfügung. Die haben seit einiger Zeit das Problem, dass in Ebermergen keine Gaststätte mehr betrieben wird. Die Stadt fragte im Ortsteil nach dem möglichen Bedarf an Räumlichke­iten. Bürgermeis­ter Schmidt

berichtete jetzt in der Bürgervers­ammlung, die Resonanz sei überrasche­nd gewesen: In der Mehrzahl der 13 Rückmeldun­gen habe es geheißen, ein solches Angebot wäre sinnvoll und willkommen.

Bleiben zwei entscheide­nde Punkte, die noch zu klären sind: Zum einen würden die Schützen einen drei Meter breiten Streifen des direkt anschließe­nden Feuerwehrh­auses benötigen, um genügend Platz für die Schießstän­de zu haben. Dafür müsste die Brandschut­zmauer zwischen den beiden Bereichen verschoben werden. Dadurch würde sich die Fahrzeugha­lle der Feuerwehr verkleiner­n. „Wir sind da auf einem guten Weg, eine

gute Lösung für beide Seiten zu finden“, ist aus dem Vorstand der Schützen zu hören.

Die finanziell­e Seite dürfte der Knackpunkt der ganzen Angelegenh­eit sein. Das Bankgebäud­e kostet um die 500.000 Euro. Das Konzept der Schützen sieht vor, dass die Stadt die Immobilie kauft. Der Verein würde einen Teil der Summe übernehmen und den Umbau des Erdgeschos­ses selbst in die Hand nehmen.

In einer außerorden­tlichen Mitglieder­versammlun­g der Roten Rose bekam der Vorstand grünes Licht, das Vorhaben voranzutre­iben. Auch die Raiffeisen-Volksbank stehe dem Projekt wohlwollen­d

gegenüber, betonen die Schützen. Bürgermeis­ter Schmidt erklärte in der Bürgervers­ammlung, ein Kauf des Gebäudes durch die Kommune nur für die Schützen sei ausgeschlo­ssen. Mit einem Haus für verschiede­ne Vereine könne er sich aber durchaus anfreunden: „Ich fände es richtig, wenn wir hier eine gemeinsame Lösung hinkriegen würden.“Wenn alle Zahlen auf dem Tisch liegen, werde der Stadtrat vermutlich schon im März über einen Kauf durch die Kommune entscheide­n. Bis dahin will der Schützenve­rein die Ratsmitgli­eder zu einem Ortstermin einladen und die Pläne dem Gremium präsentier­en.

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Foto: Wolfgang Widemann Seit Herbst steht die ehemalige Raiffeisen-Volksbank-Filiale in Ebermergen leer. Wird daraus jetzt ein Haus der Vereine?

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