Wird aus der Bank ein Haus der Vereine?
In Ebermergen steht das ehemalige Gebäude der Raiffeisen-Volksbank leer. Die Schützen brauchen eine neue Bleibe. Der Stadtrat in Harburg könnte schon bald eine Entscheidung treffen.
Dass die RaiffeisenVolksbank Donauwörth die Filiale in Ebermergen irgendwann schließen würde, das ahnten viele Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfs schon länger. Als das Genossenschaftsunternehmen im Herbst 2022 diesen Schritt vollzog, war das allgemeine Entsetzen dennoch groß. Das zweistöckige Gebäude am Reismühlenweg steht seitdem leer. Nur noch der Geldautomat befindet sich darin, dem Vernehmen nach noch bis zum Sommer. Die Bank schrieb die Immobilie zwischenzeitlich bereits zum Verkauf aus. Doch nun gibt es eine neue Entwicklung. Überlegungen zufolge könnte das Bauwerk zu einem Haus der Vereine werden.
Dazu kam es so: Der Schützenverein Rote Rose Ebermergen steht vor einem Problem, das immer drängender wird. Das Vereinsheim der Schützen in der Badgasse ist sanierungsbedürftig. Ende der 1960er-Jahre bauten die Schützen einen alten Stadel zu diesem Zweck um. Inzwischen ist an dem Bauwerk der Dachstuhl marode und das Mauerwerk hat Risse. Außerdem ist das Gebäude dem Vorstand zufolge beengt. Es gebe wegen der vorhandenen Bebauung keinerlei Erweiterungsmöglichkeit. Ein Fachmann nahm das Schützenheim in Augenschein und stellte fest, dass es bei einer Sanierung beziehungsweise einem Neuausbau bis auf die Grundmauern abgetragen werden müsste, wobei der Zustand des Fundaments unklar sei. Kurzum: Eine Renovierung an diesem Platz würde sich nicht lohnen.
Die Führung der Schützen schaute sich nach einer Alternative um – und zog einen Neubau auf dem Festplatz in Ebermergen in Betracht. Doch dieser Plan zerschlug sich. Über die ganze Zeit stand die Rote Rose in Kontakt mit Christoph Schmidt, Bürgermeister der Stadt Harburg. Der regte vor Weihnachten an, die Schützen sollten sich doch mal das verwaiste Bankgebäude anschauen. Die Verantwortlichen des Vereins folgten
dem Rat. Heraus kam ein Entwurf für eine neue Heimat der Schützen im Erdgeschoss des Gebäudes. Dort könnten ein Gastraum und die Schießstände entstehen.
Die Bank solle freilich nicht komplett zu einem Schützenheim werden, sondern zu einem Haus der Vereine. Soll heißen: Die Räume im Obergeschoss – bislang wurden diese als Wohnung genutzt – stünden anderen Vereinen und Institutionen zur Verfügung. Die haben seit einiger Zeit das Problem, dass in Ebermergen keine Gaststätte mehr betrieben wird. Die Stadt fragte im Ortsteil nach dem möglichen Bedarf an Räumlichkeiten. Bürgermeister Schmidt
berichtete jetzt in der Bürgerversammlung, die Resonanz sei überraschend gewesen: In der Mehrzahl der 13 Rückmeldungen habe es geheißen, ein solches Angebot wäre sinnvoll und willkommen.
Bleiben zwei entscheidende Punkte, die noch zu klären sind: Zum einen würden die Schützen einen drei Meter breiten Streifen des direkt anschließenden Feuerwehrhauses benötigen, um genügend Platz für die Schießstände zu haben. Dafür müsste die Brandschutzmauer zwischen den beiden Bereichen verschoben werden. Dadurch würde sich die Fahrzeughalle der Feuerwehr verkleinern. „Wir sind da auf einem guten Weg, eine
gute Lösung für beide Seiten zu finden“, ist aus dem Vorstand der Schützen zu hören.
Die finanzielle Seite dürfte der Knackpunkt der ganzen Angelegenheit sein. Das Bankgebäude kostet um die 500.000 Euro. Das Konzept der Schützen sieht vor, dass die Stadt die Immobilie kauft. Der Verein würde einen Teil der Summe übernehmen und den Umbau des Erdgeschosses selbst in die Hand nehmen.
In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der Roten Rose bekam der Vorstand grünes Licht, das Vorhaben voranzutreiben. Auch die Raiffeisen-Volksbank stehe dem Projekt wohlwollend
gegenüber, betonen die Schützen. Bürgermeister Schmidt erklärte in der Bürgerversammlung, ein Kauf des Gebäudes durch die Kommune nur für die Schützen sei ausgeschlossen. Mit einem Haus für verschiedene Vereine könne er sich aber durchaus anfreunden: „Ich fände es richtig, wenn wir hier eine gemeinsame Lösung hinkriegen würden.“Wenn alle Zahlen auf dem Tisch liegen, werde der Stadtrat vermutlich schon im März über einen Kauf durch die Kommune entscheiden. Bis dahin will der Schützenverein die Ratsmitglieder zu einem Ortstermin einladen und die Pläne dem Gremium präsentieren.