Narren tummeln sich in der Natur
Bei der Prunksitzung in Mertingen geht das Publikum voll mit. Das Programm beinhaltet viele Tanznummern, aber auch den neuesten Tratsch im Dorf.
Befinden wir uns noch in der Mertinger Turnhalle oder in der Natur oder einem botanischen Garten? Diese Frage stellen sich die Gäste der Prunksitzung der Faschingsfreunde Mertingen so manches Mal. Unter dem Motto „Natur“wird das Publikum mitgenommen auf eine Reise durch Flora und Fauna.
Hofmarschallin Sandra Hurler und Kinderhofmarschallin Josi Schwarz begrüßen die Besucherinnen und Besucher und führen diese mit ihrer Moderation durch den Abend. Das Komitee marschiert in Begleitung der Teenygarde und Prinzengarde auf die Bühne. Die beiden Garden zeigen ihren Gemeinschaftstanz. Es stellt sich Kinderprinzenpaar Prinzessin Dana I. von den zauberhaften Blumenwiesen (Todd) und Prinz Pascal I. von den klingenden Auen (Hieger) vor. Sie gleiten in ihrem Tanz im wiegenden Walzerschritt über die Bühne und die Prinzessin schwingt ihr Kleid, das selbst wie eine Blumenwiese aussieht. Die Vier- bis Achtjährigen der Showsternchen als jüngste Tanzgruppe sind als Rehe und Füchse verkleidet. Sie trommeln, springen, schwingen ihre braunen Glitzerröcke und Hosen und präsentieren sich dabei als flinke Waldbewohner.
„Leben alleine genügt nicht, sagte der Schmetterling, Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume muss man auch haben“so zitiert Hormarschallin Hurler Hans Christian Andersen als Auftakt für die Dance Stars, die als Blumenwiese über die Bühne tanzen. Zu jeder tanzenden Blume gesellt sich ein Schmetterling. Die Kinder zeigen sogar einige Hebefiguren. Doch auch Besuch ist angereist. Die Höchstädter Schlossfinken präsentieren Prinzessin Sandra Fischer und Prinz Michael Feistle, die ihren Walzer zum Besten geben. Die Höchstädter Tanzgruppe Flying Narrows gibt sich zuerst als lustige Pumuckl, die auf der Bühne Zuhause sind und sich zum Sandmännchen schließlich schlafen legen. Die Kostüme werden durch die Hofnarrenkluft in Rotgelb ausgewechselt und es wird rasant. Mit ihrem Trampolin springen die Akteure über einen Turnkasten und zeigen Salti und Schrauben. Besonders beeindrucken sie das Publikum mit den Pyramiden, die sie aus Turnerinnen und Turnern bauen. Die Nummer der Höchstädter Showtanzgruppe steht in diesem Jahr unter dem Motto „Prophezeiung der Maja“, verbunden mit aufwendigen Hebefiguren.
Doch wer hegt und pflegt denn die Blumen und Pflanzen in Mertingen? Das müssen die Mertinger Höllweiber sein, die mit „Das bisschen Haushalt, sagt mein Mann“einmarschieren. Sie beklagen sich über ihre Männer und summieren ihre Klage mit dem Spruch: „Lieber zwei Ringe unter die Augen als einen am Finger.“Als Glühwürmchen werden die Mädchen der Mertinger Teenygarde angekündigt, die die Nacht erhellen. Dass viele Märchen ihren Rahmen in der Natur finden, ist kein Geheimnis. In dem Märchen, das die Mertinger erzählen, geht es um eine hässliche Königstochter, die „nicht mehr alle Latten am Zaun hat“und als beim Spielen im Garten ein Frosch aus dem Gulli entsteigt, liefert sie sich in schriller Stimme mit diesem ein Singduell, das seinesgleichen sucht. Gekonnt wandeln sie bekannte Lieder ab. Beispiel: „Männer“von Herbert Grönemeyer. In Mertingen lautet der Text: „Frösche sind so verletzlich, Frösche sind in dieser Welt einfach unersetzlich.“Musikalisch geht es auch gleich weiter denn die Mönchsdegginger Alm Gugga heizen dem Saal mit wilden Trommeln und leidenschaftlicher Blasmusik ordentlich ein. Die große Mertinger Prinzengarde bewegt sich auch gern wie die Vögel im Wind und zeigt Spagate, tolle Formationen und Sprünge in akrobatische Höhen. Mit lautem Schluchzen kündigen sich die Mertinger Friedhofsweiber an. Die vier Frauen erfahren auf dem Friedhof immer den neuesten Tratsch. Da wird in Reimen der Flickenteppich der Mertinger Straßen besungen: „Bei jeder Fahrt zur Massage, sind die Bandscheiben wieder im Arsch.“Auch klären sie über „MMS“auf, den „Mertingermetzgereischwund“. Dieser führe zu großem Ansturm beim letzten verbliebenem Metzger.
Gut gefallen den Weibern die ausverkauften Paninihefte der örtlichen „Möchtegernstars“. Nur „über unsere Windräder wollen wir heut nix sagen, denn es tun sich schon die Druisheimer beklagen“, so die Damen. Am Ende geben sie noch das abgewandelte Lied „Mertinger Nächte“zum Besten, bei dem der ganze Saal mitsingt.
Das Männerballett Donaumünster wird bei der Prunksitzung so angekündigt: „Von den düsteren Nächten zu einer schönen Augenweide.“Die Tänzer zeigen aufwendige Kunststücke, bei denen sie beispielsweise ihre Kameraden über ihren Köpfen im Kreis drehen. Dabei schwingen sie wie nebenbei mit ihren Hüften und legen eine tolle Performance hin. Ein Höhepunkt des Abends jagt den anderen, als am Ende die Mertinger Tanzgruppe Dance Explosion die Bühne betritt. Deren Auftritt ist ein Zusammenspiel aller Elemente und Wetterlagen. Da werden die Tänzerinnen, wie bei einem Sturm durch die Lüfte geworfen und zeigen beeindruckende Luftfiguren und bewegen sich dabei wie selbstverständlich auf der Bühne und in schwindelerregenden Höhen. Auch die Jungs zeigen ihr tänzerisches Können.
Das Publikum im Saal quittiert jeden Auftritt mit tosendem Applaus. Auch während den Darbietungen wird mitgeklatscht und laut mitgejubelt. Am Ende des wunderbaren Abends kommen noch einmal alle Mitwirkenden (auch die Helferinnen und Helfer im Hintergrund) auf die Bühne zum Vereinstanz.