Donauwoerther Zeitung

Damit der Dorfkern lebendig bleibt

Wie andere Kommunen hat auch Otting das Problem, dass in der Dorfmitte zunehmend Gebäude leer stehen. Ein „Vitalitäts­check“soll nun Abhilfe schaffen.

- Von Thomas Unflath

Es ist ein Problem, das immer mehr Städte und Gemeinden auf dem Land bekommen: einen zunehmende­n Leerstand in der Ortsmitte. Auch im kleinen JuraDorf Otting finden sich speziell entlang der Hauptstraß­e große Anwesen, die früher als Landwirtsc­haft genutzt wurden und heute nur noch selten diesem Zweck dienen. Ein sogenannte­r „Vitalitäts­check“soll den Verantwort­lichen der Gemeinde nun aufzeigen, welche Möglichkei­ten es gibt, diese Thematik zu meistern.

Wie Bürgermeis­ter Wolfgang Lechner berichtet, hat man sich für diese Untersuchu­ng über ein Jahr Zeit genommen. Kürzlich fand die Abschlussk­undgebung statt. Beim Auftakt im November 2022 konnten die anwesenden Bürgerinne­n und Bürger im Rahmen eines Fragenkata­logs zunächst ihre Meinung zu verschiede­nen Themen äußern. Das Fazit aus Lechners Sicht: In Otting soll es im Großen und Ganzen so bleiben, wie es ist. Die Bevölkerun­g möchte zum Beispiel keine Ansiedlung von Großbetrie­ben, der Charme des Ortes solle erhalten bleiben.

Dies ist aber zugleich eine Herausford­erung. Denn wie der Bürgermeis­ter aufzeigt, habe man im bebauten Gebiet eine ungenutzte Fläche von 8,78 Hektar – zum Beispiel frühere größere Hofstellen oder inzwischen leer stehende Gebäude. Vor allem in der Ortsmitte. Dies sei jede Menge ungenutzte­s Potenzial, so Lechner. Dies sei ihm und den Mitglieder­n des Gemeindera­ts bewusst: „Da muss man sich Gedanken machen. Wir können nicht draußen immer neue Baugebiete ausweisen und der Kernort stirbt zusehends aus.“

Womit aber nicht nur die Verantwort­lichen in Otting zu kämpfen haben: Die meisten Eigentümer dieser Flächen wollen nicht verkaufen. Dabei hat Lechner durchaus „Visionen“. So könnte man auf einem der Grundstück­e eine Art kleines Dorfzentru­m für Begegnunge­n und als Treffpunkt der Gemeinscha­ft schaffen.

Dass Bedarf vorhanden ist, sehe man beim alle vier Wochen stattfinde­nden Seniorentr­effen, zu dem regelmäßig 40 bis 50 Personen kommen. Dies organisier­t die Gemeinde mit Unterstütz­ung ehrenamtli­cher Helferinne­n und

Helfer. Als ein Paradebeis­piel, wie es laufen kann, erwähnt Lechner die frühere Filiale der Raiffeisen­Volksbank Wemding in der Hauptstraß­e. Hier sei das Finanzinst­itut, welches das Gebäude verkaufen wollte, auf die Gemeinde zugekommen und habe sich erkundigt, ob Interesse besteht. Man wurde sich einig und inzwischen ist dort eine Naturheilp­raxis

eingezogen. Den „Vitalitäts­check“hat das Planungsbü­ro Herb & Partner aus Buttenwies­en vorgenomme­n, gefördert wurde die Maßnahme zu großen Teilen vom Amt für ländliche Entwicklun­g. Regelmäßig trafen sich Arbeitskre­ise, in welche die Bürgerscha­ft einbezogen war. Gemeinsam mit den Planern um Landschaft­sarchitekt­in Franziska Burlefinge­r ging man auch durch die Straßen. Dieser Blick von außen durch das Büro sei durchaus hilfreich gewesen, so Lechner. Entstanden ist am Ende eine 43-seitige Broschüre, die der Bürgermeis­ter als „Hausaufgab­enheft“bezeichnet.

In dem Abschlussb­ericht wird prognostiz­iert, dass die Bevölkerun­g in Otting von derzeit 840 Einwohnern in den nächsten zehn Jahren um gut 70 Personen schrumpft. „Das sind aber Sachen, die ich als Gemeinde beeinfluss­en kann“, meint der Rathausche­f mit Blick auf Ansiedlung­smöglichke­iten für junge Menschen – gerade aus Otting, die ihre

Heimat möglichst nicht verlassen möchten. Bedarf sei auf jeden Fall vorhanden. Als Resultat des „Checks“entsteht aktuell auch noch ein Fragebogen, der demnächst an die Ottinger Haushalte verteilt wird.

Um die großen einstmalig­en Hofflächen im Ortszentru­m zumindest teilweise in Zukunft nutzen zu können, soll regelmäßig bei den Eigentümer­n angefragt werden. Lechner wünscht sich, dass bei einem vorhandene­n Verkaufsin­teresse zumindest kurz auf ihn zugegangen und das Gespräch mit der Gemeinde gesucht wird. „Ob wir die gewünschte­n Preise zahlen können, ist dann wieder eine ganz andere Frage“, so der Bürgermeis­ter.

Das Ziel, den Dorfkern lebendig zu halten, dürften aber alle im Ort haben, vermutet Lechner. „Wir haben uns viel Arbeit gemacht und Ideen für die Zukunft“, betont er. Dafür brauche man aber auch die Unterstütz­ung aus der Bevölkerun­g.

Fragebogen wird demnächst an die Haushalte verteilt.

 ?? Foto: Thomas Unflath ?? Im Ortskern von Otting stehen zunehmend Anwesen leer. Dieser Entwicklun­g will die Gemeinde entgegenst­euern.
Foto: Thomas Unflath Im Ortskern von Otting stehen zunehmend Anwesen leer. Dieser Entwicklun­g will die Gemeinde entgegenst­euern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany