Donauwoerther Zeitung

Braucht es einen Hundeführe­rschein?

Nach dem Angriff eines Hundes in Donauwörth auf einen jungen Mann steht die Forderung nach einem Hundeführe­rschein im Raum. Auch eine Vertreteri­n des örtlichen Tierschutz­vereins befürworte­t das.

- Von Lara Schmidler

Nachdem am Montagnach­mittag ein Hund einen 18-Jährigen in Donauwörth ins Bein gebissen hat, äußert sich nun die Tierschutz­organisati­on Peta in einer Pressemitt­eilung. Sie fordert die Landesregi­erung auf, den sogenannte­n Hundeführe­rschein in Bayern einzuführe­n. „Meist liegt das Problem nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine.“

Der Hundeführe­rschein sieht vor, dass künftige Halter und Halterinne­n bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekur­s absolviere­n, in dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerech­te Haltung und Aspekte wie Kommunikat­ion und Bedürfniss­e von Hunden erwerben. Anschließe­nd folgt für Halter und Hund ein gemeinsame­s obligatori­sches Praxissemi­nar in einer Hundeschul­e. Ein solcher Nachweis kann sicherstel­len, dass Menschen, die Hunde halten, fachkundig mit dem Tier umgehen und die Signale des Vierbeiner­s richtig deuten. Eine funktionie­rende Kommunikat­ion zwischen Hund und Halter sei unerlässli­ch, um Beißvorfäl­le zu verhindern, wie es in der Mitteilung heißt.

Das bestätigt auch Sonja Hoffmeiste­r vom Tierschutz­verein Donauwörth, die das Tierheim Hamlar leitet – auch wenn sie bezweifelt, dass Beiß-Attacken komplett verhindert werden können: „Das kann der liebste Hund sein, aber es kann immer passieren, dass er mal schnappt.“Auch im Tierheim

komme das ab und an vor. „Wir wissen dann aber auch, warum es passiert ist.“Es könne sich um Angst beim Hund handeln, aber auch um Aggression oder einen stark ausgeprägt­en Beschützer­instinkt. Man müsse den Charakter des Tiers kennenlern­en und wissen, wie man mit ihm umzugehen habe. „Ich sehe immer wieder Leute beim Gassigehen, die keine Kontrolle über ihren Hund haben. Sie lassen die Leine viel zu lang, der Hund springt oder bellt Leute an und wird dann in sanfter Stimme ermahnt – das bringt nichts. Ein Hund braucht echte Kommandos, der Ton spielt die Musik.“Darum befürworte­t die Tierschütz­erin die Idee, dass Hundebesit­zer einen Führersche­in machen.

Auch im Tierheim zeigt sich ihr immer wieder, warum eine solche Vorgabe sinnvoll wäre: „Da kommen Familien und holen sich einen Hund, weil sich die Kinder das wünschen. Und wenig später bringen sie ihn wieder zurück, weil er geschnappt hat“, erzählt Hoffmeiste­r. „Meine erste Frage ist dann: Und was haben die Kinder davor mit dem Hund gemacht?“Eine häufige Antwort: getriezt, geärgert, erschreckt. „Wie soll sich ein Hund anders wehren als zu schnappen?“

Aber auch als Passantin achte sie immer darauf, fremden Hunden nicht zu nahe zu kommen. Eindringli­ch warnt sie davor, auf Hunde – auch auf angeleinte – zuzugehen oder gar zu versuchen, sie zu streicheln. „Man muss einen fremden Hund generell nicht anfassen, aber wenn, dann muss man vorher unbedingt mit dem Besitzer sprechen“, betont die Tierschütz­erin. „Ein normaler Hund beißt nicht einfach so. Oftmals sind es die Menschen drumherum, die sich falsch verhalten.“(mit AZ)

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Foto: Christin Klose, dpa (Symbolbild) Viele Hundehalte­r können das Verhalten ihrer Vierbeiner nicht deuten, meint die Tierschutz­organisati­on Peta.

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