Baugebiet löst Diskussionen aus
Die Stadt Monheim will ein neues Baugebiet verwirklichen. Verträgt sich dieses mit dem Umfeld? Bürgermeister Günther Pfefferer muss sich Kritik anhören.
„So voll war es hier noch nie“– auch Monheims Bürgermeister Günther Pfefferer zeigte sich beeindruckt vom Interesse aus der Bürgerschaft an der jüngsten Stadtratssitzung. Neben den 20 Ratsmitgliedern zwängten sich rund 50 Besucherinnen und Besucher in den Saal des Rathauses. Sogar die Tür blieb offen, damit die bis in den Flur stehenden Gäste die Ausführungen verfolgen konnten. Grund des Andrangs: die erstmalige Präsentation des geplanten neuen Baugebiets „An der Gailach“. Dieses führte zu einigen Diskussionen.
Planer Joost Godts führte die Anwesenden detailliert durch die Entwürfe. Der Auftrag für ihn und sein Team sei gewesen, verschiedene Bauweisen für das Gelände zwischen dem Flüsschen Gailach und dem Baugebiet „Osterholz III“aufzuzeigen. Somit habe man unterschiedliche Vorschläge eingebaut, die derzeit im Landkreis üblich sind. Godts präsentierte zwei Varianten. Der erste Entwurf enthält neben klassischen Einfamilienhäusern
auch andere Bauweisen. „Es ist inzwischen ein Gebot auch in kleineren Kommunen, nicht nur in die Breite, sondern in die Höhe zu bauen“, erläuterte der Experte. Im oberen Bereich – wo es das Gelände zulasse – seien Reihen- sowie Mehrparteienhäuser eingezeichnet.
Man habe auch verschiedene Untersuchungen durchgeführt, etwa zu Überschwemmungen. Eine Folge daraus ist, einen Grünstreifen an der Gailach unberührt zu lassen. In Variante 1 ist für das neue Baugebiet nur eine Zufahrt von der Bergstraße aus vorgesehen. Bei der Alternative wurde zudem ein weiterer Anschluss hin zur Straße Am Priel eingefügt. Teil der zweiten Variante sind zudem im unteren Bereich nahe der Gailach Grundstücke für fünf Tiny-Häuser. Das Fazit von Godts: „Dies sind alles nur Vorschläge. Lassen Sie diese wirken und machen Sie sich Ihre Gedanken dazu.“
Dass dies eben nicht so einfach sei, kritisierte Andreas Pelzer (SPD). Zwar äußerte er sich grundsätzlich positiv, dass man mit dem Areal ein innerstädtisches Wohnquartier schaffen wolle („eine Riesenchance“).
Doch nicht zum ersten Mal bliebe keine Zeit für die Entwicklung. Vor vier Wochen habe es einen ersten Vorentwurf des Planungsbüros gegeben, nun stünde bereits die Entscheidung an. „Warum die Eile?“, fragte Pelzer in Richtung des Bürgermeisters. Elementare Fragen wie die Erschließung, den Einbau von Zisternen
bis hin zu der Einbindung der Anlieger seien noch ungeklärt. Dieses Vorgehen sei der Kommune schon in der Vergangenheit auf die Füße gefallen.
Pelzer unterstützte deswegen einen Antrag von MUM-Sprecher Michael Schuster, die auf der Tagesordnung vorgesehene Beschlussfassung zu diesem Punkt zu streichen. Dies wurde einstimmig angenommen. Der SPD-Fraktionschef erbat zudem Rederecht für den anwesenden Unternehmer und betroffenen Anlieger Armin Gunzner. Auch dieser zeigte sich prinzipiell offen für ein neues und innerstädtisches Baugebiet. Allerdings gab er zu bedenken, dass seine Elementebaufirma mit knapp 100 Beschäftigten in direkter Nachbarschaft im ZweiSchicht-Betrieb läuft und entsprechend Lärm erzeugt. Gunzner erhielt von Zuhörern starken Applaus für folgende Kritik: „Natürlich ist das für ein Wohngebiet ein Problem, keine Frage. Das kann ich absolut nachvollziehen. Aber wieso kann man mit uns vorab nicht darüber reden? Bis jetzt wurden wir nicht persönlich über das Vorhaben informiert.“
Bürgermeister Pfefferer argumentierte daraufhin, dass es vor der erstmaligen Präsentation in der Sitzung nicht möglich gewesen wäre, Informationen nach außen zu geben. Das Verfahren starte nun und werde öffentlich ausgelegt. Jürgen Eitel (MUM) erinnerte daran, dass in einer kürzlichen Sitzung des Bauausschusses des Stadtrats explizit danach gefragt worden sei, ob mit den Nachbarn alles abgeklärt wurde. Dies sei bejaht worden. „Das war aber offensichtlich nicht der Fall. So kann man weder mit den Leuten noch mit uns Stadträten umgehen.“
In seiner Wortmeldung äußerte Thomas Metzger (SPD) grundsätzliche Kritik: „Mehrere Stadtratsmitglieder sind in jüngerer Vergangenheit bei Vorhaben überrollt worden.“Hier habe offenbar kein Lerneffekt eingesetzt. Claudia Gerstner (CSU) betonte, dass auch das Gremium bei der Sitzung am Dienstagabend die fertigen Pläne aus dem Hause Godts zum ersten Mal gesehen habe: „Es wird nun viele Gespräche und auch manche Änderung geben.“Ein derart komplexer Bebauungsplan sei noch nie behandelt worden. Das vorgesehene Gelände als Bauland zu verwirklichen, bezeichnete Gerstner als „spannende Aufgabe“.
Planer Godts, der zwischendurch auch emotional wurde und eine Zuhörerin darauf hinwies, dass das Filmen der Sitzung per Smartphone nicht erlaubt sei, fand zum Abschluss versöhnliche Worte: „Alles unter einen Hut zu bekommen, ist schwierig. Der Stadtrat und der Planer müssen immer beide Seiten sehen. Wir sind dazu da, um gemeinsam eine gute Lösung zu finden.“
Das Verfahren startet nun und wird öffentlich ausgelegt.