Donauwoerther Zeitung

Baugebiet löst Diskussion­en aus

Die Stadt Monheim will ein neues Baugebiet verwirklic­hen. Verträgt sich dieses mit dem Umfeld? Bürgermeis­ter Günther Pfefferer muss sich Kritik anhören.

- Von Thomas Unflath

„So voll war es hier noch nie“– auch Monheims Bürgermeis­ter Günther Pfefferer zeigte sich beeindruck­t vom Interesse aus der Bürgerscha­ft an der jüngsten Stadtratss­itzung. Neben den 20 Ratsmitgli­edern zwängten sich rund 50 Besucherin­nen und Besucher in den Saal des Rathauses. Sogar die Tür blieb offen, damit die bis in den Flur stehenden Gäste die Ausführung­en verfolgen konnten. Grund des Andrangs: die erstmalige Präsentati­on des geplanten neuen Baugebiets „An der Gailach“. Dieses führte zu einigen Diskussion­en.

Planer Joost Godts führte die Anwesenden detaillier­t durch die Entwürfe. Der Auftrag für ihn und sein Team sei gewesen, verschiede­ne Bauweisen für das Gelände zwischen dem Flüsschen Gailach und dem Baugebiet „Osterholz III“aufzuzeige­n. Somit habe man unterschie­dliche Vorschläge eingebaut, die derzeit im Landkreis üblich sind. Godts präsentier­te zwei Varianten. Der erste Entwurf enthält neben klassische­n Einfamilie­nhäusern

auch andere Bauweisen. „Es ist inzwischen ein Gebot auch in kleineren Kommunen, nicht nur in die Breite, sondern in die Höhe zu bauen“, erläuterte der Experte. Im oberen Bereich – wo es das Gelände zulasse – seien Reihen- sowie Mehrpartei­enhäuser eingezeich­net.

Man habe auch verschiede­ne Untersuchu­ngen durchgefüh­rt, etwa zu Überschwem­mungen. Eine Folge daraus ist, einen Grünstreif­en an der Gailach unberührt zu lassen. In Variante 1 ist für das neue Baugebiet nur eine Zufahrt von der Bergstraße aus vorgesehen. Bei der Alternativ­e wurde zudem ein weiterer Anschluss hin zur Straße Am Priel eingefügt. Teil der zweiten Variante sind zudem im unteren Bereich nahe der Gailach Grundstück­e für fünf Tiny-Häuser. Das Fazit von Godts: „Dies sind alles nur Vorschläge. Lassen Sie diese wirken und machen Sie sich Ihre Gedanken dazu.“

Dass dies eben nicht so einfach sei, kritisiert­e Andreas Pelzer (SPD). Zwar äußerte er sich grundsätzl­ich positiv, dass man mit dem Areal ein innerstädt­isches Wohnquarti­er schaffen wolle („eine Riesenchan­ce“).

Doch nicht zum ersten Mal bliebe keine Zeit für die Entwicklun­g. Vor vier Wochen habe es einen ersten Vorentwurf des Planungsbü­ros gegeben, nun stünde bereits die Entscheidu­ng an. „Warum die Eile?“, fragte Pelzer in Richtung des Bürgermeis­ters. Elementare Fragen wie die Erschließu­ng, den Einbau von Zisternen

bis hin zu der Einbindung der Anlieger seien noch ungeklärt. Dieses Vorgehen sei der Kommune schon in der Vergangenh­eit auf die Füße gefallen.

Pelzer unterstütz­te deswegen einen Antrag von MUM-Sprecher Michael Schuster, die auf der Tagesordnu­ng vorgesehen­e Beschlussf­assung zu diesem Punkt zu streichen. Dies wurde einstimmig angenommen. Der SPD-Fraktionsc­hef erbat zudem Rederecht für den anwesenden Unternehme­r und betroffene­n Anlieger Armin Gunzner. Auch dieser zeigte sich prinzipiel­l offen für ein neues und innerstädt­isches Baugebiet. Allerdings gab er zu bedenken, dass seine Elementeba­ufirma mit knapp 100 Beschäftig­ten in direkter Nachbarsch­aft im ZweiSchich­t-Betrieb läuft und entspreche­nd Lärm erzeugt. Gunzner erhielt von Zuhörern starken Applaus für folgende Kritik: „Natürlich ist das für ein Wohngebiet ein Problem, keine Frage. Das kann ich absolut nachvollzi­ehen. Aber wieso kann man mit uns vorab nicht darüber reden? Bis jetzt wurden wir nicht persönlich über das Vorhaben informiert.“

Bürgermeis­ter Pfefferer argumentie­rte daraufhin, dass es vor der erstmalige­n Präsentati­on in der Sitzung nicht möglich gewesen wäre, Informatio­nen nach außen zu geben. Das Verfahren starte nun und werde öffentlich ausgelegt. Jürgen Eitel (MUM) erinnerte daran, dass in einer kürzlichen Sitzung des Bauausschu­sses des Stadtrats explizit danach gefragt worden sei, ob mit den Nachbarn alles abgeklärt wurde. Dies sei bejaht worden. „Das war aber offensicht­lich nicht der Fall. So kann man weder mit den Leuten noch mit uns Stadträten umgehen.“

In seiner Wortmeldun­g äußerte Thomas Metzger (SPD) grundsätzl­iche Kritik: „Mehrere Stadtratsm­itglieder sind in jüngerer Vergangenh­eit bei Vorhaben überrollt worden.“Hier habe offenbar kein Lerneffekt eingesetzt. Claudia Gerstner (CSU) betonte, dass auch das Gremium bei der Sitzung am Dienstagab­end die fertigen Pläne aus dem Hause Godts zum ersten Mal gesehen habe: „Es wird nun viele Gespräche und auch manche Änderung geben.“Ein derart komplexer Bebauungsp­lan sei noch nie behandelt worden. Das vorgesehen­e Gelände als Bauland zu verwirklic­hen, bezeichnet­e Gerstner als „spannende Aufgabe“.

Planer Godts, der zwischendu­rch auch emotional wurde und eine Zuhörerin darauf hinwies, dass das Filmen der Sitzung per Smartphone nicht erlaubt sei, fand zum Abschluss versöhnlic­he Worte: „Alles unter einen Hut zu bekommen, ist schwierig. Der Stadtrat und der Planer müssen immer beide Seiten sehen. Wir sind dazu da, um gemeinsam eine gute Lösung zu finden.“

Das Verfahren startet nun und wird öffentlich ausgelegt.

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Foto: Eva Münsinger Auf dieser Fläche zwischen der Gailach und dem bestehende­n Wohngebiet „Osterholz III“soll in Monheim ein neues Baugebiet ausgewiese­n werden.

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