Donauwoerther Zeitung

Genug von Göttingen

Charlotte Lindholm ermittelt in tausend Richtungen und letztmals an der Seite ihrer Kollegin Anais Schmitz. Das ist von allem etwas zu viel. Und ein Déjà-vu gibt es auch.

- Von Andreas Frei

Kollegin, verdächtig schweigend­er Kriminaldi­rektor, wilde Knutschere­i auf dem Sofa.

Fürs Publikum kommt noch die Frage hinzu: Bin ich in Göttingen oder in Köln, und zwar im Köln Anfang Dezember? Die „Tatort“-Kollegen Ballauf und Schenk mussten in „Des anderen Last“einen Mord unter Paketboten aufklären. Hintergrun­d: die brutale Welt der Niedrigloh­narbeiter. In Göttingen rast nun ein – Achtung! – Paketbote mit seinem Transporte­r in eine Menschengr­uppe. Mord, Amok, Unfall? Hintergrun­d – tataaa: die Welt der Niedrigloh­narbeiter. Was hat der „Tatort“-Koordinato­r bei der ARD denn da koordinier­t?

Dass Lindholms Chef Gerd Liebig (Luc Feit) in dem Fall eine zwielichti­ge Rolle spielt, ist von Minute eins an klar. Ins Leere starrende Augen, ein Treffen mit einem Bärtigen in einer verlassene­n Gegend, ein erschrocke­ner Blick in einen

DIN-A4-Umschlag – der Herr Kriminaldi­rektor scheint auf die falsche Seite geraten zu sein. Seine Geschichte und die Lösung des eigentlich­en Falls greifen schließlic­h sauber ineinander, allerdings etwas arg früh, da hat man sich durch die vielen Subunterne­hmer der Subunterne­hmer in der Paketbranc­he gerade erst durchgewur­schtelt. So ahnen auch Gelegenhei­tsschauer des Sonntagskr­imis beizeiten, wie die Katastroph­e am Ende aussehen wird.

„Geisterfah­rt“hat noch eine Ebene, eine persönlich­e: Lindholm ermittelt zum letzten Mal gemeinsam mit Anais Schmitz (Florence Kasumba), die aus dem „Tatort“aussteigt (schon wieder eine!) und nur noch einmal zu sehen sein wird: 2025 in einer Art Göttinger Solonummer, allerdings an der Seite von Bundespoli­zei-Kommissar Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring). Die zwei ungleichen Frauen könnten noch einmal so richtig zusammenra­uschen. Tun sie aber nicht – obwohl Lindholm einen schwerwieg­enden Grund liefert.

Schließlic­h muss man noch über die Stelle stolpern, als die Kollegensc­haft des Morddezern­ats das Büro ihres Chefs ausräumt (hä?). Die Polizeiprä­sidentin ermöglicht Lindholm die Rückkehr zum Landeskrim­inalamt nach Hannover, und die lässt am Ende zwei alberne Ballons in den Himmel steigen. Dann ist auch gut.

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