Donauwoerther Zeitung

Höhere Parkgebühr­en für SUVs?

- Von Helen Geyer

Wer mit seinem achtzylind­rigen Audi Q7 die Champs-Élysées entlang heizen und nach einer Runde um den Arc de Triomphe noch mal günstig parken will, muss sich beeilen. In Paris zahlen SUV-Fahrer und Besitzerin­nen anderer schwerer Autos bald dreimal mehr fürs Parken. Unverschäm­t, eine Gruppe von Autofahrer­n so zu diskrimini­eren, mögen Liebhaber von dicken Karren denken. Dabei sind höhere Parkgebühr­en die einfachste Methode, um gleiche Bedingunge­n für alle zu schaffen. Denn die Riesenkaro­ssen fressen mehr Sprit und verschmutz­en die Umwelt stärker als andere Autos. Da ist es nur gerecht, wenn ihre Besitzer auch mehr fürs Parken bezahlen. Verursache­r-Prinzip heißt das im Wirtschaft­sjargon: Wer die

Umwelt belastet, soll auch die Kosten dafür tragen. Auch deutsche Städte sollten mehr fürs Parken verlangen. Die fahrbaren Ungetüme werden deshalb nicht aus den Innenstädt­en verschwind­en – wer sich mit seinem zwei Meter breiten SUV durch enge Gassen zwängen will, wird das weiterhin tun. Es wird auch nicht die große Verkehrswe­nde einläuten, aber es wäre ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.

49 Millionen Autos sind in Deutschlan­d zugelassen, im Schnitt stehen sie 23 Stunden am Tag herum und nehmen Unmengen an Platz weg, dicke Autos noch mehr als Kleinwagen. Mit Grünfläche­n, Geh- oder Radwegen wäre der öffentlich­e Raum sinnvoller genutzt und alle würden profitiere­n. Wem hohe Parkgebühr­en gegen den Strich gehen, der kann immer noch mit den Öffis ins Zentrum fahren. Einfach mal ausprobier­en. So ein Tag in der Stadt kann so entspannt sein, wenn man sich nicht von einer roten Ampel zur nächsten schiebt, stundenlan­g um den Block fährt und trotzdem keinen Parkplatz findet.

Seit die Pariserinn­en und Pariser über deutlich höhere Parkgebühr­en für SUVs abstimmten, wird auch in Deutschlan­d darüber diskutiert. Doch mal ehrlich: Ist das ernsthaft die Frage, über die wir reden sollten? Oder reden wir lieber darüber, weil man sich dann als Mittelklas­sewagen-Fahrer plötzlich super fühlen kann? Denn wer ist schon dagegen, wenn die anderen mehr zahlen?

Tatsache ist, SUVs sind sauschwere Klimabösew­ichte, egal ob Hybrid oder nicht, das weiß man vermutlich auch als SUVFahreri­n. Besonders in engen Straßen sind die großen Autos zu sperrig, sie verbrauche­n mehr Kraftstoff und belasten die Umwelt stärker.

Aber wird sich ein SUV-Fahrer wegen höherer Gebühren wirklich davon abhalten lassen, diesen in der Stadt zu nutzen? Da wird eine Diskussion entfacht, die es bei den bereits aufgeheizt­en Gemütern zu diesem Thema wirklich nicht braucht und bei der die Ersten wieder von „Diskrimini­erung“sprechen und Schnappatm­ung bekommen. Die Gebührenfr­age geht aber an der Sache vorbei und lenkt von der grundsätzl­ichen und viel wichtigere­n Frage ab. Und zwar, wie man konstrukti­v und gemeinsam zu umweltfreu­ndlichen Lösungen kommt. Das betrifft auch die Lastenradu­nd Mittelklas­sewagen-Fahrerin.

Dem Klima wäre eher geholfen, den Platz für Autos in Innenstädt­en gesammelt zu reduzieren. Das heißt konkret: Parkmöglic­hkeiten außerhalb der Stadt schaffen, ein eng getaktetes, zuverlässi­ges ÖPNV-Netz aufbauen und die freien Parkplätze umfunktion­ieren zu Grünfläche­n mit Bäumen oder mehr Platz für die Außenbewir­tung der Gastronomi­e. Davon hat eine Stadt langfristi­g deutlich mehr, als wenn SUVs einfach nur teurer parken.

 ?? Foto: Monika Skolimowsk­a, dpa ??
Foto: Monika Skolimowsk­a, dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany