Donauwoerther Zeitung

Fachwissen vertiefen

Die Ausbildung abgeschlos­sen – und nun? Wer sich weiterbild­en möchte, hat verschiede­ne Möglichkei­ten. Ein erster Schritt kann die Fortbildun­g zum geprüften Berufsspez­ialisten sein. Was steckt dahinter?

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Abschlüsse wie Meister, Techniker oder Fachwirt sind häufig bekannt. Aber es gibt auch die Fortbildun­g zum geprüften Berufsspez­ialisten. Die Qualifizie­rung kann dazu beitragen, als Fachkraft für den eigenen Betrieb attraktiv zu bleiben – und ein erster Schritt zum höheren Bildungsni­veau sein. Aber für welche Berufe gibt es die Fortbildun­g eigentlich? Und für wen bietet sie sich an? Antworten auf wichtige Fragen.

Mit der jüngsten Änderung des Berufsbild­ungsgesetz­es im Jahr 2020 wurden drei Fortbildun­gsstufen etabliert: der geprüfte Berufsspez­ialist, der Bachelor Profession­al und der Master Profession­al. Damit habe die Aufstiegsf­ortbildung in der berufliche­n Bildung eine stärkere Strukturie­rung bekommen, sagt Monika Hackel. Sie leitet den Bereich „Struktur und Ordnung der Berufsbild­ung“beim Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB).

Während die beiden höheren Fortbildun­gsstufen mit dem Bachelorbe­ziehungswe­ise Masterabsc­hluss äquivalent sind, bildet der geprüfte Berufsspez­ialist eine Vorstufe dazu. „Das Besondere am Berufsspez­ialisten ist, dass er sehr stark an die Ausbildung­sinhalte angelehnt ist und diese noch mal vertieft beziehungs­weise andere Schwerpunk­te setzt“, sagt Hackel. Dabei sollen die fachliche Kompetenz intensivie­rt und die selbststän­dige Planung und Bearbeitun­g komplexer Fragestell­ungen gefördert werden.

Abhängig davon, in welchem Bundesland man lebt oder zu welcher Kammer man gehört, können unterschie­dliche Fortbildun­gsangebote bestehen. So gibt es beispielsw­eise Fortbildun­gsmöglichk­eiten für Berufsspez­ialisten im ökologisch­en Landbau oder in der industriel­len Transforma­tion.

Zeichnet sich ein bundesweit­er Bedarf ab, können die einzelnen Berufsfort­bildungen auch in eine bundesweit­e Regelung überführt werden. Aktuell ist das bei drei Berufsbild­ern

der Fall: geprüfte Berufsspez­ialisten für den Vertrieb, für fremdsprac­hige Kommunikat­ion und für Kraftfahrz­eug-Servicetec­hnik.

„Da ist sehr viel Bewegung drin. Die Berufsspez­ialisten entstehen aus Überlegung­en, wie Berufslauf­bahnen neu gestaltet werden können und wie man es beispielsw­eise attraktive­r gestalten kann, einen weiteren Fortbildun­gsabschlus­s anzusteuer­n“, so Hackel. Teilweise sei es möglich, die Fortbildun­gsinhalte auf die Meisterprü­fung anrechnen zu lassen. „Generell bietet sich die erste Fortbildun­gsstufe für alle Fachkräfte an, die eine duale Ausbildung erfolgreic­h abgeschlos­sen haben und sich weiterqual­ifizieren wollen“, sagt Oliver Heikaus, Weiterbild­ungsexpert­e der Deutschen Industrie

und Handelskam­mer (DIHK). Der Berufsspez­ialist biete einen ersten Schritt zur Weiterbild­ung, der jederzeit ausgebaut werden könne.

Doch die Fortbildun­g ist nicht nur ein Sprungbret­t zur Weiterqual­ifizierung. Es gehe auch darum, mit der Zeit zu gehen, findet Monika Hackel: „Der Berufsspez­ialist greift innovative Felder auf, die im Betrieb gebraucht werden und die man nutzen kann, um für seinen Arbeitgebe­r attraktiv zu sein.“Es gehe darum, sein Wissen aktuell zu halten und von der sich verändernd­en Industrie und Gesellscha­ft nicht abgehängt zu werden, so Hackel. 400 Stunden umfasst der gesetzlich vorgegeben­e Lernumfang für Berufsspez­ialisten mindestens. „Die Dauer hängt auch von der gewählten Vorbereitu­ngsform ab“, sagt Oliver Heikaus. Wer sich etwa für einen berufsbegl­eitenden Vorbereitu­ngslehrgan­g entscheide, müsse ein knappes Jahr dafür einplanen. „Vollzeit- oder Blocklehrg­änge können die Vorbereitu­ngszeit

verkürzen“, so Heikaus.

Wie die Dauer der Lehrgänge unterschei­den sich auch deren Kosten, „sie können etwa 2000 bis 3000 Euro betragen“, so der Weiterbild­ungsexpert­e. Wichtig: Grundsätzl­ich ist eine Förderung über das sogenannte AufstiegsB­afög möglich.

Oliver Heikaus empfiehlt Interessie­rten, genau zu überlegen, welche Inhalte der Berufsausb­ildung besonderes Interesse geweckt haben. Danach könne ein Gespräch mit einem Weiterbild­ungsberate­r folgen. „Am Ende sollte ein Weiterbild­ungsangebo­t gewählt werden, das zur berufliche­n und privaten Situation passt“, sagt Heikaus.

Ganz grundlegen­d richtet sich die Fortbildun­g an Menschen mit abgeschlos­sener Berufsbild­ung im jeweiligen Fachbereic­h. Teilweise sei es möglich, ohne Ausbildung, aber mit entspreche­nder Berufserfa­hrung die Fortbildun­gsprüfung abzulegen, sagt Monika Hackel. Ausschlagg­ebend ist die jeweilige Prüfungszu­lassungsre­gelung.

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Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn

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