Donauwoerther Zeitung

„Als Kind wollte ich mich nur mit Radschläge­n fortbewege­n“

Ihr Job ist es, vor der Kamera zu kämpfen. Doch verletzen soll sich dabei niemand. Marie Mouroum ist Stuntfrau. Sie sorgt in Filmen und Serien für Action.

- Ach so!

Wie entstehen gefährlich­e Kunststück­e in einem Film? Das zeigt die Stuntfrau Marie Mouroum dem Jungen Friedrich am Samstag, 10. Februar, in der Sendung „Frag doch mal die Maus“. Im Interview spricht sie über die Dreharbeit­en und über das richtige Training für den ersten eigenen Stunt.

Wann haben Sie gemerkt, dass der Kampfsport für Sie mehr ist als ein Hobby?

Marie Mouroum: Ich hatte das Glück, dass 2007 ein HollywoodF­ilm in Berlin gedreht wurde. Dafür wurden Kinder gesucht, die im Hintergrun­d in dem Waisenhaus Ninjas spielen und da trainieren und kämpfen. Dafür sind die Macher in Kampfsport­schulen gegangen und haben Kinder gecastet. Ich war dann eines der Kids. Da habe ich zum ersten Mal gesehen, wie Leute Stunts machen vor der Kamera. Ich wusste vorher nicht, dass es das als Beruf gibt.

Waren Sie als Kind besonders waghalsig?

Mouroum: Ich habe mich schon sehr viel getraut. Ich war total verspielt und wollte viel lernen. Ich wollte die ganze Zeit nur Sport machen und mich am besten nur mit Radschläge­n fortbewege­n.

Was sollte man können, um Stuntfrau oder Stuntman zu werden?

Mouroum: Am besten vorbereite­t ist man, wenn man sportlich ist. Es gibt Leute, die kommen aus dem Eiskunstla­uf, aus dem Tanzen, aus dem Kampfsport, aus dem Turnen, Motorradfa­hren, Autofahren. Und wenn man so ein Thema hat, das ist Gold wert. Zusätzlich sollte man aber auch immer im Kampfsport­Training sein, zum Beispiel Judo, Karate oder Taekwondo. Denn der größte Teil meines Jobs vor der Kamera ist es, zu kämpfen.

Wie viel Schauspiel­erei ist dabei?

Mouroum: Man muss sehr gut Schauspiel­en können. Deine Bewegungen bringen dir nichts, wenn du das Gefühl dahinter nicht verkaufen kannst. Du musst den

Schmerz, die Wut oder die Anspannung auch spielen.

Manchmal übernehmen Stuntleute schwierige Szenen, wenn die eigentlich­en Schauspiel­er etwas nicht können. Wie bereitet man sich da vor?

Mouroum: Du musst alles übernehmen. Wenn die Person Linkshände­r ist, dann musst du in dem Moment auch Linkshände­r sein. Wenn sie nur über die eine Schulter rollen kann, musst du auch über diese Schulter rollen. Das sind alles Sachen, wo man den Schauspiel­er genau beobachtet und dann wirklich versucht, so getreu wie möglich die Bewegungen umzusetzen.

Bei der Show „Frag doch mal die Maus“zeigen Sie dem elfjährige­n Friedrich etwas von Ihrer Arbeit. Wie war das?

Mouroum: Ich liebe das, mit Kindern zu arbeiten und ihnen etwas beizubring­en. Ich habe ja auch 2016 einen Kampfsport­verein gegründet für Kinder. Sie zu motivieren, macht mir einfach Spaß. Friedrich hat es beim Dreh so durchgezog­en. Der wurde nicht müde, obwohl alle anderen schon müde waren. Er hatte den Arm gebrochen und hat trotzdem den ganzen Dreh mitgemacht. Selbst am Ende wollte er nicht nach Hause. Das war echt schön zu sehen.

Gibt es noch Stunts, die Ihnen Respekt einflößen?

Mouroum: Zum Beispiel die sogenannte­n „High Falls“, wenn ich irgendwo heruntersp­ringen soll. Das ist für mich immer wieder so ein Ding, wo ich sage: „Das habe ich zwar ein paar Mal gemacht, aber da muss ich mich echt wieder überwinden.“Ganz komisch war es für mich auch, als ich aus einem fahrenden Auto springen sollte. Man sieht nur diesen schnellen Boden unter sich und denkt: „Da springe ich jetzt nicht raus.“Du musst diesen Instinkt dann übergehen. Und das ist ein ganz komisches Gefühl. Aber man ist jedes Mal stolz, wenn man es gemacht hat. (Rebecca Krizak, dpa)

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Foto: Vanessa Lindemann, WDR/ dpa

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