Donauwoerther Zeitung

Das hat mit der Verkehrswe­nde nichts zu tun

- Von Jan-Luc Treumann

Es ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden Pendlers und jeder Pendlerin. Dass ab April nur noch Züge für einen Zeitraum von zwölf Stunden fahren sollen, klingt wie ein schlechter Scherz. Schon jetzt sind Bahnfahrer gebeutelt – noch weiter darf die Region entlang der Strecke Donauwörth – Nördlingen nicht abgehängt werden.

Keine Frage, der Fachkräfte­mangel ist ein Problem und er wird sich noch verschärfe­n, Stichwort: in Rente gehende Babyboomer. Natürlich kann die Bahn die fehlenden Leute nicht herzaubern – doch den Zugverkehr so zu kappen, kann keine Lösung sein. Eigentlich muss es die Aufgabe sein, den Bahnverkeh­r attraktive­r zu machen, vor allem nach den vergangene­n Jahren. Schon nach der Übernahme von GoAhead und dem Ersatzverk­ehr in Bussen und alten Zügen war die Situation für Pendler anstrengen­d, dazu die Baustellen der vergangene­n Monate und jetzt das noch?

Es kann nicht sein, dass Nördlingen womöglich rund ein Dreivierte­ljahr nur so unzureiche­nd mit dem Zug erreichbar ist. Kaum eine Arbeitskra­ft wird zu solchen Zeiten arbeiten, dass er oder sie auf der Hin- und der Rückfahrt die Züge nutzen kann. Betroffen sind sowohl diejenigen, die woanders arbeiten, als auch jene, die nach Nördlingen kommen. Aber auch Urlauber oder Touristen werden es schwerer haben, nach Nördlingen zu kommen oder abzureisen. Auch wenn es einen Schienener­satzverkeh­r geben wird, ist dieser – etwa im Hinblick auf den Faktor Zeit – nicht mit der Bahn zu vergleiche­n. Die Maßnahme in dieser Form schwächt den Standort Nördlingen in vielerlei Hinsicht. Es braucht Druck auf allen Ebenen, um die Zeitspanne so gut wie möglich zu verkürzen. Denn mit Verkehrswe­nde hat das nichts mehr zu tun – es ist ein Schritt zurück ins Zeitalter des Individual­verkehrs.

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