Schmecken Regenwürmer und können sie wirklich husten?
Am heutigen 15. Februar wird der Tag des Regenwurms begangen. Aus diesem tierischen Anlass begeben wir uns auf Spurensuche, und zwar bei Rudi Schubert, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Kreisgruppe des Bund Naturschutz.
Herr Schubert, es gibt ein Kinderlied „Hörst du die Regenwürmer husten?“. Klären wir das also gleich mal zu Beginn: Können Regenwürmer husten?
Rudi Schubert: nicht.
Ne, das können sie
Das Lied bringt also eine „Lüge“in Umlauf?
Schubert: Das wohl nicht, denn manchmal geben Regenwürmer Geräusche von sich, die entstehen, wenn Luft aus den Röhren an ihrer Schleimhaut entweicht. Dadurch entsteht ein Pfeifen oder Zischen.
Was macht den Regenwurm so besonders, dass man ihm einen Gedenktag widmet?
Schubert: Regenwürmer lockern durch ihre Gänge, die sie graben, den Boden und verbessern so die Versickerung des Wassers. Entscheidend ist aber, dass Regenwürmer aus organischen Abfallstoffen Humus bilden. Ohne diese Recyclingleistung wäre ein Leben an
Land wie wir es kennen kaum möglich. Der Wurm macht’s!
Warum heißt der Regenwurm dann bei uns nicht Erdwurm – wie er etwa in englischsprachigen Ländern „earthworm“genannt wird?
Schubert: Bei uns war im Mittelalter die Rede vom „regen“Wurm aus dem wahrscheinlich der Regenwurm wurde. Eine andere Erklärung wäre: Nach starkem Regen gibt es oft Massenwanderungen von
Würmern. Vielleicht kommt der Name auch daher. Warum es zu diesen Wanderungen kommt, ist wissenschaftlich nicht bekannt.
Wie sollten wir den immens wichtigen Regenwurm behandeln?
Schubert: Mit Respekt! Wie übrigens alle Geschöpfe! Er hat einen „Gedenktag“aufgrund seiner Bedeutung für die Lebenskreisläufe und damit für die Ernährung der Menschheit auf jeden Fall verdient.
Apropos Ernährung: Es gibt mitunter die Mutprobe, einen Regenwurm zu verspeisen. Können Sie uns sagen, wie ein Regenwurm schmeckt?
Schubert: Nein, das kann ich nicht. Für solche Mutproben war ich immer zu feige. Aber in manchen Teilen der Erde werden Würmer tatsächlich gegessen, da sie wichtige Eiweißlieferanten sind.
Männchen oder Weibchen – wirklich erkennbar sind geschlechtsspezifische Merkmale nicht. Hat der Regenwurm welche?
Schubert: Beim Regenwurm gibt es keine Männlein oder Weiblein. Sie sind beides, also Zwitter.
Haben Regenwürmer unter diesen Umständen Sex, beziehungsweise wie vermehren sie sich?
Schubert: Regenwürmer tauschen bei der Paarung ihre Samenpakete aus, indem sie sich aneinanderlegen. Die Ringe, die Regenwürmer haben, sind keine Eheringe, sondern produzieren Kokons, in die Eiund Samenzellen gelegt werden. Diese Kokons legen die Würmer in die Erde ab, meistens im Frühjahr oder im Herbst, wenn es nicht zu trocken und heiß oder zu kalt ist. Nach acht Wochen schlüpfen fertige Würmchen, nach etwa drei Monaten sind sie erwachsen.
Welche Lebenserwartung haben Regenwürmer?
Schubert: Circa zwei Jahre. UVStrahlen (Sonnenlicht) bilden im
Regenwurm Giftstoffe. Sonnenbaden ist also tödlich. Ertrinken können sie nicht, denn sie atmen durch die Haut und können Sauerstoff aus Luft und Wasser entnehmen.
Stimmt es, dass sich ein Regenwurm lebensfähig verdoppelt, wenn man ihn halbiert?
Schubert: Wenn man einen Regenwurm in der Mitte teilt, dann lebt der vordere Teil mit den lebenswichtigen Organen weiter. Da das hintere Ende aber kein Maul hat, um Nahrung aufzunehmen und auch die nötigen Organe fehlen, verendet es allmählich. Es ist wissenschaftlich nicht geklärt, ob Regenwürmer Schmerz empfinden.
Dann ist es folglich Tierquälerei, einen Regenwurm aus „Jux“zu zerteilen! Vielen Dank, Herr Schubert, für dieses Interview!
Schubert: Vielen Dank Ihnen, Frau Würmseher. Ich hoffe, dass auch Sie den Wert des „Würm – sehen“!