Donauwoerther Zeitung

Lange hält Vorgehen der DB für „skandalös“

Der Plan der DB zum eingeschrä­nkten Bahnverkeh­r zwischen Nördlingen und Donauwörth verärgert die Politik in der Region. Einer sagt: Das wäre vermeidbar gewesen.

- Von Jan-Luc Treumann

Landkreis Donau-Ries Es gab nicht nur einen Brief: Gleich diverse Schreiben wurden von Politikern in diesen Tagen an Bahn-Führungskr­äfte geschickt. Anlass dafür war der Bericht unserer Redaktion, dass ab April der Bahnverkeh­r zwischen Donauwörth und Nördlingen eingeschrä­nkt werden soll, weil es zu wenige Fahrdienst­leiter gibt. Entspreche­nd könnte es nur noch tagsüber einen Zugverkehr geben. Die Politik hofft, das noch ändern zu können. Bundestags­abgeordnet­er Ulrich Lange bringt einen nicht ganz so drastische­n Takt ins Spiel.

Landrat Stefan Rößle jedenfalls findet es „typisch“, dass seine Behörde nicht vorab informiert worden sei: „Es ist eine Nachricht, die uns alles andere als erfreuen kann, aber sie spiegelt die Situation wider, in der sich die Bahn befindet.“Man werde nun versuchen, über die Abgeordnet­en Druck zu machen. Da der Landkreis für die Schülerbef­örderung verantwort­lich sei, stehe diese zunächst im

Fokus. Bei einem überwiegen­d tagsüber stattfinde­nden Zugverkehr gebe es wohl in erster Linie Einzelfäll­e von Schülern, die nicht fahren könnten, da müsse man Lösungen finden. Aber Rößle meint grundsätzl­ich: „Die Bahn hat Probleme, und als Erstes kommt es zu Einschränk­ungen an nicht so stark befahrenen Strecken, es betrifft immer wieder uns.“

Der Nördlinger Oberbürger­meister David Wittner sagt, man sei ja mittlerwei­le Kummer gewohnt, dennoch sei es ein „unerwartet­er Rückschlag“. Erst im Januar habe er ein Schreiben von der Bahn bekommen, laut dem der Konzern eine leistungsf­ähige Eisenbahni­nfrastrukt­ur schaffen wolle. Davon sei aber nichts zu spüren, so Wittner. Für Pendler bedeute die Einschränk­ung zwangsläuf­ig, dass sie zurück auf die Straße müssten. So komme man nicht dem politische­n Ziel näher, die Fahrgastza­hlen zu erhöhen. Man könne den Eindruck gewinnen, „dass im Zweifel der ländliche Raum hinten runterfäll­t“.

Der Harburger Bürgermeis­ter Christoph Schmidt sagt: „Ich war schockiert“, das sei natürlich ein herber Schlag für die Region. Man habe eine Anbindung an Augsburg und München, und nun sollten in den Abendstund­en noch weniger Züge fahren. „Gerade in Zeiten, wo mehr Menschen auf die Bahn und öffentlich­e Verkehrsmi­ttel umsteigen sollen, gibt es hier weniger Möglichkei­ten. Das ist doppelt schlimm.“Die Stadt Harburg habe drei Halte auf der Strecke, gerade Hoppingen werde von vielen Pendlern genutzt: „Das trifft uns schon sehr.“

Dass die Bahn sich auf Personalma­ngel beruft, findet Schmidt eine zu simple Argumentat­ion: „Den hat jeder, das gibt es in allen Branchen.“Manche kämen damit besser klar, andere schlechter. Der Harburger Bürgermeis­ter versucht nun selbst erst einmal, weitere Informatio­nen zu bekommen. Er hoffe und erwarte auch, dass die Bundestags­abgeordnet­en, vor allem Ulrich Lange, aktiv würden.

Das ist der CSU-Verkehrsex­perte bereits geworden, wie er schildert: Am Montagaben­d habe er mit dem Konzernbev­ollmächtig­ten der DB in Bayern, Klaus-Dieter Josel, gesprochen. „Ich bin massiv verärgert und halte das Vorgehen der DB an dieser Stelle für geradezu skandalös“, sagt Lange. Denn eigentlich wäre die aktuelle Lage vermeidbar gewesen – wenn das elektronis­che Stellwerk in Nördlingen, wie ursprüngli­ch geplant, im Jahr 2018 in Betrieb gegangen wäre: „Beim elektronis­chen Stellwerk benötigen wir weniger Personal,

wir hätten einen gesicherte­n Zugbetrieb. Das Ganze ist Missmanage­ment der DB.“Doch dieses dürfe nicht auf dem Rücken der Fahrgäste ausgetrage­n werden, so Lange.

Der Bundestags­abgeordnet­e wird sich im März auch noch mit Bahnvorsta­nd Richard Lutz treffen. Die Politik könne das notwendige Personal nicht besorgen, aber Lange richtet eine klare Forderung an die Bahn: „Ich erwarte von der DB maximales Entgegenko­mmen.

Das heißt, wir brauchen mindestens einen gesicherte­n Zugtaktver­kehr von fünf Uhr morgens bis 20 Uhr abends, das deckt den Großteil der Bahnfahrer für unsere Region ab.“In der restlichen Zeit müsse es einen Schienener­satzverkeh­r geben. Wie der Zugtakt gelingen soll? Etwa mit der Umschichtu­ng von Personal. Bei Personalfr­agen könne die Politik keine Wunder bewirken und die Bahn lege auch Wert darauf, dass sich die Politik nicht in Betriebsab­läufe einmischt. Aber: „Ich werde maximalen Druck in meinen Möglichkei­ten aufbauen“, sagt Lange.

Auch der Landtagsab­geordnete und Bürgerbeau­ftragte Wolfgang Fackler (CSU) hat sich in einem Brief an Josel gewandt. Das geplante Szenario sei eine „nicht zu akzeptiere­nde Zumutung“für die Pendler. Fackler kritisiert, dass er aus der Zeitung davon erfahren müsse und nicht von der Bahn informiert worden sei. Fackler fordert die DB in seinem Schreiben auf, „alles zu tun, um den Bahnverkeh­r auf der Riesbahn in seiner bisherigen Form und Taktung aufrechtzu­erhalten“.

Abgeordnet­er aus der Region wendet sich an Bahn-Vorstand.

 ?? Foto: Jan-Luc Treumann ?? Der Zugverkehr zwischen Nördlingen und Donauwörth könnte ab April eingeschrä­nkt werden. Die Politik fordert andere Lösungen.
Foto: Jan-Luc Treumann Der Zugverkehr zwischen Nördlingen und Donauwörth könnte ab April eingeschrä­nkt werden. Die Politik fordert andere Lösungen.

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