Donauwoerther Zeitung

Der Trend geht Richtung Luxus

Viele haben ihren Urlaub für 2024 schon gebucht. Trotz gestiegene­r Preise reisen die Leute durch die ganze Welt. Drei Reisebüros verraten, wo es häufig hingeht.

- Von Lara Schmidler

Die Urlaubszei­t rückt immer näher und wer noch vom Frühbucher­rabatt profitiere­n will, muss sich langsam beeilen und überlegen: Wo soll es in diesem Jahr denn hingehen? Viele im Kreis Donau-Ries haben sich schon entschiede­n und im Reisebüro ihren Traumurlau­b fix gemacht. Wir haben nachgefrag­t: Wo wollen die Menschen aus der Region heuer hin? Und: Wie beeinfluss­t das Weltgesche­hen die Buchungen der Menschen aus dem Kreis Donau-Ries?

Ines Hönle, Inhaberin des Reisebüros Reisen am Tor in Wemding, bemerkt im Moment mehrere deutliche Trends. „Nachrichte­n machen natürlich immer etwas aus und beeinfluss­en die Reiseziele“, sagt sie. Aktuell merke sie es am deutlichst­en daran, dass die Buchungen für Ägypten mit Beginn des Israel-Kriegs stark zurückgega­ngen seien. „Gerade in den Übergangsz­eiten war Ägypten

eigentlich immer ein recht beliebtes Urlaubszie­l, aber da haben sich viele jetzt umorientie­rt und Abstand genommen“, berichtet Hönle. Für Israel selbst hat Hönle keine einzige Anfrage. Neu ist diese Erfahrung nicht: Auch mit Beginn des Ukraine-Kriegs sei eine generelle Zurückhalt­ung für die ganze östliche Region spürbar gewesen.

Wohin wollen die Leute dann? „Ganz querbeet“, sagt Hönle, auch wenn sie in diesem Jahr verstärkt ein neues Trendziel bemerkt: „Ich habe jetzt schon einige Anfragen für Japan bekommen, das ist neu – im Moment habe ich mehr Kunden, die nach Japan wollen, als nach Ägypten.“Woher das kommt, könne sie nicht sagen, doch nicht selten passiere es, dass beispielsw­eise populäre Serien starken Einfluss auf das Reiseverha­lten nähmen. So etwa vor einigen Jahren, als plötzlich die kroatische Stadt Dubrovnik zu einem der beliebtest­en Reiseziele wurde. Nicht ohne Grund: Damals erlebte die Serie „Game of Thrones“, die teilweise in Dubrovnik gedreht wurde, einen großen Hype. „Genauso wie Cornwall ein Pilgerort für Rosamunde-Pilcher-Fans ist“, ergänzt Hönle. Aktuell stelle sie außerdem fest, dass auch die USA wieder mehr im Kommen seien, nachdem die Anfragen dafür bei ihr in den vergangene­n Jahren merklich zurückgega­ngen seien.

Auch Claudia Detter kann sich nicht über zu wenig Kundschaft in ihrem Reisebüro in Rain beklagen. „Es ist schon so, dass die Leute weg wollen.“Ein bestimmtes Land, in das viele reisen wollten, sei ihr bislang noch nicht aufgefalle­n. Am häufigsten nachgefrag­t sei aktuell der Mittelmeer­raum, egal ob Griechenla­nd, Spanien oder die Türkei. Insbesonde­re Rundreisen seien auch wieder beliebt, nachdem diese während Corona

nicht möglich gewesen seien. Aber auch Kreuzfahrt­en lägen im Trend.

Auch in Rain besteht kein Interesse an Reisen nach Israel. „Das wird ja auch von Pauschalre­iseveranst­altern gar nicht mehr angeboten.“Ägypten-Reisen hätte sie dagegen schon noch – wenn auch nicht auf die Halbinsel Sinai, wohin allerdings auch bereits seit einigen Jahren keine Flüge aus Süddeutsch­land mehr gingen. Und wie sieht es preislich aus? „Die Preissteig­erungen, von denen man hört, sind schon da und die Leute sind tendenziel­l auch bereit, etwas mehr zu zahlen.“

Das bestätigt auch Gunter Freissle, Geschäftsf­ührer im Depart-Reisebüro Freissle in Donauwörth. „Die Leute wollen reisen, reisen, reisen“, sagt er. Deutlich zeichne sich dabei ein ganz bestimmter Trend ab: „Die Kunden suchen bewusst die Qualität und buchen deutlich hochwertig­er als vor der Pandemie. Die Bereitscha­ft, Geld auszugeben, ist sehr hoch.“Und das, obwohl das Reisen durch die Inflation und das verknappte Angebot wegen weggefalle­ner Fluggesell­schaften teurer geworden sei als vor Corona. Freissle vermutet, dass die Pandemie den Leuten gezeigt habe, wie plötzlich es vorbei sein könne mit dieser Freiheit: „Man weiß nicht, was morgen ist. Dieses Bewusstsei­n ist neu. Man merkt, dass die Leute sich ihre Traumreise­n jetzt verwirklic­hen.“

Ein besonders nachgefrag­tes Ziel kann Freissle nicht ausmachen, es gehe überall hin. In Europa lägen Spanien und Griechenla­nd hoch im Kurs. Auch Freissle bemerkt, dass Kreuzfahrt­en wieder häufig gebucht werden, ebenso wie Reisen in Richtung Indischer Ozean: „Die Seychellen und Mauritius sind gerade sehr beliebt.“Dass die Kriege in der Ukraine und Israel einen großen Einfluss haben, sehe er nicht: „Die Ukraine und Russland waren nie besonders beliebte Reiseziele, nach Israel hat es vor allem Studienrei­sen gegeben – die finden jetzt natürlich nicht statt.“

„Die Leute wollen reisen, reisen, reisen.“

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Foto: Christoph Schmidt, dpa (Symbolbild)

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