Tanne statt Giebel: Storchennester ziehen um
In der Nördlinger Innenstadt leben viele Storchenpaare. Nicht immer ist die Standortwahl der Nester optimal.
Drei Storchennester sind in Nördlingen in den zurückliegenden Tagen abgebaut worden. Auf dem Hohen Haus gegenüber vom Rathaus wurde ein Kupferdächlein errichtet. Auf dem Eigner-Gebäude am Weinmarkt eine Wetterfahne und auch auf dem Beck’schen Gebäude, das zur Bergerstraße ausgerichtet ist, wurde das Nest entfernt. In zwei Fällen konnten die Nester an anderer Stelle in der Stadt wieder aufgebaut werden: Am Weinmarkt hieß es beispielsweise: von der Straße in den Garten. Es handelt sich um das erste Storchennest in Nördlingen, das auf einem Baum errichtet wurde.
Wie Storchenexpertin Heidi Källner schildert, habe die Firma Eigner den Umzug geplant. Mit der Hebebühne der Firma Wörle aus Reimlingen konnte der Einsatz ausgeführt werden. Auf einer Tanne im Garten hinter dem Gebäude wurde eine Nisthilfe montiert. „Zum Wohle von Menschen und Glücksbringern“, schreibt Källner. Drei Jungstörche wurden auf dem Giebel 2023 flügge.
Källner ist in einem Storchennetzwerk
aktiv, zu dem auch Anton Burnhauser gehört. Er sagt auf Nachfrage, dass auch das Nest bei der Beck’schen verlagert wurde. Für das Nest am Hohen Haus dagegen gebe es noch keine Alternative.
Burnhauser sagt allerdings, dass sie noch nicht aufgegeben hätten, eine Lösung zu finden. Die Bewohnerin schreibt in einer Nachricht an unsere Redaktion, dass mit Erlaubnis der Oberen Naturschutzbehörde das Nest aus denkmalpflegerischen Gründen habe abgebaut werden dürfe. Ein Kupferdach soll nun verhindern, dass der noch in Betrieb befindliche Kamin wieder zugebaut wird.
Ein Sprecher der Regierung von Schwaben bestätigt, dass wegen Sicherheitsbedenken die Nester am Weinmarkt und in der Berger Straße beseitigt werden mussten. So bestand unter anderem die Gefahr, dass bei Sturm die mehrere hundert Kilo schweren Nester hätten herabfallen können. Ebenfalls problematisch sei, wenn einzelne Äste oder Kot der Tiere auf den Gehwegen landen würden. Beide Nester fanden einen Alternativstandort, alles erfolgte in Abstimmung mit der höheren Naturschutzbehörde.
Das war nötig, weil die Nester, die über mehrere Jahre erfolgreich bebrütet wurden, unter Bestandsschutz standen und in der Regel nur nach Bereitstellung eines neuen Nistplatzes entfernt oder umgesiedelt werden dürfen, um die lokale Population zu erhalten. Das Nest am Marktplatz in Nördlingen durfte nach Regierungsangaben bereits ohne einen geeigneten Ersatzstandort entfernt werden. Als Grund wird eine „akute Feinstaubbelastung durch herabfallenden Kot“angegeben, die unzumutbar und gesundheitsgefährdend gewesen sei.
Bei keiner der drei aufgeführten Maßnahmen wurde ein Storch verletzt oder ein Gelege zerstört. Die Regierung gibt die Bestandsdichte an Weißstörchen in Nördlingen als sehr hoch an.
Die höhere Naturschutzbehörde sei bemüht, für das entfernte Nest am Marktplatz einen Ersatzstandort zu finden, sagt der Sprecher abschließend.