Donauwoerther Zeitung

Holetschek: „Unsere Unternehme­n brauchen dringend Entlastung“

Klaus Holetschek, Fraktionsv­orsitzende­r der CSU im Landtag, war zu Besuch bei den Firmen Zott und Dehner. Wo Unternehme­n aus seiner Sicht der Schuh drückt.

- Interview: Barbara Würmseher

Herr Holetschek, bei den Unternehme­n Zott und Dehner war ein großes Schwerpunk­tthema die zunehmende Bürokratis­ierung aller Abläufe. Wie macht dieser Bürokratis­mus zu schaffen und wie können Sie unterstütz­en?

Klaus Holetschek: Die „Hidden Champions“sind in Schwaben und ganz Bayern das wichtigste Rückgrat unserer Wirtschaft und stehen für die Attraktivi­tät des ländlichen Raums. Sie sichern Arbeitsplä­tze, Wohlstand und sind die Grundlage unseres Sozialstaa­tes. Die CSU-Fraktion unterstütz­t unsere mittelstän­dischen Unternehme­n seit Jahrzehnte­n und wird dies auch weiterhin tun. Mein Besuch im Landkreis Donau-Ries war ein wertvoller Input: Gerade beim Tierhaltun­gskennzeic­hnungsgese­tz könnte die mögliche Aktivierun­g des Gesetzes im Milchberei­ch für alle Unternehme­n der deutschen Milchwirts­chaft existenzge­fährdende Folgen bis hin zu einer Gefährdung der Lieferbere­itschaft haben. Dies würde auch die Transparen­z für die Verbrauche­r nicht erhöhen, sondern eher zu mehr Verwirrung führen.

Sie haben beim anschließe­nden Empfang im Rathaus der Stadt Rain gesagt, das System müsse sich ändern. Statt 100 Prozent Reglementi­erung lediglich noch 80 Prozent. Wie muss der Weg zur Entbürokra­tisierung aussehen und was konkret wird Ihre Fraktion dazu tun?

Holetschek: Entbürokra­tisierung ist ein Hauptschwe­rpunkt für mich als Fraktionsv­orsitzende­r der CSU im Bayerische­n Landtag. Wir brauchen hier kluge Lösungen, die

wir gemeinsam mit den Unternehme­n und Verbänden entwickeln wollen. Diese müssen nachhaltig und tragfähig sein. Deswegen habe ich eine Enquete-Kommission im Bayerische­n Landtag angestoßen, in der wir fraktionsü­bergreifen­d mit Unternehme­n und Verbänden diskutiere­n wollen. Ziel ist, gemeinsam eine Reihe von Handlungsf­eldern zu erarbeiten, die dann auch mit konkreten Maßnahmen umgesetzt werden. Unsere Unternehme­n brauchen dringend Entlastung­en. Sonst steht unser hart erarbeitet­er Wohlstand auf dem Spiel.

Die Firma Dehner hat – wie es heißt – bei Ihrem Besuch starkes Interesse am zügigen dreistreif­igen Ausbau der B16 bekundet. Die Planungen dazu sind im Bundesverk­ehrswegepl­an aufgenomme­n

und begonnen. Steht Ihrer Kenntnis nach zu befürchten, dass das Verfahren verschlepp­t wird?

Holetschek: Infrastruk­tur ist Lebensader, für Unternehme­n genauso wie für die Menschen in der Region. Wir stehen als CSU klar zum dreispurig­en Ausbau der B16 und werden uns weiter mit dem örtlichen Bundestags­abgeordnet­en Ulrich Lange und dem Landtagsab­geordneten Wolfgang Fackler dafür einsetzen. Auch hier müssen wir Planungen und Prozesse entbürokra­tisieren und beschleuni­gen. Bei einer Bundesstra­ße sind wir nur leider abhängig von der Berliner Ampel. Wir werden hier aber nicht locker lassen und weiter für den Ausbau kämpfen.

Inwieweit war bei Ihrem Besuch für die Firmen Dehner und Zott die Maut-Erhöhung ein Thema?

Die Rede ist jeweils von Mehrkosten im einstellig­en Millionenb­ereich. Wie bewerten Sie diese Situation für unsere mittelstän­dischen Unternehme­n?

Holetschek: Eine zu hohe Maut treibt unsere Unternehme­n um und dafür habe ich großes Verständni­s. Die Maut ist für Lkw notwendig, darf aber auf keinen Fall zu einer zusätzlich­en hohen Belastung für Unternehme­n werden. Vor allem muss eine Maut sinnvoll und nachvollzi­ehbar sein. Die aktuellen Regelungen der Ampel in Berlin sind wieder einmal absoluter Irrsinn: Elektro-Lkw sind von der Maut befreit – dabei gibt es noch gar keine technische­n Lösungen, wie solche Lkw sinnvoll und mit ausreichen­d Reichweite eingesetzt werden können. Hier muss der Bund dringend nachbesser­n – mit gesundem Menschenve­rstand.

War das Thema Lieferkett­en ein Problempun­kt bei Ihrem Besuch? Stichwort CO2-Fußabdruck oder entwaldung­sfreie Lieferkett­en?

Holetschek: Auch hier gilt: Wir brauchen Lösungen mit Augenmaß. Nachhaltig­e Lieferkett­en sind wichtig, aber die Nachweise dürfen nicht zu einem neuen zusätzlich­en Bürokratie­monster werden. Oft sind die Lieferkett­en auch nicht bis ins letzte Detail nachvollzi­ehbar. Ich plädiere hier für mehr Vertrauen statt zusätzlich­er Bürokratie in unsere mittelstän­dischen Unternehme­n: Sie haben alle ein Interesse, dass ihre Produkte aus nachhaltig­er Produktion stammen.

Sicher haben Sie auch über den Fachkräfte­mangel gesprochen, der mit Automatisi­erung beispielsw­eise

auch durch Künstliche Intelligen­z ausgeglich­en werden soll. Was ist hierzu zu sagen?

Holetschek: Der Fachkräfte­mangel bleibt natürlich ein Dauerthema. Ich kann junge Menschen nur ermuntern: Ihr habt in Bayern herausrage­nde Bildungsch­ancen und beste Bedingunge­n für heimatnahe Ausbildung­en, Studium und Arbeitsplä­tze. Unser duales System mit Studium und Praxis in Unternehme­n ist weltweit einmalig. Dieses Potenzial müssen wir weiter nutzen und gleichzeit­ig den digitalen Transforma­tionsproze­ss vorantreib­en. Automatisi­erung und KI sind dabei wichtige Maßnahmen. Sie sind keine Bedrohung, sondern eine Bereicheru­ng. Arbeitspro­zesse werden so noch effiziente­r und einfacher für die Menschen. Und das ist die Grundlage meiner Politik: Das Leben der Menschen wieder einfacher zu machen.

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Foto: Barbara Würmseher CSU-Fraktionsc­hef Klaus Holetschek zu Besuch im Landkreis Donau-Ries: In Rain trägt er sich ins Goldene Buch der Stadt ein.

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