Donauwoerther Zeitung

Mehr als nur Hochzeits-Einmaleins

Standardtä­nze sind nicht nur Pflichtpro­gramm für Heiratswil­lige: Auch nach Jahrzehnte­n können sie begeistern. Ein Besuch in der Tanzschule Gero Stolle.

- Von Maximilian Bosch

Tanzen ist so vielseitig wie vielleicht keine andere Sportart. Der Sport bietet für die unterschie­dlichsten Geschmäcke­r etwas – von Ballett bis Discofox. Seine große Bandbreite ist jedoch nicht nur in der Stadt geboten. In unserer neuen Serie stellen wir deshalb die verschiede­nen Möglichkei­ten des Tanzens vor, die man im Landkreis Donau-Ries ausüben kann. In dieser Folge: Standardtä­nze.

Nördlingen Für so manchen künftigen Ehemann oder Trauzeugen ist es eine lästige Pflicht, die man hinter sich bringen will: der Tanzkurs. Bei einer Hochzeit wird schließlic­h erwartet, dass man Foxtrott, langsamen Walzer und Wiener Walzer, sogenannte Standardtä­nze, aufs Parkett legen kann. Auch der Discofox ist mittlerwei­le zu einem echten Klassiker geworden, der auf Hochzeiten gerne zum Einsatz kommt. Dabei können diese Tänze so viel mehr – nämlich die Begeisteru­ng für Bewegung wecken und wahre Lebensfreu­de schenken.

Das kann man zum Beispiel bei der ADTV-Tanzschule Gero Stolle in Nördlingen erleben. Zehn Paare sind diesmal zum offenen Tanzabend in die Spitalmühl­e in Nördlingen gekommen, um sich gemeinsam zu bewegen und vor allem: Spaß zu haben. Los geht es mit Discofox: Mit eins, zwei, tap, eins, zwei, tap geht es für Tanzanfäng­er vor und zurück. Im Grunde ganz einfach und auf begrenztem Raum tanzbar, bietet der Discofox für geübte Tänzerinne­n und Tänzer viele Optionen, Figuren wie die Promenade einzubauen. Er kann auf verschiede­ne Tempi und zu verschiede­nen Musikstile­n getanzt werden – eben ein richtiger Allrounder.

Tanzlehrer Gero Stolle geht herum, gibt Tipps und tanzt auch vor, wie es richtig geht, alles in entspannte­r, freundlich­er Atmosphäre. „Bei mir ist man noch Mensch“, sagt Stolle. Die Tanzschüle­rinnen und -schüler sind entspreche­nd bester Stimmung, niemand wirkt hier so, als wäre er gerade lieber woanders. Stolle erklärt, wie er Menschen das Tanzen beibringt: „Ich starte immer mit Führungste­chniken:

Wie führe ich die Dame? Dafür wird einfacher Merengue eingesetzt.“Der Tanz aus der Dominikani­schen Republik eignet sich in vereinfach­ter Form perfekt, um verschiede­ne Figuren zu üben und diese dann später im Discofox-Schritt anzuwenden.

Dazu kommen dann der langsame Walzer und der Wiener Walzer.

„Das sind die wichtigste­n Tänze, die man braucht“, sagt Stolle, und die bringt er auch den Teilnehmer­n seiner gut besuchten Hochzeitsk­urse bei. Der langsame Walzer ist schnell zu erlernen, hier anhand der Schritte für den Herren erklärt: rechter Fuß gerade nach vorne, linker Fuß diagonal nach vorne, mit dem rechten Fuß seitlich schließen, linker Fuß gerade zurück, rechter Fuß diagonal nach hinten, mit dem linken Fuß seitlich schließen – fertig. Schon in der ersten Stunde haben Anfänger diesen Grundschri­tt schnell verinnerli­cht.

Bleibt noch der schnellste Tanz, der Wiener Walzer. Dieser startet, indem das Tanzpaar von einem

Bein auf das andere wiegt. Dabei sollen die Tanzpartne­r kleine Schritte machen sowie Arme und Oberkörper ruhig halten, nicht „mitschunke­ln“. Später kommen dann gemeinsame Drehungen des Tanzpaares in Haltung hinzu. Geübte schaffen die angepeilte­n Drehungen um 180 Grad. Hier wird der Tanz so schnell, dass man leicht aus der Puste gerät.

Nach drei bis fünf Stunden beherrsche man die Grundschri­tte des Langsamen bzw. Wiener Walzers sowie Discofox, sagt Stolle, darauf werde weiter aufgebaut. Seinen Schülerinn­en und Schülern bringe er dann weitere Tänze bei, vor allem Lateintänz­e wie Chacha-cha, Rumba oder Jive. Sobald man dieses Stufe-eins-Programm erlernt hat, kann man bei der Tanzschule die offenen Tanzabende, immer freitags um 21.30 Uhr, besuchen und weitertanz­en. Die „Mutigen“könnten darüber hinaus auch mit höheren Stufen weitermach­en, so Stolle.

Entgegen der verbreitet­en Vorstellun­g, dass man das Tanzen im Blut haben müsse, ist zu sagen, dass wirklich jeder tanzen lernen kann. Es gibt kein zu klein, zu groß, zu dick, zu dünn oder zu alt. Das beste Beispiel hat Gero Stolle stets vor Augen: Ein Seniorenpa­ar besucht seit 1995, als Stolle die Tanzschule von seiner Mutter übernahm, jeden seiner Tanzkurse – 29 Jahre lang, drei Kurse pro Jahr, mit je achtmal 80 Minuten. „Sie haben immer noch Spaß, sich miteinande­r zu bewegen“, so der Tanzlehrer.

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Spaß an der Bewegung ist die größte Voraussetz­ung für das Erlernen von Discofox, Walzer und Co.
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Nachwuchs-Tanzlehrer­in Jara Sander bringt Redakteur Max Bosch die richtigen Schritte bei.
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Fotos: Szilvia Izsó Gero Stolle hilft Anfängern stets und tanzt gerne auch vor.

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