Februar, du darfst einen Tag länger bleiben
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich will wirklich niemanden diskriminieren oder ausschließen. Ich versuche auch so selten wie möglich schlecht über andere zu reden, aber du, lieber Februar, bist wirklich nicht das Sahnehäubchen auf der Jahrestorte. Du bist nicht mal die Hafermilch im veganen Marmorkuchen.
Du bist kein Winter mehr (danke Klimawandel!) und irgendwie auch weit entfernt von irgendwas, was Frühling sein könnte. Irgendwie bist du 28 Tage Nieselsuppe, aus der wir uns Selbsthilfegruppen ähnlich mittels Krokus-Schnappschüssen gegenseitig heraus therapieren. Ich meine, klar, der November ist auch nicht der Brüller, aber da hat man irgendwie noch eine kleine Ration Vitamin-D unter der Haut gebunkert und außerdem startet der Weihnachtsmarkt und Glühwein war schon immer ein Pluspunkte-Lieferant.
Auch der Januar kann irgendwie noch punkten: mit Neujahrs-Motivation, mit einer „Ich geh jetzt regelmäßig Joggen“-Mentalität und „Ich lass meinen Adventskranz noch n Weilchen brennen“-Nostalgie. November und Januar verzeiht man irgendwie auch noch so was wie Regen oder – noch widerlicher – Graupel, weil man sich dann mit der Wolldecke um die Schultern Tee trinken und Buch lesen sieht. Aber du, lieber Februar, hmm.
Du hast leider wirklich gar nichts auf der Haben-Seite. Als ich da so grummelig sitze und gerade mein endgültiges Urteil fällen will, bricht plötzlich ein klitzekleiner, schwacher Sonnenstrahl durch die Wolkendecke und strahlt mich von der Seite an. Und ich spüre die Wärme an meiner Backe und ich hör mich tief einatmen, als würde ich bereits den Frühling kosten. Und dann komme ich nicht umhin, dem Februar irgendwie doch anerkennend auf die Schulter zu klopfen. Du gibst dir ja Mühe, ich weiß. Und deshalb darfst du dieses Jahr von mir aus auch einen Tag länger bleiben.