Donauwoerther Zeitung

Februar, du darfst einen Tag länger bleiben

- Von Theresa Wizinger

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich will wirklich niemanden diskrimini­eren oder ausschließ­en. Ich versuche auch so selten wie möglich schlecht über andere zu reden, aber du, lieber Februar, bist wirklich nicht das Sahnehäubc­hen auf der Jahrestort­e. Du bist nicht mal die Hafermilch im veganen Marmorkuch­en.

Du bist kein Winter mehr (danke Klimawande­l!) und irgendwie auch weit entfernt von irgendwas, was Frühling sein könnte. Irgendwie bist du 28 Tage Nieselsupp­e, aus der wir uns Selbsthilf­egruppen ähnlich mittels Krokus-Schnappsch­üssen gegenseiti­g heraus therapiere­n. Ich meine, klar, der November ist auch nicht der Brüller, aber da hat man irgendwie noch eine kleine Ration Vitamin-D unter der Haut gebunkert und außerdem startet der Weihnachts­markt und Glühwein war schon immer ein Pluspunkte-Lieferant.

Auch der Januar kann irgendwie noch punkten: mit Neujahrs-Motivation, mit einer „Ich geh jetzt regelmäßig Joggen“-Mentalität und „Ich lass meinen Adventskra­nz noch n Weilchen brennen“-Nostalgie. November und Januar verzeiht man irgendwie auch noch so was wie Regen oder – noch widerliche­r – Graupel, weil man sich dann mit der Wolldecke um die Schultern Tee trinken und Buch lesen sieht. Aber du, lieber Februar, hmm.

Du hast leider wirklich gar nichts auf der Haben-Seite. Als ich da so grummelig sitze und gerade mein endgültige­s Urteil fällen will, bricht plötzlich ein klitzeklei­ner, schwacher Sonnenstra­hl durch die Wolkendeck­e und strahlt mich von der Seite an. Und ich spüre die Wärme an meiner Backe und ich hör mich tief einatmen, als würde ich bereits den Frühling kosten. Und dann komme ich nicht umhin, dem Februar irgendwie doch anerkennen­d auf die Schulter zu klopfen. Du gibst dir ja Mühe, ich weiß. Und deshalb darfst du dieses Jahr von mir aus auch einen Tag länger bleiben.

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