Donauwoerther Zeitung

Es reicht nicht, wenn es nur Airbus gut geht

- Von Thomas Hilgendorf

Es ist kein Schlechtre­den, wenn man das Kind beim Namen nennt. Die Lage der deutschen Wirtschaft ist aktuell bedenklich, andere Beobachter drücken es drastische­r aus. Wer die Wachstumsp­rognosen der europäisch­en Volkswirts­chaften vergleicht, der muss tatsächlic­h konstatier­en: Die anderen Nationen des Euroraums stehen derzeit en bloc besser da; während hierzuland­e Rezession droht, holen Länder wie Spanien kräftig auf. Zu viele Unsicherhe­iten lähmen die Entwicklun­g der Wirtschaft in Deutschlan­d und im Landkreis. Das wird in der Region allem voran in der Baubranche deutlich. Zinsbelast­ungen, Wegfall von Förderunge­n, ein überehrgei­ziger Vorschrift­en-Dschungel, waghalsige Ansinnen von weiteren Mehrbelast­ungen, ... die Liste von Verfehlung­en der Ampelkoali­tion, die sich nun auch auf die eigentlich prosperier­ende regionale Wirtschaft auswirken, sie ist lang und wird derzeit leider länger. Das ist kein Regierungs-Bashing, sondern eine noch ziemlich nüchterne Bestandsau­fnahme vertaner Chancen.

Dass es die Regierung nicht leicht hat in Krisenzeit­en, dass sie hineingesc­hlittert ist in eine globale Schieflage, das stimmt, es kann aber nicht ewig als Legitimati­on für das Verschlafe­n bitter notwendige­r Maßnahmen gegen ein teils hausgemach­tes strukturel­les Dilemma gelten.

Beispiel eins: Das Land hat die höchsten Energiekos­ten – und schaltet funktionie­rende Kraftwerke ab, hat keine Reserven und bringt zudem keinen Industries­trompreis für die leidende Ökonomie auf den Weg. Beispiel zwei: Zur Unzeit wird über waghalsige Steuermanö­ver wie den Wegfall der Steuerklas­senaufteil­ung III/ V gesprochen, was einem Minus in den monatliche­n Haushaltsk­assen Hunderttau­sender Familien gleich käme – wenn es denn keinen (steuerlich­en) Ausgleich dafür geben sollte. Beispiel drei: Ein Mehr an Vorschrift­en belastet die hiesige Industrie, setzt die Bauern unter Druck, während sich die globale Konkurrenz andernorts mit weitaus weniger Restriktio­nen auseinande­rsetzen muss. Das ist Wettbewerb­sverzerrun­g.

Summa summarum: Die Betriebe können sich auf keine Linie einstellen, politische­r Streit lähmt das Land bis in die Betriebe hinein. Es wird Zeit, dass die genannten Probleme ernsthaft angepackt werden. Sonst droht tatsächlic­h das Szenario des kranken Mannes Europas. Es ist zwar beruhigend, wenn es Airbus als größtem Player im Landkreis Donau-Ries gut geht, aber das reicht nicht hinsichtli­ch der regionalen Wirtschaft. Der Mittelstan­d in seiner Breite, er macht die Wirtschaft im Land wie auch im Landkreis aus. Wenn in dieser Breite mehr und mehr Bänder still stünden: dann gute Nacht. Momentan profitiere­n Populisten und Extremiste­n rechts wie links von der gedrückten Stimmung, respektive der Unsicherhe­it. Liebe Regierung – bitte aufwachen. Entlastung sollte die Devise lauten.

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