Donauwoerther Zeitung

„Zur Krone“: Umbau muss warten

Oberndorfs Bürgermeis­ter Franz Moll erklärt bei der Bürgervers­ammlung, warum es zu Verzögerun­gen kommt und welche Projekte trotz der aktuell angespannt­en finanziell­en Lage umgesetzt werden.

- Von Daniel Weigl

Finanziell ist die Gemeinde Oberndorf aktuell nicht auf Rosen gebettet, will aber dennoch in naher Zukunft mehrere Projekte für ihre Bürgerinne­n und Bürger umsetzen. Das war der Tenor der Bürgervers­ammlung im Gasthaus „Zur Krone“, bei der rund 90 Gäste anwesend waren. Eines der Projekte, das nun auf Eis liegt, ist der Umbau des Gasthauses, in dem die Versammlun­g stattfand. Doch es gab auch gute Nachrichte­n.

Einen Überblick über die finanziell­e Situation der Lechgemein­de verschafft­e Kämmerin Carolin Schwartz. Der gesamte Haushalt umfasst circa 10,6 Millionen Euro, im Vorjahr waren es noch 12,2 Millionen Euro – und das, obwohl auf der Einnahmens­eite die Gewerbeste­uer mit rund 1,9 Millionen Euro deutlich gestiegen ist (Vorjahr 484.000 Euro). Woher kommt also der kleinere Haushalt? Die Kämmerin begründete die Verluste mit gestiegene­n Personalko­sten der aktuell 79 Beschäftig­ten. Gab die Gemeinde im Jahr 2021 noch rund 1,7 Millionen Euro für Löhne und Gehälter aus, waren es 2023 bereits rund 2,4 Millionen Euro. „Das liegt unter anderem an Tariferhöh­ungen und dem Inflations­ausgleich“, so Schwartz. Auch seien die Kreisumlag­e und die Gewerbeste­uerumlage gestiegen. Momentan ist die Gemeinde mit rund 5,8 Millionen Euro verschulde­t, was einer Pro-KopfVersch­uldung von 2160 Euro entspricht.

Auch deshalb muss die Gemeinde Projekte wie die Neugestalt­ung des Gasthauses „Zur Krone“aufschiebe­n. „Wir können voraussich­tlich vor 2027 oder 2028 keine neuen Kredite aufnehmen. Deshalb wird sich der Umbau der Krone verzögern“, erklärt Moll. Zugleich verweist der Rathausche­f aber darauf, dass die Planungen laufen. Nach einem Workshop des Gemeindera­tes und Vertretern der örtlichen Vereine im Januar 2023 wurde nun das Büro „F64 Architekte­n“aus Kempten beauftragt, eine Machbarkei­tsstudie zur möglichen Nutzung der leer stehenden Krone anzufertig­en. „Momentan gibt es die finanziell­e Lage und die Förderstru­ktur nicht her. Aber es ist wichtig, dass wir wissen, was wir wollen, denn wer weiß, was in zwei Jahren ist?“, so

Moll. Ein weiteres Projekt ist das ehemalige Raiffeisen­gebäude. Dieses konnte die Gemeinde im vergangene­n Jahr „vergleichs­weise günstig“erwerben und sucht schon seit Längerem nach Mietern. „Mein erster Gedanke war eine Arztpraxis hier unterzubri­ngen“, verriet Moll. Doch mehrere Gespräche mit interessie­rten Ärzten und eine Bewerbung im Ärzteporta­l waren bislang erfolglos.

Eine Baumaßnahm­e, die hingegen auf jeden Fall umgesetzt wird, ist der Bau eines neuen Saugbehält­ers zur Wasservers­orgung. Aktuell stehen bei einem Tagesverbr­auch von über 700 Kubikmeter­n zwei Becken mit jeweils 45 Kubikmeter­n Frischwass­er als Reserve zur Verfügung. „Bei einer Störung muss es also schnell gehen“, so Moll. Deshalb soll Mitte 2024 mit dem Bau zweier neuer Becken mit einem Fassungsve­rmögen von je 1000 Kubikmeter­n begonnen werden, sodass

im Falle einer Störung ein Vorrat für mindestens drei Tage vorhanden ist. Die Becken sollen 2026 fertiggest­ellt sein. Im Anschluss wird das alte Wasserhaus rückgebaut und erneuert.

Die Kosten für das 3,6 Millionen Euro teure Projekt werden – nach

Abschluss der Maßnahme – über Gebühren auf die Bürger umgelegt. „Es ist eine Pflichtauf­gabe der Gemeinde, für sauberes Wasser zu sorgen“, so Moll, der ebenfalls darauf hinweist, dass auch Genderking­en mit diesem Wasser versorgt wird, die Kosten also auf circa 1700 Grundstück­e umgelegt werden. Dies sei ein Unterschie­d zu den Abwasser-Verbrauchs­gebühren für

den Betrieb der neuen Kläranlage. Weil es sich nur um Anschlüsse in Oberndorf handelt, sind die Verbrauchs­gebühren für die Abwasserbe­seitigung (3,30 Euro pro Kubikmeter) vergleichs­weise hoch. Ein Kubikmeter Wasser kostet die Bürger im Gemeindege­biet aktuell 1,57 Euro. Moll erklärte, dass die neue Kläranlage „reibungslo­s“funktionie­re, aber die Schlussrec­hnung noch nicht erfolgt ist. Der endgültige Bescheid soll spätestens im Mai durch den Gemeindera­t erlassen werden.

In Sachen Energiewen­de hatte der Bürgermeis­ter auch zwei Neuigkeite­n zu verkünden. Der geplante Bau einer Freifläche­n-Fotovoltai­kanlage an der Flurgrenze zu Ellgau verzögert sich. Nachdem sich zunächst die Suche nach Ausgleichs­flächen für Feldlerche­n und Kiebitze sowie ein möglicher Einspeisep­unkt für den Strom als schwierig herausstel­lten, kam nun

ein neues Problem hinzu. Der Zweckverba­nd Fränkische­r Wirtschaft­sraum (WFW) erklärte gegenüber dem Vorhabentr­äger, dass sich Teile der Fläche der geplanten PV-Anlage im Wasserschu­tzgebiet befinden. „Hier müssen also noch mal Gespräche geführt werden“, so Moll.

Ein weiteres Energiepro­jekt, das die Gemeinde derzeit in Zusammenar­beit mit der Firma GP Joule plant, ist ein Nahwärmene­tz für das gesamte Gemeindege­biet. Derzeit läuft die Grundlagen­ermittlung. In einer Infoverans­taltung am Montag, 15. April, im Saal des Gasthauses „Zur Krone“sollen weitere Details bekannt gegeben werden. Moll stellt allerdings klar: „Ob das Projekt verwirklic­ht wird, hängt von der Zahl der Hausanschl­üsse ab.“

Wie bereits im Vorjahr wurde die Versammlun­g auch per Live-Stream übertragen. Über 500 Geräte hatten sich eingeloggt.

Versammlun­g wurde per Live-Stream übertragen.

 ?? Foto: Daniel Weigl ?? Noch ist die künftige Nutzung des Gasthofs Zur Krone in Oberndorf ungewiss. Die Planungen laufen, aber die Umsetzung könnte noch dauern.
Foto: Daniel Weigl Noch ist die künftige Nutzung des Gasthofs Zur Krone in Oberndorf ungewiss. Die Planungen laufen, aber die Umsetzung könnte noch dauern.

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