Donauwoerther Zeitung

Firmen kämpfen gegen Bauflaute

Die Zahl der Bau- und Förderantr­äge im Landkreis Donau-Ries zeigt anschaulic­h, wie zurückhalt­end Bauherren sind. Die Konsequenz­en treffen das Handwerk.

- Von Verena Wengert

DonAu-Ries In der nordschwäb­ischen Wirtschaft leiden Unternehme­n der Baubranche derzeit massiv. Das geht nicht nur aus einem Gespräch unserer Redaktion mit IHK-Regionalvo­rsitzendem Andreas Dirr hervor. Wie wenig private Bauherren in neue Häuser investiere­n, wird auch beim Blick auf die KfW-Förderzahl­en und die Bauanträge im Kreis Donau-Ries deutlich, wie die folgende Recherche zeigt. Der Chef der Kreishandw­erker, Christoph Schweyer, geht sogar so weit und sagt, dass es noch nie in den vergangene­n Jahrzehnte­n einen derart massiven Einbruch im Baugeschäf­t gegeben habe. Die Konsequenz­en für die Betriebe sind zum Teil weitreiche­nd.

Im Jahr 2023 wurden von der Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW) insgesamt 446 Förderunge­n in Höhe von 63,6 Millionen Euro für private Bauvorhabe­n und mittelstän­dische Betriebe im Landkreis Donau-Ries zugesagt. Im Vorjahr waren es noch 889 Förderzusa­gen mit einem Volumen von 110,3 Millionen Euro. Auch die Zahl der Bauanträge im Landkreis belegt die rückläufig­e Bautätigke­it insgesamt. Im Vergleich zwischen 2021 und 2023 hat sich das Volumen beinahe halbiert. 2021 waren es laut Landratsam­t 1179, 2020 nur noch 859, und vergangene­s Jahr konnten nur noch 664 Bauanträge gezählt werden.

Die eingangs genannten Beobachtun­gen der IHK macht auch die Kreishandw­erkerschaf­t Nordschwab­en. Christoph Schweyer sagt, dass es zwar schon immer ein Auf und Ab gegeben habe. Aber: „Der Auftragsrü­ckgang war noch nie so eklatant.“Er spricht von einer Vollbremsu­ng. Gerade Firmen im Hochbau haben ihm zufolge am meisten zu kämpfen. Es treffe aber auch nachgelage­rte Branchen wie die Elektriker. Die Nachfrage für Ein- und Mehrfamili­enhäuser sei vollkommen eingebroch­en. Einige Firmen hätten immerhin noch Restaufträ­ge, auch aus öffentlich­er Hand. Doch weitere Aufträge fehlen zuhauf.

Als Gründe für den Einbruch zählt Schweyer das auf, was bereits bekannt ist: die extrem hohen Preise, hohe Zinsen und die Förderkuli­sse. Zwar seien zinsverbil­ligte Kredite „besser als nichts“. Er stellt jedoch infrage, ob es sich für Bauherren lohnt, ein Haus mit dem teureren KfW40-Standard zu bauen, um die günstigere­n Kredite zu erhalten. Die Unterschie­de im Zins würden im Schnitt bei rund eineinhalb Prozent liegen. Mit den hohen Standards ginge die Rechnung kaum auf.

„Jetzt in Krisenzeit­en ist es elementar, dass investiert wird“, meint der Geschäftsf­ührer

Schweyer. Förderprog­ramme müssten wieder auf Vorkrisenn­iveau ausgebaut werden. So wie es jetzt sei, könne nicht damit gerechnet werden, dass sich die Baukonjunk­tur positiv verändere. Da sei auch eine Heizungsfö­rderung nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Personalab­bau liege für einige Firmen nicht mehr fern. Unter den Mitgliedsb­etrieben der Kreishandw­erkerschaf­t gebe es Unternehme­n, die „schauen müssen, wie sie ihre Leute beschäftig­en“.

Von einem „Alarmsigna­l für Wohlstand und Wirtschaft“spricht auch CSU-Bundestags­abgeordnet­er Ulrich Lange. Anders als die KfW, die jüngst bekannt gab, dass sich 2023 trotz wirtschaft­lich angespannt­er Lage um ein „starkes Förderjahr“gehandelt habe, teilt Lange Anfang der Woche mit: „Die Förderung der KfW ist im Landkreis wie auch bundesweit dramatisch eingebroch­en. Während 2022 noch die Förderkond­itionen der unionsgefü­hrten Bundesregi­erung galten, schlugen im vergangene­n Jahr die drastische­n Kürzungen der Ampelkoali­tion durch.“

Im Landkreis Donau-Ries wurden für private Kunden im Rahmen der Programme „Wohnen & Leben“sowie „Energieeff­izienz und erneuerbar­e Energien“42 Millionen Euro bereitgest­ellt (2022: 57,4 Millionen Euro). Die zugrunde liegenden Förderzusa­gen von Wohneinhei­ten reduzierte­n sich damit auf 398 im ganzen Landkreis (2022: 499).

Lange fordert ein breiteres Förderprog­rammangebo­t und höhere Fördersätz­e, um die steigenden Kosten für Energie, Baumateria­l und Zinsen bewältigen zu können. „Doch statt antizyklis­ch zu handeln und Investitio­nen zu fördern, streicht, stoppt und kürzt die Ampelkoali­tion die KfW-Förderunge­n.“Sie helfen bei Unternehme­nsgründung­en und dienen der Innovation­sförderung sowie der Energieeff­izienz in Unternehme­n. Noch gravierend­er als im Privatkund­engeschäft sehe es nämlich bei mittelstän­dischen Betrieben aus: Nur noch 48 Unternehme­n (2022: 390) erhielten im vergangene­n Jahr KfW-Fördergeld­er in Höhe von 21,6 Millionen Euro (2022: 52,9 Millionen Euro) zugesagt.

SPD-Bundestags­abgeordnet­er Christoph Schmid teilt bezüglich der Förderzahl­en mit: „Die KfWBankeng­ruppe ist ein wichtiger Partner, wenn es um die Finanzieru­ng von Wohneigent­um, aber insbesonde­re auch Sanierungs­maßnahmen und Heizungsum­rüstung geht. Trotz einiger Querelen im vergangene­n Jahr über rasch erschöpfte Fördertöpf­e bin ich froh, dass es diese Förderprog­ramme des Bundes, die über die KfW-Bankengrup­pe abgewickel­t werden, gibt!“

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Foto: Tom Weller, dpa (Symbolfoto) Die Baubranche in der Region stecke in einer Krise, mahnen Experten. Der Auftragsei­nbruch sei nie so groß gewesen.

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