Ein Lager für Milliarden Bauteile
Die Firma Valeo investiert am Standort Wemding einen zweistelligen Millionenbetrag. Damit sollen die Kapazitäten und der Umsatz vervielfacht werden.
Das Bau-Projekt, das die Firma Valeo nun in Wemding offiziell mit einem symbolischen Spatenstich gestartet hat, ist auf den ersten Blick wenig spektakulär. Es entsteht nicht mal ein richtiges Gebäude. Das Vorhaben ist von außerhalb des Werks, wenn überhaupt, nur zum Teil zu sehen. Und doch handelt es sich um eine große Investition, deren Bedeutung für den Standort den Verantwortlichen zufolge hoch einzuschätzen ist. Das Unternehmen errichtet ein neues Lager und ein Transportsystem für Elektronik-Bauteile.
Die Zahlen, die Werkleiter Markus Hein bei dem Termin nennt, sind gewaltig. Täglich werden in der Fabrik des Automobilzulieferers rund 6000 Spulen benötigt, die von etwa 100 Zulieferer kommen. Jede einzelne der Spulen, die solchen ähneln, auf denen einst Kinofilme aufgerollt waren, ist mit einer Art Band bestückt, auf dem sich ElektronikKomponenten befinden. Auf mancher Spule sind an die 200 Bauteile, andere sind mit bis zu 50.000 bestückt.
Bislang werden die Spulen quasi von Hand bereitgestellt und vom Lager in die Produktion transportiert. Dort picken die automatisierten Anlagen an zehn Produktionslinien mit Greifern die Komponenten nach und nach von den Spulen und platzieren sie auf Leiterplatten, die für fast jedes Endprodukt benötigt werden. In Wemding stellt Valeo hauptsächlich Komponenten für Fahrassistenzsysteme in Autos her, also zum Beispiel Frontkameras, Radarsensoren und UltraschallSysteme.
Momentan verarbeitet Valeo in dem Werk laut Hein jährlich 6,3 Milliarden Elektronik-Bauteile. Mit der neuen Technik sollen es in den kommenden Jahren zehn bis zwölf Milliarden werden. Um dies zu bewerkstelligen, wird für den Transport vom Wareneingang zum Lager und von dort zur Produktionshalle ein 700 Meter langes Fördersystem errichtet. Dieses werde von einer intelligenten Software gesteuert und laufe mit 16 Transportrobotern vollautomatisch. Damit könne das benötigte Material im Stundentakt für die Produktion bereitgestellt werden.
Das neue, zweistöckige Lager wird nach Auskunft des Werkleiters in die bestehende Logistikhalle integriert. Die geplante Lagerfläche beträgt 380 Quadratmeter. Klingt nach nicht viel, aber: Auf der Fläche sollen bis zu 83.000 der beschriebenen Spulen unterkommen. 100 Tonnen Stahl werden benötigt, um eine ausreichende Statik zu gewährleisten. Zwischen der Logistik- und der Produktionshalle entsteht ein 20 Meter langer Verbindungsbau. Das Projekt werde voraussichtlich bis Mitte 2025 abgeschlossen, so Markus Hein. Die Firma investiere einen zweistelligen Millionenbetrag.
Er berichtet, dass die Geschäfte bei Valeo gut laufen. Man habe große Aufträge an Land gezogen. Einen davon machte das Unternehmen
Ende 2022 öffentlich. Für BMW entstehen in Wemding wohl von 2025 an zentrale Steuergeräte für die Elektronik. Hein erklärte: „Wir schaffen Synergien, optimieren den Materialfluss und passen die interne Logistik an.“Weil das automatisierte Fahren ein „Boomsektor“sei, der im Wemdinger Werk 95 Prozent der Produktion ausmache, sei am Standort mit seinen rund 1400 Beschäftigten deutliches Wachstum zu erwarten. Die Pläne sähen vor Ort in fünf Jahren den dreifachen Umsatz vor.
Bei dem Spatenstich war auch Marc Vrecko, Präsident im Konzern für den Geschäftsbereich Fahrassistenzsysteme, zugegen. Der Wemdinger Bürgermeister Martin Drexler betonte die Bedeutung des zweitgrößten industriellen Betriebs im Donau-Ries-Kreis und zeigte sich erfreut über die Investition: „Das ist ein besonderer, ein schöner Tag.“In der Fabrik seien viele Menschen aus der Region tätig. ValeoPressesprecher Andreas vom Bruch merkte an, in Wemding befinde sich ein „Vorzeige-Werk“. Der Standort sei „auf Wachstum gepolt“.
In der Fabrik sind viele Menschen aus der Region tätig.