Donauwoerther Zeitung

Ein Lager für Milliarden Bauteile

Die Firma Valeo investiert am Standort Wemding einen zweistelli­gen Millionenb­etrag. Damit sollen die Kapazitäte­n und der Umsatz vervielfac­ht werden.

- Von Wolfgang Widemann

Das Bau-Projekt, das die Firma Valeo nun in Wemding offiziell mit einem symbolisch­en Spatenstic­h gestartet hat, ist auf den ersten Blick wenig spektakulä­r. Es entsteht nicht mal ein richtiges Gebäude. Das Vorhaben ist von außerhalb des Werks, wenn überhaupt, nur zum Teil zu sehen. Und doch handelt es sich um eine große Investitio­n, deren Bedeutung für den Standort den Verantwort­lichen zufolge hoch einzuschät­zen ist. Das Unternehme­n errichtet ein neues Lager und ein Transports­ystem für Elektronik-Bauteile.

Die Zahlen, die Werkleiter Markus Hein bei dem Termin nennt, sind gewaltig. Täglich werden in der Fabrik des Automobilz­ulieferers rund 6000 Spulen benötigt, die von etwa 100 Zulieferer kommen. Jede einzelne der Spulen, die solchen ähneln, auf denen einst Kinofilme aufgerollt waren, ist mit einer Art Band bestückt, auf dem sich Elektronik­Komponente­n befinden. Auf mancher Spule sind an die 200 Bauteile, andere sind mit bis zu 50.000 bestückt.

Bislang werden die Spulen quasi von Hand bereitgest­ellt und vom Lager in die Produktion transporti­ert. Dort picken die automatisi­erten Anlagen an zehn Produktion­slinien mit Greifern die Komponente­n nach und nach von den Spulen und platzieren sie auf Leiterplat­ten, die für fast jedes Endprodukt benötigt werden. In Wemding stellt Valeo hauptsächl­ich Komponente­n für Fahrassist­enzsysteme in Autos her, also zum Beispiel Frontkamer­as, Radarsenso­ren und Ultraschal­lSysteme.

Momentan verarbeite­t Valeo in dem Werk laut Hein jährlich 6,3 Milliarden Elektronik-Bauteile. Mit der neuen Technik sollen es in den kommenden Jahren zehn bis zwölf Milliarden werden. Um dies zu bewerkstel­ligen, wird für den Transport vom Wareneinga­ng zum Lager und von dort zur Produktion­shalle ein 700 Meter langes Fördersyst­em errichtet. Dieses werde von einer intelligen­ten Software gesteuert und laufe mit 16 Transportr­obotern vollautoma­tisch. Damit könne das benötigte Material im Stundentak­t für die Produktion bereitgest­ellt werden.

Das neue, zweistöcki­ge Lager wird nach Auskunft des Werkleiter­s in die bestehende Logistikha­lle integriert. Die geplante Lagerfläch­e beträgt 380 Quadratmet­er. Klingt nach nicht viel, aber: Auf der Fläche sollen bis zu 83.000 der beschriebe­nen Spulen unterkomme­n. 100 Tonnen Stahl werden benötigt, um eine ausreichen­de Statik zu gewährleis­ten. Zwischen der Logistik- und der Produktion­shalle entsteht ein 20 Meter langer Verbindung­sbau. Das Projekt werde voraussich­tlich bis Mitte 2025 abgeschlos­sen, so Markus Hein. Die Firma investiere einen zweistelli­gen Millionenb­etrag.

Er berichtet, dass die Geschäfte bei Valeo gut laufen. Man habe große Aufträge an Land gezogen. Einen davon machte das Unternehme­n

Ende 2022 öffentlich. Für BMW entstehen in Wemding wohl von 2025 an zentrale Steuergerä­te für die Elektronik. Hein erklärte: „Wir schaffen Synergien, optimieren den Materialfl­uss und passen die interne Logistik an.“Weil das automatisi­erte Fahren ein „Boomsektor“sei, der im Wemdinger Werk 95 Prozent der Produktion ausmache, sei am Standort mit seinen rund 1400 Beschäftig­ten deutliches Wachstum zu erwarten. Die Pläne sähen vor Ort in fünf Jahren den dreifachen Umsatz vor.

Bei dem Spatenstic­h war auch Marc Vrecko, Präsident im Konzern für den Geschäftsb­ereich Fahrassist­enzsysteme, zugegen. Der Wemdinger Bürgermeis­ter Martin Drexler betonte die Bedeutung des zweitgrößt­en industriel­len Betriebs im Donau-Ries-Kreis und zeigte sich erfreut über die Investitio­n: „Das ist ein besonderer, ein schöner Tag.“In der Fabrik seien viele Menschen aus der Region tätig. ValeoPress­esprecher Andreas vom Bruch merkte an, in Wemding befinde sich ein „Vorzeige-Werk“. Der Standort sei „auf Wachstum gepolt“.

In der Fabrik sind viele Menschen aus der Region tätig.

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Symbolisch­er Spatenstic­h für den Bau eines neuen Lagers und Transports­ystems im Valeo-Werk Wemding mit Vertretern des Unternehme­ns sowie Personen von Firmen, die an dem Projekt beteiligt sind.
Foto: Wolfgang Widemann Symbolisch­er Spatenstic­h für den Bau eines neuen Lagers und Transports­ystems im Valeo-Werk Wemding mit Vertretern des Unternehme­ns sowie Personen von Firmen, die an dem Projekt beteiligt sind.

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