Abgespeckt und abgestürzt
Oprah Winfrey verlässt den Aufsichtsrat der Weight Watchers. Die Börse dankt ihr das nicht.
„Dabeisein ist alles“, sagt der Muckiprotz bei Olympia. „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“, zwitschert Heidi Klum zu ihren Topmodels. Aber seien wir ehrlich: Die meisten durchschnittsfrustrierten Normalformat-Menschen – Bäuchlein, Puddingarme, Teilnahmeurkunde bei den Bundesjugendspielen – haben solche fettarmen Glückskeks-Sprüche satt.
Doch allen, die mit ihrem Gewicht hadern, macht eine Firma Hoffnung. Ein US-Unternehmen – aus dem Land des Triple-Cheeseburgers
– wirbt mit einer Idee, die jede Milchmädchenrechnung (Stufe: entrahmt) auf den Kopf stellt: Wer verliert, gewinnt. Genauer: Wer den Weight Watchers vertraut, wird garantiert zum Verlierer – von Pfunden und Kilos. Mit ihrem Abnehmprogramm für jedermann wurde die Firma berühmt.
Doch jetzt haben die Weight Watchers selbst verloren. Nämlich ihre Galionsfigur. Oprah Winfrey, die Talkshow-Moderatorin, jene Königin der Promi-Beichtgespräche, gibt ihren Posten im Aufsichtsrat der Weight Watchers auf, weil sie jetzt lieber auf eine Abnehm-Spritze vertraut. Und der
Wert der Firmenaktie? Verliert und verliert, nimmt gewaltig ab.
Vielleicht begann das Elend damit, dass Weight Watchers zuletzt am Namen abspeckte: Die Firma legte Buchstaben ab, nannte sich nur noch „WW“. Und jetzt verliert sie die Werbefigur, die einst das Abnehmen feierte. 1988 karrte Oprah einen Bollerwagen, beladen mit Fett-Paketen, auf die Talkshow-Bühne – 67 Pfund, so viel hatte sie verloren. Oprahs Vermögen soll heute 2,8 Milliarden Dollar schwer sein und sie will trotz Schlank-Spritze den WW „weiter beratend zur Seite stehen“. Darf man ihr das abnehmen?