Donauwoerther Zeitung

So erlebten Zeugen die brutale Attacke

Im Prozess gegen den Hammer-Angreifer sagen nun erstmals Augenzeuge­n aus. Sie alle schildern eine kaltblütig­e Tat.

- Von Philipp Kinne

Pünktlich um 6.40 Uhr sei der Zug aus München in Meitingen eingefahre­n, erinnert sich die Zugbegleit­erin. Die Waggons waren voll, einige Passagiere mussten stehen, andere schliefen auf den Sitzplätze­n. Dass es einen Augenblick später zu einer brutalen Hammer-Attacke kommen würde, ahnte zu diesem Zeitpunkt wohl niemand. Wie berichtet, schlug der mutmaßlich­e Täter Marek P. (Name geändert) am Meitinger Bahnhof einen Mann brutal nieder. Am zweiten Verhandlun­gstag im Prozess gegen den 34-Jährigen sagen nun erstmals Augenzeuge­n aus. Sie schildern einen kaltblütig­en Angriff.

Die Zugbegleit­erin stieg am Tag der Tat in Augsburg in den Regionalex­press in Richtung Würzburg. Als der Zug in Meitingen Halt machte, beobachtet­e sie den Angriff. Das Opfer, ein 34 Jahre alter Mann, stieg mit einem E-Scooter aus dem Waggon. Am Bahnsteig baute er den faltbaren Roller auf. Währenddes­sen näherte sich von hinten Marek P. mit einem Hammer in der Hand. „Da hat sich vorher nichts angebahnt. Es gab keinen Streit“, erinnert sich die Zugbegleit­erin. Der Täter habe ausgeholt und mit dem Hammer auf den Hinterkopf seines Opfers geschlagen. Dann, so schildert es die Zeugin, kam es zu einem zweiten Schlag. Die Aufzeichnu­ng

einer Videokamer­a deutet allerdings darauf hin, dass der Täter lediglich einmal zuschlug. Andere Zeugen können sich ebenfalls nur an einen Schlag erinnern. Etwa eine Frau, die sich vor der Tat im selben Abteil wie Marek P. aufhielt. Sie sei in Haunstette­n zugestiege­n. „Ich musste stehen, der Zug war total überfüllt“, erinnert sich die Augenzeugi­n. Wie andere Zeugen auch berichtete die Frau, dass sich Täter und Opfer während der Fahrt gegenübers­aßen, aber nicht miteinande­r sprachen. Das Opfer habe auf seinem Handy einen

Film geschaut, der Täter wirkte „ein bisschen schläfrig“, erzählte die Zeugin. Nachdem beide in Meitingen ausgestieg­en waren, habe auch sie gesehen, wie Marek P. das Opfer von hinten niederschl­ug. Danach ging der Angreifer zunächst zurück in den Zug. „Ich hatte Angst, dass er weitermach­t“, sagte die Zeugin. Doch Marek P. verhielt sich nach dem brutalen Angriff offenbar ruhig.

Wie mehrere Zeugen berichten, ging eine Gruppe junger Männer nach dem Angriff auf den Täter zu. „Er wirkte abwesend“, erzählte einer der Männer vor Gericht.

„Als sei nichts passiert.“Dass bei der Hammer-Attacke beinahe ein Mensch gestorben wäre, ließ den Täter offenbar kalt. Etwa zehn Minuten nach der Tat trafen Rettungsdi­enst und Polizei ein. Marek P. ließ sich laut einem der Beamten widerstand­slos festnehmen. „Er hat nichts gesagt, wirkte ganz ruhig“, schilderte der Polizist vor Gericht. Bei einer Durchsuchu­ng des mutmaßlich­en Täters fanden die Beamten neben dem Hammer weiteres Werkzeug und eine geringe Menge an Drogen.

Wie bereits am ersten Verhandlun­gstag

klar wurde, hatte Marek P. schon lange ein Drogenprob­lem. Einen festen Wohnsitz hatte er nicht. Die Staatsanwa­ltschaft geht davon aus, dass Marek P. zur Tatzeit unter einer „paranoid-halluzinat­orischen Schizophre­nie“litt.

Aufgrund seiner krankhaft seelischen Störung war er aus Sicht der Staatsanwa­ltschaft nicht in der Lage, das Unrecht der Tat einzusehen. Deshalb könnte er auf unbestimmt­e Zeit in einer psychiatri­schen Einrichtun­g untergebra­cht werden. Der Prozess wird fortgesetz­t.

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Foto: Philipp Kinne Ein 34-Jähriger soll im vergangene­n Jahr brutal mit einem Hammer auf ein Zufallsopf­er eingeschla­gen haben. Nun muss sich der mutmaßlich­e Täter vor Gericht verantwort­en.
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Foto: Marcus Merk (Archivbild) An dieser Stelle am Meitinger Bahnhof wurde das Opfer niedergesc­hlagen. Der 34-Jährige kann sich daran selbst kaum noch erinnern.

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