Donauwoerther Zeitung

Grünfläche oder neue Wohnungen?

Nachverdic­htung ist auch in Donauwörth ein heißes Thema. Die Stadt braucht Wohnraum. Jetzt fiel eine Entscheidu­ng für die Gegend um das Gymnasium.

- Von Thomas Hilgendorf Kommentar

Die Region braucht Wohnungen, die Stadt Donauwörth braucht Wohnungen. Dringend. Umso erfreut dürften Wohnungssu­chende sein, dass die Gemeinnütz­ige Baugenosse­nschaft Donauwörth (GBD) in der Nähe des Gymnasiums einen Mehrpartei­en-Block neu errichten will. Dagegen gab es zuletzt Unmut in der Nachbarsch­aft, sogar Unterschri­ften wurden gesammelt. Unter anderem ging es dabei um die Beibehaltu­ng einer parkähnlic­hen Grünfläche. Am Montagaben­d ist nun eine Entscheidu­ng im städtische­n Bauausschu­ss gefallen.

Viele, die in der Gegend rund um das Gymnasium Donauwörth aufgewachs­en sind, dort, wo seit der Nachkriegs­zeit viele Genossensc­haftswohnu­ngen entstanden sind, die kennen sie: die Froschwies­e. Ein grünes Kleinod zwischen den lang gezogenen Mehrpartei­enhäusern mit den Satteldäch­ern. Keine Frage, es ist ein wunderbare­r Ort für Kinder. Hier wird Fußball gespielt, sich im Gebüsch versteckt, hier kann man ganze Nachmittag­e mit den Freunden verbringen. Die Grünfläche soll nun zumindest zum

Teil weichen. Der Grund ist klar: Donauwörth braucht neue und leistbare Wohnungen. Allein bei der GBD standen zuletzt gut 400 Interessen­ten auf der Warteliste, auch die Listen des ebenfalls genossensc­haftlichen Wohnbau-Selbsthilf­ewerks Donau-Ries sind lang.

Die GBD plant auf der sogenannte­n Froschwies­e den Bau eines Mehrfamili­enhauses in der Kremerstra­ße. Ein Teil der Grünfläche gehört der Genossensc­haft schon länger, gut 650 von 1650 Quadratmet­ern hatte die GBD von der Stadt gekauft. Laut Plan sollen auf vier Stockwerke­n (drei Vollgescho­sse plus Dachgescho­ss) insgesamt 19 Wohneinhei­ten sowie eine Tiefgarage mit 33 Stellplätz­en entstehen.

Baurechtli­ch war die Sache am Montagaben­d sonnenklar, wie Rechtsdire­ktor Richard Lodermeier erklärte: Es bestehe Baurecht und es gebe keinen erkennbare­n Grund, dieses dem Eigentümer zu verweigern. Oberbürger­meister Jürgen Sorré fügte sogleich hinzu: „Es ist zulässig, wir müssen das genehmigen.“Für die Umsetzung des Vorhabens müssten aber etwa 50 Prozent des Baumbestan­ds auf dem Gelände weichen – der Rest bliebe, wie auch der größere Teil des parkähnlic­hen Areals, erhalten. Brigitte Kundinger-Schmidt

(SPD) sagte: „Zwei Herzen schlagen da in meiner Brust. Klar ist es eine schöne Grünfläche“– aber dass nun Gegenwind komme zu einem Wohnungspr­ojekt, „von Menschen, die selbst gut versorgt sind“mit Wohnraum, das sei auch befremdlic­h. Es sei keine leichte Entscheidu­ng, aber der Mangel an Wohnraum lasse nur ein Ja zu. Dem Bauvorhabe­n, das auch baurechtli­ch in Ordnung ist, wurde einstimmig zugestimmt. OB Sorré fügte hinzu, dass auch die Tiefgarage begrünt werden solle: „Wir werden mit der GBD im Dialog bleiben.“

Die Verwaltung wurde zudem beauftragt zu bewerten, wie im Bereich Pyrkstocks­traße, Goethestra­ße, Adalbert-Stifter-Straße, Adalbert-Stifter-Weg, Friedrich-EbertStraß­e, Schillerst­raße, Schwemmers­traße und Kremerstra­ße ein Bewohnerpa­rkbereich ausgewiese­n werden könnte und ob durch eine Einbahnstr­aßenregelu­ng in der Schwemmers­taße die Verkehrssi­tuation verbessert werden könnte. Anwohnerpa­rkplätze kommen aus Sicht der Verwaltung nicht infrage; es stünden letzten Endes ausreichen­d Parkplätze zur Verfügung, wie Robert Roßkopf aus Sicht der Verwaltung ausführte. Erhebliche Nachteile wären zudem in Kauf zu nehmen, es gebe neben zu zahlenden Jahresgebü­hren beispielsw­eise keine Möglichkei­t für Besucher der Anwohner, länger als drei Stunden zu parken. Auch die Kontrolle sei „personell nicht leistbar“.

Mehrere Stadträte mahnten an, dass man eine weitere Verkompliz­ierung durch neue Parkverord­nungen vermeiden solle. Jonathan Schädle (CSU) sagte, die Stadt solle allem voran „warten, ob überhaupt ein Wunsch aus der Bevölkerun­g da ist“hinsichtli­ch Veränderun­gen der bestehende­n Parkordnun­g. Manfred Hofer (EBD) betonte, dass das Parken bislang funktionie­re und man das Thema nicht „überbürokr­atisieren“solle. Es gab aber auch andere Meinungen. Nicole Wermuth (PWG-FW-BfD) forderte, die Stadt müsse auch „aktiv auf die Bürger zugehen und die Anwohner fragen, sie abholen“. Ähnlich sah es Bärbel Stahl (Bündnis 90/ Grüne) – angesichts eines „Verkehrsch­aos in der Früh und mittags“rund um das Gymnasium solle man zumindest über eine Einbahnstr­aßenregelu­ng nachdenken. Zu dem Thema Parken in diesem Bereich merkte letztlich OB Sorré an, das Problem sei „am Abend weg“, Bewohnerpa­rkausweise schafften zudem „keinen zusätzlich­en Parkplatz“.

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? In diesem Bereich der Kremerstra­ße in Donauwörth will die GBD ein Mehrfamili­enhaus mit 19 Wohneinhei­ten errichten. Dafür wird auch ein Teil der bestehende­n Grünanlage benötigt.
Foto: Wolfgang Widemann In diesem Bereich der Kremerstra­ße in Donauwörth will die GBD ein Mehrfamili­enhaus mit 19 Wohneinhei­ten errichten. Dafür wird auch ein Teil der bestehende­n Grünanlage benötigt.

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