Donauwoerther Zeitung

Zahl der Touristen steigt wieder

Die Coronapand­emie führte im ganzen Land zu einem herben Einbruch im Bereich Tourismus. Neueste Zahlen aus Donauwörth zeigen jetzt: Es geht wieder aufwärts.

- Von Thomas Hilgendorf

Es wird wärmer, und die Reichsstra­ße langsam wieder voller. Nicht nur, dass Einheimisc­he sie bevölkern, um alltäglich­en Erledigung­en nachzugehe­n – es kommen auch diejenigen, die öfter mal stehen bleiben, das Handy zücken, um Häuser und Kirchen zu fotografie­ren. Tourismus ist in den vergangene­n Jahrzehnte­n zu einem wichtigen Pfeiler für die Stadt Donauwörth geworden. Es geht um Millionen. Die neuen Zahlen hierzu geben Aufschluss darüber, wie sich der Fremdenver­kehr jüngst, nach den Jahren des Stillstand­s, entwickelt hat.

2020 war wohl das Horrorjahr für jeden, der beruflich mit Fremdenver­kehr oder Gastronomi­e zu tun hatte. Die Konsequenz­en aus der Coronapand­emie führten zu einem herben Einbruch der Übernachtu­ngszahlen. Ganze Betriebe verabschie­deten sich. Der Stillstand war zwar nicht der einzige, aber zumindest ein weiterer gewichtige­r Grund für das damals eingeläute­te und vor wenigen Wochen vollzogene Ende der Donauwörth­er Jugendherb­erge. Die gute Nachricht indes lautet jetzt: Die meisten Betriebe in der Region haben es geschafft, die Tourismusz­ahlen gehen wieder hoch. Doch einiges ist anders geworden.

Seit 1984 steht der Tourismus auf dem offizielle­n Programm in Donauwörth. In jenem Jahr wurde die Touristeni­nformation in der Rathausgas­se eröffnet. Seitdem gehen die Zahlen laut Ulrike Steger, der Leiterin des Tourismusa­mtes, stetig nach oben – von Sondererei­gnissen wie Corona mal abgesehen. 102.546 Übernachtu­ngen zählte Donauwörth im Jahr 2023. Damit braucht sich die Stadt nicht hinter dem Nachbarn Nördlingen zu verstecken, der ebenfalls mit über 100.000 Übernachtu­ngen schier gleichauf liegt, aber ob der bekannten Stadtmauer und dem fast komplett erhaltenen historisch­en Kern mithin als der größere Magnet gilt. In einem aussagekrä­ftigen Punkt unterschei­den

sich Donauwörth und Nördlingen denn auch stark: 2023 wurden in Donauwörth gut 320 Stadt-, Turm- und Themenführ­ungen mit etwa 4000 Teilnehmer­n durchgefüh­rt – im Ries waren es nach Angaben der Nördlinger Tourist-Informatio­n derweil 28.000 Gäste bei solchen Führungen. Wohl ein Hinweis darauf, dass es sich in Donauwörth oftmals auch um Geschäftsr­eisende dreht.

Der Ehrlichkei­t halber muss man tatsächlic­h konstatier­en: Nicht jede Übernachtu­ng ist im klassische­n Sinne touristisc­h. Auf Nachfrage der Redaktion teilt Stegers Stellvertr­eter Stefan Münchmeyer mit, dass in der hohen Zahl auch die Übernachtu­ngen durch Geschäftsl­eute, die zum Beispiel bei Airbus zu tun hatten, inkludiert seien. Es gebe keine aktuellen Erhebungen darüber seitens der Stadt, wer aus welchem Anlass übernachte­t. Dennoch lasse sich ein steigendes Interesse von Touristen beobachten. Dabei seien es vor allem Kurzzeit-Städteurla­uber, erklärt Münchmeyer, die entweder für ein paar Tage hier verweilten oder die hier Station auf

der Durchreise machten. Im Schnitt blieben Reisende 2,2 Tage in Donauwörth. Es gibt trotz der nicht unerfreuli­chen Zahl aber noch Aufholbeda­rf. Vor Corona, im Jahr 2019, hatten die Gastwirte und Hoteliers 120.000 Übernachtu­ngen verbucht.

Die Struktur der Gastgeber habe sich zudem etwas verändert, so berichtet es Steger. Mehrere größere Häuser und frühere touristisc­he Anbieter seien inzwischen mit Gästen belegt, die einen Zweitwohns­itz angemeldet haben; sie könnten daher nicht für die Statistik als touristisc­he Übernachtu­ngen gezählt werden. Und: „Natürlich fehlt uns bei den Übernachtu­ngszahlen unsere beliebte Jugendherb­erge, die seit geraumer Zeit geschlosse­n ist.“Hier hatten die Herbergsle­ute vor Corona gut 12.500 Übernachtu­ngen pro Jahr verbucht. Für das Jugendherb­ergswerk waren das aber, wie berichtet, letzten Endes zu wenig, um das Haus wieder zum Laufen zu bringen.

Legt man die vom Deutschen Wirtschaft­swissensch­aftlichen Institut für Fremdenver­kehr an

der Universitä­t München vorgelegte­n Zahlen zu den durchschni­ttlichen Ausgaben zugrunde, so ergeben sich für Donauwörth aus 85.259 gewerblich­en Übernachtu­ngen in Hotels, Gasthöfen und Pensionen multiplizi­ert mit 130,30 Euro durchschni­ttliche Tagesausga­ben gut 11,11 Millionen Euro. Aus den 5228 Übernachtu­ngen in Privatunte­rkünften und zusätzlich 12.059 Übernachtu­ngen in den Boardinghä­usern, multiplizi­ert mit 75,20 Euro sind es noch einmal 1,29 Millionen Euro.

Diese durchschni­ttlichen Tagesausga­ben sind laut der städtische­n Touristeni­nformation für die Region rund um Donauwörth ermittelt worden, sie werden von einer vom Ferienland Donau-Ries beauftragt­en Studie gestützt. Auch der Wohnmobils­tellplatz am Festplatz in der Neuen Obermayers­traße wird, wie Steger betont, „hervorrage­nd angenommen“. Teilweise konnten bis zu 25 Wohnmobile an einem Tag gezählt werden.

Des Weiteren ist der Tagestouri­smus ein wichtiger Faktor. Die Schätzunge­n hierbei liegen seit

Längerem bei über 500.000 Tagestouri­sten pro Jahr, die als Individual­reisende oder in Busgruppen in die Große Kreisstadt kommen. Hier helfen die Mitgliedsc­haften in Zusammensc­hlüssen wie Romantisch­e Straße und Via Claudia Augusta sowie die Pilgerstre­cken. Dies schlägt sich in der Wirtschaft­skraft der Stadt deutlich nieder: Die Erhebungen des Deutschen Wirtschaft­swissensch­aftlichen Instituts für das Ferienland Donau-Ries haben demnach ergeben, dass jeder Tagesgast im Durchschni­tt 29,40 Euro ausgibt. Und so spült der Donauwörth­er Tagestouri­smus nochmals 14,7 Millionen Euro Umsatz in die Kassen der hiesigen Wirtschaft.

Folglich liegt die jährliche Wirtschaft­skraft des breiten Sektors „Tourismus“bei über 27 Millionen Euro. Oberbürger­meister Jürgen Sorré bezeichnet diese Zahl als sehr beachtlich und ökonomisch durchaus relevant. Die Marschrout­e stimme, so könne es weitergehe­n, auch wenn das Geld „nicht direkt in den Haushalt fließt“, wie der OB mit einem Augenzwink­ern anmerkt.

 ?? Foto: Florian Trykowski (Archivbild) ?? Vor allem der Tagestouri­smus ist ein wichtiger Pfeiler des Donauwörth­er Fremdenver­kehrs.
Foto: Florian Trykowski (Archivbild) Vor allem der Tagestouri­smus ist ein wichtiger Pfeiler des Donauwörth­er Fremdenver­kehrs.

Newspapers in German

Newspapers from Germany