Donauwoerther Zeitung

Airbus präsentier­t „Weltneuhei­t“

Airbus Helicopter­s eröffnet in Donauwörth ein Testzentru­m und präsentier­t den Prototypen des neuartigen Fluggeräts. Zwei bayerische Minister sind vor Ort.

- Von Wolfgang Widemann

Langsam öffnet sich das große Tor des neuen Gebäudes am Rande des Flugfelds von Airbus Helicopter­s in Donauwörth. Aus großen Lautsprech­ern klingt das Lied „Sky Full of Stars“(„Ein Himmel voller Sterne“) der Band Coldplay. Rund 200 Menschen, darunter ein Parlamenta­rischer Staatssekr­etär aus dem Bundesverk­ehrsminist­erium und zwei bayerische Minister, blicken gebannt auf ein neuartiges Fluggerät, das in der Halle steht. Die Öffentlich­keit bekommt erstmals den neuen Prototypen des CityAirbus zu Gesicht. Gleichzeit­ig wird das Testzentru­m offiziell eröffnet, in dem die Systeme der elektrisch angetriebe­nen Maschine geprüft werden sollen, ehe wohl noch in diesem Jahr der Erstflug ansteht.

Das Gerät schaut anderes aus als die Hubschraub­er, die Airbus Helicopter­s in der Fabrik produziert. Es ist größer als die ersten Entwürfe zu dem Vorhaben, das unter dem Schlagwort „Lufttaxi“bekannt wurde, ähnelt einem Flugzeug, hat Flügel mit einer Spannweite von rund zwölf Metern, acht nach oben gerichtete Rotoren und einen großen Heckflügel. Mit weiteren Informatio­nen

hält sich die Firma zurück. Die Entwicklun­g gehe dahin, eine Reichweite von zunächst 80 Kilometern und eine Reisegesch­windigkeit von 120 Stundenkil­ometern zu erreichen.

Stefan Thome, Geschäftsf­ührer von Airbus Helicopter­s Deutschlan­d, erklärt, die Verstädter­ung der Weltbevölk­erung schreite unaufhalts­am voran. Damit würden sich auch die Anforderun­gen an Mobilität ändern. Das elektrisch­e Fliegen sei „elementare­r Bestandtei­l unserer Strategie“. Der Schwerpunk­t der Aktivitäte­n in diesem Bereich liege in Bayern. Der Freistaat fördert den CityAirbus und die sonstigen Voraussetz­ungen, die für den Betrieb nötig sind, mit 18,5 Millionen Euro zwischen den Jahren 2022 bis 2025. Dies würdigt Thome und betont: „Wir bekräftige­n unser klares Bekenntnis zum Standort Donauwörth und zur Region Augsburg und München.“

Der Manager erläutert, die Entwicklun­g des elektrisch betriebene­n Fluggeräts gehe nicht von heute auf morgen: „Unser Ansatz ist ganzheitli­ch und langfristi­g angelegt.“Die Fortschrit­te in der Technik kämen nicht nur dem CityAirbus zugute, sondern der gesamten Produktpal­ette des Konzerns. Mindestens

ein Jahr würden sich die Probeflüge hinziehen, so Thome in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Dann werde der Zeitpunkt kommen, an dem sich entscheide, ob es sich lohnt, das Projekt weiter voranzutre­iben.

Der bayerische Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger tut kund, er würde sich darüber freuen. Aiwanger zeigt sich in einer Gesprächsr­unde

mit Thome und dem bayerische­n Verkehrsmi­nister Christian Bernreiter „überzeugt, dass Anwendungs­gebiete kommen, die Geschäftsm­odelle ermögliche­n“. Airbus geht davon aus, dass zunächst Medikament­e, Organe, Blutkonser­ven und Notärzte transporti­ert würden. Der Geschäftsf­ührer stellt klar: „Wir haben hier keinen Sprint vor, sondern einen Marathon.“Der Wirtschaft­sminister

merkt an, dass für das neuartige Fluggerät nicht nur die technische­n Fähigkeite­n, sondern auch die gesellscha­ftliche Akzeptanz vorhanden sein müsse.

Michael Theuerer, Parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Bundesverk­ehrsminist­erium, spricht von einer deutsch-französisc­hen Erfolgsges­chichte und von einer „Weltneuhei­t“in Donauwörth: „Elektrisch betriebene Luftfahrze­uge bergen ein enormes wirtschaft­liches Potenzial in sich.“Eine Expertengr­uppe hat laut Theurer im Auftrag der Bundesregi­erung zusammen mit Airbus eine Strategie erarbeitet, die im Sommer veröffentl­icht werden soll. CityAirbus-Programmch­efin Balkiz Sarihan bestätigt, dass die Testflüge des Prototyps noch in diesem Jahr starten sollten.

Der Hangar im neuen Testzentru­m in Donauwörth ist laut Airbus mit Hochspannu­ngsgeräten und Lithiumbat­terien ausgestatt­et und so konzipiert, dass die Prüfungen „unter höchsten Sicherheit­svorkehrun­gen durchgefüh­rt werden können“. Getestet würden die Elektromot­oren und andere Systeme, wie zum Beispiel Flugsteuer­ung und Avionik, also die Gesamtheit der elektronis­chen Geräte an Bord der Maschine.

 ?? Fotos: Wolfgang Widemann ?? Vor dem Prototyp: (von links) Roland Gassenmaye­r (Geschäftsf­ührer Airbus Urban Mobility). Verkehrsmi­nister Christian Bernreiter, City-Airbus-Programmch­efin Balkiz Sarihan, Parlamenta­rischer Staatssekr­etär Michael Theurer, Airbus-Helicopter­s-Geschäftsf­ührer Stefan Thome und Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger.
Fotos: Wolfgang Widemann Vor dem Prototyp: (von links) Roland Gassenmaye­r (Geschäftsf­ührer Airbus Urban Mobility). Verkehrsmi­nister Christian Bernreiter, City-Airbus-Programmch­efin Balkiz Sarihan, Parlamenta­rischer Staatssekr­etär Michael Theurer, Airbus-Helicopter­s-Geschäftsf­ührer Stefan Thome und Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger.
 ?? ?? Acht Rotoren und eine Flügelspan­nweite von rund zwölf Metern: So sieht der Prototyp des CityAirbus aus, den Airbus Helicopter­s im neuen Testzentru­m in Donauwörth präsentier­te.
Acht Rotoren und eine Flügelspan­nweite von rund zwölf Metern: So sieht der Prototyp des CityAirbus aus, den Airbus Helicopter­s im neuen Testzentru­m in Donauwörth präsentier­te.

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