Die Jugend steht am Rand
Die Jugend in und um Donauwörth hat es in mancher Hinsicht nicht leicht. Und auf die Gefahr hin, dass es ein wenig abgegriffen klingen mag: Tatsächlich war es für uns oft einfacher in den 1980er und 90er Jahren. Doch der Reihe nach.
Seit gut zwei Jahren suchen die Aktiven des Jugendzentrum Donauwörth nach geeigneten Räumen. Im zuvor gerade erst neu (!) eröffneten Treff in der Zirgesheimer Straße gab es keine Chance mehr, Veranstaltungen abzuhalten, nachdem es dort zu Anwohnerbeschwerden gekommen war. Es ging um Lärm, für den meist auswärtige und unerwünschte Besucher verantwortlich waren. Trotzdem: Das Juze musste die Konsequenzen tragen. Offenbar gab es keine Chance auf Kompromisse. Und, wie so oft: Die Jugend saß am kürzeren Hebel.
Deutschland ist leider nicht bekannt als besonders kinder- und jugendfreundliches Land. Das muss man nicht bloß auf den politischen Betrieb beziehen. Soll irgendwohin ein Juze, Spielplatz oder gar eine Skateranlage in die Nachbarschaft kommen, so mag der ein oder andere Anwohner schon Schnappatmung kriegen, bevor der erste Jugendliche aufgetaucht ist. Ein wenig zynisch darf man hinzufügen: Bis die jungen Leute 18 Jahre alt sind, sind sie ja auch keine Wähler; folglich stehen ihre Belange in ganz Deutschland offensichtlich nicht in vorderster Linie. Wer Belege dafür braucht, dem seien zahllose Studien und Analysen zur Corona-Zeit empfohlen. Kinder und Jugendliche machten hier gemeinsam mit den Ältesten in der Gesellschaft wohl die meisten Abstriche. Es ist jetzt noch ähnlich: zu große Schulklassen, enge Räume, zu wenig Lehrpersonal, Erzieher, und, und, und.
In lokaler Hinsicht muss man anerkennen, dass sich die Verwaltung wie auch die Kommunalpolitik in Donauwörth zuletzt Mühe gab. Die Jugendlichen wurden und werden unterstützt bei der Suche nach einer abermals neuen Bleibe; in der Reichsstraße wurde zudem das Jugendcafé eröffnet. Das sind wichtige und respektvolle Schritte. Trotzdem: Es ist traurig, dass jene Suche derart langwierig und kompliziert ist. Die Jugend muss sich ungewollt und von der Gesellschaft im wahrsten Sinne des Wortes an den Rand geschoben vorkommen. Darum suchen sie auch ein Gebäude ab vom Schuss. Es gäbe Wege der gemeinsamen Regelung, der Verträglichkeit. Die müssen aber auch alle Beteiligten immer wirklich wollen.
Wir hatten in unserem kleinen Städtchen in Oberbayern ein selbstverwaltetes Juze. Es war irgendwie ein Stück Heimat im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. Man durfte sich ausprobieren, traf Freunde, besuchte Konzerte, lachte, redete, feierte. Natürlich waren wir ab und zu laut, machten Blödsinn, natürlich gab es damals auch schon mal Anrufe bei der Polizei. Doch wir lernten, was wir durften und was nicht, wir wurden nicht abgeschoben, waren mitten drin. Das ist eigentlich auch der Donauwörther Jugend zu wünschen auf der Suche nach einer Bleibe.