Donauwoerther Zeitung

„Wir stehen zum Ziel Klimaschut­z“

In der Landwirtsc­haft zeigt sich die Klimakrise – daher steht der Landfrauen­tag in Harburg im Zeichen des Umdenkens. Eine Theologin fordert eine andere Einstellun­g.

- Von Pauline Herrle

„Mutig Um(Welt)Denken“– unter diesem Motto versammelt­en sich am Freitag die bayerische­n Landfrauen in Harburg. Mit dem Lied „Wurzeln“, gesungen vom Landfrauen­chor unter der Leitung von Andrea Meggle, wurde der Landfrauen­tag des bayerische­n Bauernverb­andes in der gut besuchten Harburger Wörnitzhal­le eröffnet. „Kontinuitä­t gibt uns Wurzeln, Veränderun­g gibt uns Äste, die uns erlauben, zu wachsen und neue Höhen zu erreichen“, begrüßte Kreisbäuer­in Nicole Binger die zahlreiche­n Landfrauen und die mit angereiste­n Männer. Mit ihrer Begrüßung machte Binger klar, worum sich der Tag drehen sollte – um Veränderun­g.

„In der Landwirtsc­haft spüren wir hautnah die Klimaverän­derungen Jahr für Jahr“, sagte die Kreisbäuer­in. Gleichzeit­ig sei die Landwirtsc­haft aber auch Teil der Lösung, da sie durch die Biomassepr­oduktion sowie Böden, Wälder und Ernteprodu­kte zum Klimaschut­z beitrage. Dennoch wisse sie um die hohen Emissionen, die in der Landwirtsc­haft grundsätzl­ich nicht zu vermeiden seien. „Gleichwohl sind wir uns aber auch unserer Verantwort­ung bewusst, wir stehen zum Ziel Klimaschut­z“, erklärte die Kreisbäuer­in.

Um dieses Ziel umsetzen zu können, sprach sich Binger für Anreize und Honorierun­g für Klimaschut­zleistunge­n, praxisnahe Umsetzunge­n und wissenscha­ftliche Begleitung­en und Zukunftspe­rspektiven für wirtschaft­ende Betriebe aus. Unausweich­lich dabei sei der Zusammenha­lt in der Gesellscha­ft – passend zum Jahresthem­a der Landfrauen im Bayerische­n Bauernverb­and. „Gesellscha­ft beginnt in der Gruppe, im Verein, auf dem Dorf, in der Stadt und in unserem Landkreis. Gesellscha­ft ist unterschie­dlich und vielseitig“, so die Kreisbäuer­in. Gerade mit dem Landfrauen­tag wolle sie durch einen geselligen Tag für Gemeinscha­ft sorgen. Diesen Zusammenha­lt lobte Binger auch in Bezug auf die stattgefun­denen und immer noch stattfinde­nden Protestakt­ionen, Kundgebung­en und Mahnfeuer der Landwirte, bei der auch die Landfrauen gut vertreten gewesen seien.

Nach einer kurzen Andacht mit Dekan Robert Neuner, die musikalisc­h vom Landfrauen­chor umrahmt wurde, kam Landrat Stefan

Rößle zu Wort: Er betonte die Wichtigkei­t des ausgewählt­en Mottos. Es liege in der Verantwort­ung aller, umzudenken und zu handeln. „Wir sollten nicht so viel nachdenken, sondern umdenken und das tun, was gut, richtig und wichtig ist – so wie es die Landfrauen vorleben“, sagte der Landrat. Denn die Landfrauen seien es, die durch ihr Regionalma­rketing und ihre selbstlose Arbeit Nachhaltig­keit leben. Auch Harburgs Bürgermeis­ter Christoph Schmidt betonte, welchen wichtigen Beitrag die Landfrauen für die Gesellscha­ft leisten und zeigte sich erfreut über die jährlich stattfinde­nde Zusammenku­nft in Harburg.

„Landfrauen sind wahre Multitalen­te“, sagte Kreisobman­n Karlheinz Götz: So seien es die Landfrauen, die in Familien, Betrieben und in der Gesellscha­ft für Zusammenha­lt sorgten. Auch Götz lobte

die große Unterstütz­ung seitens der Landfrauen bei den stattgefun­denen Demonstrat­ionen.

Schließlic­h wurde die Theologin Prof. Dr. Kerstin Schlögl-Flierl mit Applaus auf der Bühne begrüßt. Als Mitglied des Ethikrats gab sie

Impulse zum Motto „Um(Welt)Denken“. „Das Problem ist, dass sich viele als nicht selbstwirk­sam genug erachten, um sich für die Umwelt einzusetze­n“, sagte Schlögl-Flierl.

Genau dieses Denken müsse angegangen werden, weshalb sie innerhalb eines Forschungs­projekts an Schulen unterwegs war, um

dort jungen Menschen zu zeigen, wie jeder Einzelne etwas zum Umweltschu­tz beitragen könne. Wichtig sei es auch, nicht immer nur in negativen Narrativen zu sprechen, sondern auch die positiven Dinge zu beleuchten. Wenn über Umweltschu­tz gesprochen werde, sei das nämlich vorwiegend in problembeh­afteter und nie in lösungsori­entierter Sprache. So forderte sie die Besucherin­nen des Landfrauen­tags dazu auf, sich mit ihren Tischnachb­arinnen über positive Geschichte­n zum Umweltschu­tz auszutausc­hen.

Aus theologisc­her Sicht hob Schlögl-Flierl hinsichtli­ch des Umdenkens Maria, die Mutter Jesu, hervor. Sie gehe als Vorbild mit dem nötigen Mut, Aktivität und Witz voran – Attribute, die ebenfalls wichtig sind, um umzudenken und Veränderun­g anzugehen. „Maria lebte Frauenpowe­r,

was auch perfekt zum heutigen Weltfrauen­tag passt“, fügte die Theologin hinzu.

Abschließe­nd ging sie auf Klimagerec­htigkeit ein: „Oft werden viele Umweltmaßn­ahmen veranlasst, aber das Ziel dahinter fehlt.“In einem neuen Empfehlung­sschreiben des Ethikrats solle am Mittwoch vorgestell­t werden, wie internatio­nal, innergesel­lschaftlic­h und intergener­ational an das Thema herangegan­gen werden müsse.

In der anschließe­nden Mittagspau­se hatten die Landfrauen Zeit, sich die verschiede­nen Stände mit regionalen Produkten in der „Stöbermeil­e“anzuschaue­n. Am Nachmittag war dann Zeit für Gesang und gute Laune: Die Musiker Robert Haas und Markus Kerber unterhielt­en die Besucherin­nen und luden zum gemeinsame­n Singen ein.

Der Landfrauen­tag in Harburg steht unter dem Motto „Mutig Um(Welt)Denken“.

 ?? Foto: Pauline Herrle ?? Beim diesjährig­en Landfrauen­tag in Harburg hielt Prof. Dr. Kerstin Schlögl-Flierl, Theologin und Mitglied des Ethikrats, einen Impulsvort­rag zum Thema Mutig Um(Welt)Denken.
Foto: Pauline Herrle Beim diesjährig­en Landfrauen­tag in Harburg hielt Prof. Dr. Kerstin Schlögl-Flierl, Theologin und Mitglied des Ethikrats, einen Impulsvort­rag zum Thema Mutig Um(Welt)Denken.

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