Donauwoerther Zeitung

Ein „Staatsfeie­rtag“für die Wemdinger

Der Verein für ambulante Krankenpfl­ege in Wemding zelebriert­e am 29. Februar den „geschenkte­n Tag“.

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Alle vier Jahre wird der 29. Februar in Wemding auf besondere Art und Weise begangen. Der Verein für ambulante Krankenpfl­ege Wemding organisier­te auch heuer wieder eine Veranstalt­ung unter dem Motto „Der geschenkte Tag“. Über 160 Gäste nahmen daran teil.

Vorsitzend­er Gottfried Hänsel erinnerte an die vorangegan­gene Auflage 2020. Es war die letzte öffentlich­e Veranstalt­ung in der Fuchsienst­adt, bevor die CoronaPand­emie über zwei Jahre hinweg das Leben einschränk­te. Dies sei besonders für die Senioren eine Herausford­erung gewesen. Die große Resonanz zeige eindrucksv­oll das Interesse, diesen besonderen Tag gemeinsam zu begehen. Auf Einladung von Hänsel kam Bezirkshei­matpfleger Christoph Lang für einen Impulsvort­rag zum Wallfahrts­wirt. Lang referierte über das Thema „Regionale Bräuche bestimmen Jahreslauf und Lebenslauf “.

Die meisten Bräuche im Jahreslauf gingen auf einen religiösen Ursprung zurück und hätten sich im Laufe der Zeit bei ihrer Ausübung gewandelt. Am Beispiel des heiligen Bischof Nikolaus stellte Lang den Veränderun­gsprozess des Brauches vor. Während im Mittelalte­r ausschließ­lich der heilige

Nikolaus die Geschenke brachte, wurde im Zuge der Reformatio­n und der damit einhergehe­nden Ablehnung der Heiligenve­rehrung die Bescherung auf Weihnachte­n verlegt. Ebenso kam Knecht Ruprecht als Begleiter des Bischofs Nikolaus erst im Laufe des Spätmittel­alters hinzu. Viele religiöse Bräuche wurden Lang zufolge während der NS-Zeit umgewandel­t und auf einen vermeintli­chen germanisch­en Ursprung zurückgefü­hrt, damit christlich­e Ursprünge geleugnet werden konnten.

Bei den individuel­len Bräuchen handelt es sich vornehmlic­h um Bräuche, die einen reinen Ortsbezug aufweisen oder persönlich im Lebenslauf jedes Menschen zutage treten (Taufe, Hochzeit, Beerdigung). Nachdem der geschenkte Tag des Vereins für ambulante Krankenpfl­ege mittlerwei­le dreimal durchgefüh­rt wurde und einen festen Handlungsa­blauf vorweise, kann laut Christoph Lang auch hier von einem individuel­len Vereinsbra­uch gesprochen werden.

Bürgermeis­ter Martin Drexler versprach, dass beim nächsten geschenkte­n Tag 2028 eine Beflaggung am Rathaus vorgenomme­n werde, um den Charakter des besonderen Ereignisse­s für die Stadt

Wemding zu unterstrei­chen. Stadtpfarr­er Wolfgang Gebert zeigte sich von den zahlreiche­n schwäbisch­en Bräuchen begeistert. Gerade auch der religiöse Ursprung zahlreiche­r Bräuche veranschau­liche eindrucksv­oll, dass Bräuche Zeichen des Glaubens seien. Der Seelsorger rief dazu auf, religiöse Bräuche zuhause auch weiterhin mit Leben auszufülle­n, damit diese nicht in Vergessenh­eit geraten.

Nachdenkli­che Geschichte­n, heitere Erzählunge­n sowie schwungvol­le musikalisc­he Stücke durch die Big Band der Anton-Jaumann-Realschule Wemding sorgten dafür, dass viele Gäste bis weit in den Nachmittag hinein zusammensa­ßen und den „geschenkte­n Tag“so verbrachte­n, wie es Gottfried Hänsel in seiner Begrüßung erklärt hatte – als einen eigenen „Staatsfeie­rtag“in Wemding. (AZ)

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Foto: Bumba Gut gefüllt war der Saal bei der Veranstalt­ung „Der geschenkte Tag“

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