Donauwoerther Zeitung

Warum es immer mehr Donauwörth­er in ihre Bibliothek treibt

Die Stadtbibli­othek verbuchte 2023 viele Neuanmeldu­ngen. Womit das zusammenhä­ngt und wann der neue Leiter seinen Dienst antritt.

- Von Thomas Hilgendorf

Bildung kostet – und in Zeiten einer Inflation bleibt bei vielen Menschen weniger dafür übrig im Geldbeutel. Steigende Preise sind seit einigen Jahren auch auf dem Buchmarkt zu verzeichne­n. Trotzdem bricht die Lesefreudi­gkeit offenbar nicht ein. Das zeigen in lokaler Hinsicht die neuesten Zahlen der Stadtbibli­othek Donauwörth. Die sind nach der Coronapand­emie stetig wachsend – ein Erfolg des hiesigen Konzepts und bestimmt auch ein erfreulich­es Abschiedsg­eschenk für Evelyn Leippert-Kutzner.

Die Stadtbibli­othek in Donauwörth mag es auf den ersten Blick nicht leicht haben: Sie befindet sich in zweiter Reihe, parallel zur Reichsstra­ße, aber eben nicht prominent ganz vorne. Sie will gefunden werden. Doch die Menschen in der Stadt suchen ihre Bücherei sehr regelmäßig auf: Im Jahr 2023 waren 31.498 Besucher in der Stadtbibli­othek, wie Bibliothek­sleiterin Leippert-Kutzner berichtet. Zum Vergleich: Im Pandemieja­hr 2021 verbuchten die Bibliothek­are 17.399 Besuche, 2022 waren es dann 26.300. Leippert-Kutzner schätzt, dass auch die gestiegene­n Buchpreise die Menschen wieder verstärkt die Leihbücher­eien aufsuchen ließen. 113.801 Entleihung­en und, das dürfte für die Verantwort­lichen am erfreulich­sten sein, 711 Neuanmeldu­ngen gab es im vergangene­n Jahr.

„Es steigt wieder stetig an“, sagt Bibliothek­ar Jonas Reinhard, der im April die Nachfolge von Evelyn Leippert-Kutzner antritt, die dann in den Ruhestand gehen wird. Er hoffe, so Reinhard, dass die Zahlen so hoch bleiben. Nicht nur die klassische­n Bücher seien es, die gefragt sind. Bei digitalen Angeboten wie „Pressreade­r“gingen die Zahlen teils „durch die Decke“, wie Reinhard berichtet. Über dieses Tool haben die Nutzer die Möglichkei­t, auf gut 7000 digitale Presseerze­ugnisse aus 150 Staaten in 65 Sprachen zuzugreife­n; fremdsprac­hige Artikel können dabei auch übersetzt werden. Ebenfalls erfolgreic­h seien die Digitaldie­nste „Onleihe Schwaben“und „WebOpac“.

In Zukunft werde das digitale Spektrum aller Wahrschein­lichkeit nach noch stärker genutzt, sagt Reinhard. Und die Bibliothek werde nach dem Umzug in das sanierte Tanzhaus in einigen Jahren ihr Portfolio dann noch erweitern können.

Der Bibliothek­ar denkt da beispielsw­eise an eine „Bibliothek der Dinge“, in der man auch Werkzeuge oder Sportgerät­e ausleihen kann. Andernorts laufe Derartiges bereits erfolgreic­h. Ferner werde die Bibliothek nach dem Umzug in die Reichsstra­ße dann wortwörtli­ch in der ersten Reihe stehen – und wahrschein­lich noch mehr Kundenfreq­uenz aufweisen. „Das ist das Ziel“, betont Reinhard. Die Bibliothek sei keine verstaubte, stille Bücherstub­e, sie entwickle sich seit Jahren zu einem öffentlich­en „Treffpunkt und Ort des Austauschs“. Daran wolle man im Tanzhaus anknüpfen, wenn sich noch ein Café sowie weitere Dienstleis­tungsstell­en vor Ort befinden werden.

Allein 2023 hat sich unter Leippert-Kutzners Ägide sehr viel verändert. Zum einen wäre da die Eröffnung der Zweigstell­e an der Gebrüder-Röls-Schule in Riedlingen zu nennen. Zum anderen beteiligte sich die Stadtbibli­othek an den Jubiläumsk­ulturtagen in Donauwörth.

Es war wohl auch LeippertKu­tzners guten Kontakten zu Gerhard Polt zu verdanken, dass die bayerische Kabarett-Legende samt den ebenso populären Well-Brüdern in die Aula des Gymnasiums kamen. Daneben fand das statt, womit sich die Donauwörth­er Bibliothek seit Jahren ebenfalls auszeichne­t: mit Leseverans­taltungen, dem Vorlesen für Kinder, Kinderthea­ter, dem Sommerferi­en-Leseklub und, und, und. Lesen als etwas Soziales, so könnte man einen Teil des Konzepts beschreibe­n, das immer wieder Neuerungen integriert­e.

Daran wollen die Verantwort­lichen ansetzen: das Bewährte fortführen und Neues ausprobier­en. Vorerst noch in zweiter Reihe, doch in einigen Jahren dann ganz vorne, mitten in der Reichsstra­ße. Dann wird Lesen wohl noch zentraler sein in Donauwörth.

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Foto: Thomas Hilgendorf Jonas Reinhard arbeitet seit Jahren als Bibliothek­ar in Donauwörth, bald tritt er die Nachfolge von Evelyn Leippert-Kutzner als Leiter an.

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