Warum es immer mehr Donauwörther in ihre Bibliothek treibt
Die Stadtbibliothek verbuchte 2023 viele Neuanmeldungen. Womit das zusammenhängt und wann der neue Leiter seinen Dienst antritt.
Bildung kostet – und in Zeiten einer Inflation bleibt bei vielen Menschen weniger dafür übrig im Geldbeutel. Steigende Preise sind seit einigen Jahren auch auf dem Buchmarkt zu verzeichnen. Trotzdem bricht die Lesefreudigkeit offenbar nicht ein. Das zeigen in lokaler Hinsicht die neuesten Zahlen der Stadtbibliothek Donauwörth. Die sind nach der Coronapandemie stetig wachsend – ein Erfolg des hiesigen Konzepts und bestimmt auch ein erfreuliches Abschiedsgeschenk für Evelyn Leippert-Kutzner.
Die Stadtbibliothek in Donauwörth mag es auf den ersten Blick nicht leicht haben: Sie befindet sich in zweiter Reihe, parallel zur Reichsstraße, aber eben nicht prominent ganz vorne. Sie will gefunden werden. Doch die Menschen in der Stadt suchen ihre Bücherei sehr regelmäßig auf: Im Jahr 2023 waren 31.498 Besucher in der Stadtbibliothek, wie Bibliotheksleiterin Leippert-Kutzner berichtet. Zum Vergleich: Im Pandemiejahr 2021 verbuchten die Bibliothekare 17.399 Besuche, 2022 waren es dann 26.300. Leippert-Kutzner schätzt, dass auch die gestiegenen Buchpreise die Menschen wieder verstärkt die Leihbüchereien aufsuchen ließen. 113.801 Entleihungen und, das dürfte für die Verantwortlichen am erfreulichsten sein, 711 Neuanmeldungen gab es im vergangenen Jahr.
„Es steigt wieder stetig an“, sagt Bibliothekar Jonas Reinhard, der im April die Nachfolge von Evelyn Leippert-Kutzner antritt, die dann in den Ruhestand gehen wird. Er hoffe, so Reinhard, dass die Zahlen so hoch bleiben. Nicht nur die klassischen Bücher seien es, die gefragt sind. Bei digitalen Angeboten wie „Pressreader“gingen die Zahlen teils „durch die Decke“, wie Reinhard berichtet. Über dieses Tool haben die Nutzer die Möglichkeit, auf gut 7000 digitale Presseerzeugnisse aus 150 Staaten in 65 Sprachen zuzugreifen; fremdsprachige Artikel können dabei auch übersetzt werden. Ebenfalls erfolgreich seien die Digitaldienste „Onleihe Schwaben“und „WebOpac“.
In Zukunft werde das digitale Spektrum aller Wahrscheinlichkeit nach noch stärker genutzt, sagt Reinhard. Und die Bibliothek werde nach dem Umzug in das sanierte Tanzhaus in einigen Jahren ihr Portfolio dann noch erweitern können.
Der Bibliothekar denkt da beispielsweise an eine „Bibliothek der Dinge“, in der man auch Werkzeuge oder Sportgeräte ausleihen kann. Andernorts laufe Derartiges bereits erfolgreich. Ferner werde die Bibliothek nach dem Umzug in die Reichsstraße dann wortwörtlich in der ersten Reihe stehen – und wahrscheinlich noch mehr Kundenfrequenz aufweisen. „Das ist das Ziel“, betont Reinhard. Die Bibliothek sei keine verstaubte, stille Bücherstube, sie entwickle sich seit Jahren zu einem öffentlichen „Treffpunkt und Ort des Austauschs“. Daran wolle man im Tanzhaus anknüpfen, wenn sich noch ein Café sowie weitere Dienstleistungsstellen vor Ort befinden werden.
Allein 2023 hat sich unter Leippert-Kutzners Ägide sehr viel verändert. Zum einen wäre da die Eröffnung der Zweigstelle an der Gebrüder-Röls-Schule in Riedlingen zu nennen. Zum anderen beteiligte sich die Stadtbibliothek an den Jubiläumskulturtagen in Donauwörth.
Es war wohl auch LeippertKutzners guten Kontakten zu Gerhard Polt zu verdanken, dass die bayerische Kabarett-Legende samt den ebenso populären Well-Brüdern in die Aula des Gymnasiums kamen. Daneben fand das statt, womit sich die Donauwörther Bibliothek seit Jahren ebenfalls auszeichnet: mit Leseveranstaltungen, dem Vorlesen für Kinder, Kindertheater, dem Sommerferien-Leseklub und, und, und. Lesen als etwas Soziales, so könnte man einen Teil des Konzepts beschreiben, das immer wieder Neuerungen integrierte.
Daran wollen die Verantwortlichen ansetzen: das Bewährte fortführen und Neues ausprobieren. Vorerst noch in zweiter Reihe, doch in einigen Jahren dann ganz vorne, mitten in der Reichsstraße. Dann wird Lesen wohl noch zentraler sein in Donauwörth.