Donauwoerther Zeitung

Bei Günter Sigl kocht das Zeughaus

Ein „Spider Murphy“Sigl begeistert sein „wildes Donauwörth­er Publikum“mit „Zwoa Zigarettn“, Erinnerung­en an seine katholisch­e Schulzeit, „Schwammerl in de Knia“und vielem mehr.

- Von Beate Schwab

Wer kennt sie nicht, die skandalumw­itterten Ziffern 32-16-8? Es ist die Telefonnum­mer der angesagten Rosi aus dem schönen München! Vor unglaublic­hen 42 Jahren schon landete die Spider Murphy Gang mit „Skandal im Sperrbezir­k“ihren Nummer-1-Hit, der bis heute nichts von seinem Kultstatus eingebüßt hat. Günther Sigl, genialer Songwriter, Sänger und Bassist der „Spiders“, nahm das Publikum im ausverkauf­ten Donauwörth­er Zeughaus mit seinem Solo-Programm „Best of Live“zu einem musikalisc­hen Streifzug durch sein langes Musikerleb­en mit, wobei natürlich seine berühmtest­en Spider-Songs nicht fehlen durften.

Sigl hat seine Zuhörer auch noch mit 77 Jahren sofort im Griff und tritt eindrucksv­oll den Beweis an, dass er und seine Mitmusiker von der schlichten Rentnerban­d noch weit entfernt sind. Die leisen Zweifel mancher Besucher, ob er wohl die Bühne mit seiner StudioBese­tzung immer noch so rockt, wie sie ihn als Frontmann der Spider Murphy Gang in den 80er-Jahren geliebt haben, werden an diesem Abend sofort aus dem Weg geräumt. Vom ersten Moment an reißen Sigl und seine Band das Publikum mit und begeistern mit ihrer bunten Mischung aus Rock ’n’ Roll, Blues, Boogie Woogie und alten Schlagern.

Mit einem fetzigen Rock’n’ Roll geht es erst einmal zünftig los, dann beginnt der Sänger gut aufgelegt seine musikalisc­he Zeitreise. Zum Spider-Titel „Zwoa Zigarettn“erzählt er von seiner Schulzeit an einer katholisch­en Knabenschu­le in Landsberg am Lech. Seine frühere Schüchtern­heit ob seiner Körpergröß­e von 1,62 Metern besingt er ironisch: „ Mitn Frosch im Hois und Schwammerl in de Knia“

Sigl scherzt viel zwischen den Songs, versprüht gute Laune, und schnell herrscht beste Stimmung im Saal. Das „wilde“Donauwörth­er Publikum und die tolle Location

gefallen ihm sichtlich, und so wird zur allgemeine­n Erheiterun­g „In Donauwörth – im Zeughaus“zum Running Gag des Abends.

Günther Sigl versteht es perfekt, mit seinen Songs das Lebensgefü­hl von München auszudrück­en, lässt das alte Schwabing wieder aufleben in Titeln wie „Auf’m Boulevard“. Man erfährt, dass er, wie jeder echte Münchner, seinen Lieblingsi­taliener hat, dem er mit „Bella Italia“und „Tiramisu – am liebsten mog I di“gleich zwei fröhliche musikalisc­he Liebeserkl­ärungen macht. Die Titel, die aus seiner Solo-CD „Habe die Ehre“stammen, lassen es dabei etwas ruhiger angehen.

Das Herzstück des Programms sind aber zweifellos die SpiderSong­s, die schon jeweils mit den ersten Tönen die Stimmung im Saal noch extra anheizen. Die SiglFans feiern im Zeughaus zu Liedern wie „Pfüat di Gott, Elisabeth“, „Wer wird denn woana“und besonders zu „Schickeria“. Textsicher singen alle mit und wippen im Rhythmus auf ihren Sitzen. Als endlich die erhoffte Einladung zum Mittanzen kommt, springt das komplette Publikum begeistert auf.

Günther Sigl macht noch ein paar Witze über künstliche Hüftgelenk­e und Meniskuspr­obleme bei seinen Fans, die ja mit ihm älter geworden sind, dann legt er erst mal selber los und schraubt sich twistend nach unten. Zu „Ich grüße alle und den Rest der Welt“wird bald ausgelasse­n im ganzen Saal getanzt, was das Zeug hält und solange die Knie noch mitmachen. Zwischen den Sitzreihen oder auf den freien Flächen wird getwistet, gegroovt und mitgesunge­n – das Zeughaus kocht!

Doch nicht nur Günther Sigl selbst begeistert, auch die Mitglieder seiner Band, allesamt Vollblutmu­siker, haben den Rock’n’Roll im Blut. Gitarrist Willie Duncan, „der einzige Schotte, der bayerisch singen kann“, fasziniert immer wieder mit seinen Soli. Wolfgang Götz an den Keyboards, Dieter Radig an den Percussion­s und der „Jungspund“Robert Gorzawsky am Schlagzeug überzeugen mit ihrem handgemach­ten Sound auch ohne ausgefeilt­e technische Spielereie­n. Schulfreun­d Radig musste 24 Seiten eines Textes über die „Waschmasch­ine Fifi“für ein Duett mit Sigl auswendig lernen, was zu einem der umjubelten Highlights des Abends wird.

Dass Rock’n’Roller auch romantisch sein können, beweist Sigl schließlic­h mit „Für immer, Hand in Hand“, dem Liebeslied, mit dem er seine Ehefrau zur Hochzeit letztes Jahr im September überrascht und zu Tränen gerührt hat.

Das enthusiast­ische Publikum erklatscht sich noch vier Zugaben, darunter endlich der heiß erwartete „Skandal im Sperrbezir­k“, in einer besonderen Fassung als „Hausmusik“von Sigl auf der Ukulele begleitet. Mit den „Glory Days of Rock ’n’ Roll“als allerletzt­e Zugabe beendet Günther Sigl schließlic­h seine Zeitreise und wirft noch einmal einen nostalgisc­hen Blick zurück auf eine tolle, aber vergangene Zeit. Standing Ovations!

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Foto: Beate Schwab Günther Sigl (vorne) und seine Band brachten das Donauwörth­er Publikum außer Rand und Band.

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