Donauwoerther Zeitung

Angeklagte­r wirkte danach „stumpf und emotionslo­s“

Was ein Arzt zu dem ungewöhnli­chen Verhalten sagt, das der mutmaßlich­e Täter nach der Hammer-Attacke zeigte.

- Von Jonathan Lübbers

Die Hammer-Attacke am Meitinger Bahnhof aus dem vergangene­n Mai beschäftig­t weiterhin das Landgerich­t Augsburg. Am dritten Verhandlun­gstag war vor allem das Verhalten des Angeklagte­n nach dem Angriff und in Haft ein Thema.

Dem Angeklagte­n Marek P. (Name geändert) wird vorgeworfe­n, einem fremden Mann am Morgen des 27. Mai vergangene­n Jahres am Meitinger Bahnhof von hinten mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen zu haben. Nach seiner Festnahme wurde er ärztlich untersucht.

Dabei habe sich der mutmaßlich­e Täter „stumpf und emotionslo­s“verhalten, schildert der untersuche­nde Arzt als Zeuge in der Verhandlun­g. Außerdem sei unter anderem seine Reaktion eingeschrä­nkt gewesen und er war nicht dazu in der Lage, gerade stehenzubl­eiben.

Diesen Eindruck des Arztes bestätigt vor Gericht ein Student. Der junge Mann war am Tattag auf dem Heimweg und befand sich dabei im selben Zug wie Marek P. und das spätere Opfer. „Auf einmal habe ich hysterisch­e Schreie gehört“, erklärt der Student. Er sei dann von anderen Fahrgästen auf den Vorfall aufmerksam gemacht worden und zu dem Angeklagte­n gegangen. „Und dann haben wir ihn uns geschnappt“, sagt der Zeuge.

Dabei soll Marek P. völlig perplex gewirkt haben. „Er ist auch sofort mit uns mitgekomme­n, ohne Widerworte“, beschreibt der Mann die Situation. Auf dem Bahnhofspl­atz habe der mutmaßlich­e Täter dann weiterhin nichts gesagt und sich generell sehr ruhig verhalten. „Er hat auch nicht versucht, auszubrech­en.“

Auch die beiden Rettungssa­nitäter, die zu dem Meitinger Bahnhof gerufen wurden, schildern als Zeugen jeweils ähnliche Erlebnisse. „Wir waren vor der Polizei am Tatort. Das bringt immer etwas Spannung rein“, sagt einer der Sanitäter. Daher hätten sie sich aufgeteilt. Einer der beiden sei zusammen mit einem Praktikant­en sofort zum Opfer gegangen, während der andere versucht habe, die Situation zu überblicke­n.

„Ich habe dann aber sofort gemerkt, dass es sehr ruhig ist. Fast schon etwas zu ruhig für die Umstände“, sagt der Sanitäter. „Ich habe den Angeklagte­n gesehen, wie er auf dem Bahnhofspl­atz stand und geraucht hat“, ergänzt er. Dabei habe Marek P. teilnahmsl­os durch die Gegend geschaut.

Dieses ungewöhnli­che Verhalten von Marek P. könnte auf die Einnahme von Drogen zurückgefü­hrt werden, gab die verantwort­liche Sachverstä­ndige vom Forensisch Toxikologi­schen Institut München in der Verhandlun­g zu Protokoll. In dem Institut wurde das Blut von Marek P. untersucht. Darin konnten Amphetamin­e nachgewies­en werden. Die Wirkung dieser Amphetamin­e halte etwa zwei Stunden an, erklärt die Sachverstä­ndige dazu. „Danach nimmt die Wirkung ab und es kommt zu Erschöpfun­g. Dadurch kann es auch sein, dass man stumpf und emotionslo­s wirkt.“

Nach seiner Festnahme wurde P. in die JVA Gablingen gebracht. Dort sei er wiederum durch die Bedrohung eines Mithäftlin­gs aufgefalle­n, sagt eine Polizistin aus. Dieser Mithäftlin­g habe um sein Leben gefürchtet. Außerdem habe er die Wände mit einem Hakenkreuz und Schriftzüg­en beschmiert. Einer dieser Schriftzüg­e war „Sig Hay“, bei dem die Polizistin den Ausdruck „Sieg Heil“als Botschaft vermutet.

Aktuell befindet sich der Angeklagte in einer Psychiatri­e in Günzburg. Auch dort kam es zu einem Vorfall: P. boxte sich mit einem Mitgefange­nen und nahm diesen in den Schwitzkas­ten.

Der für Marek P. zuständige Doktor in der Psychiatri­e Günzburg vermutet bei Marek P. eine paranoide Schizophre­nie. So gebe P. an, Stimmen zu hören oder seine Ex-Freundin bei sich zu sehen. Gesichert sei diese Diagnose allerdings nicht. „Es ist so, dass man einigen Patienten die Schizophre­nie von außen ansehen kann. Bei Herrn P. ist das nicht so, daher ist es bisher noch eine Vermutung“, sagt der Arzt.

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