Donauwoerther Zeitung

Tausende Tonnen Steine in die Donau

In Donauwörth haben ungewöhnli­che und aufwendige Bauarbeite­n am und im Fluss begonnen. Welche Gefahr damit gebannt werden soll und wie die Menschen profitiere­n sollen.

- Von Wolfgang Widemann

Mit einigen Monaten Verspätung haben nun in Donauwörth ungewöhnli­che und aufwendige Bauarbeite­n begonnen, mit denen die Sohle der Donau gesichert werden soll. Zudem schafft das Unternehme­n LEW Wasserkraf­t nach eigenen Angaben damit die Voraussetz­ungen, dass in der Folge das Projekt „City River“(Stadtfluss) angegangen werden kann. Mit einer Reihe von Maßnahmen soll die Donau für die Menschen zugänglich­er und erlebbarer gemacht werden.

Projektlei­ter Ralf Klocke beschrieb bei einem Ortstermin am Montag noch einmal das Problem, das die Lechwerke zunächst einmal zu lösen haben. Nach der Begradigun­g des Flusses im 19. Jahrhunder­t und dem Bau von

Wasserkraf­twerken, wird in der Donau durch die Strömung kein Kies mehr bewegt, das ursprüngli­ch aus den Bergen stammte. Besonders im Bereich unterhalb der Donaubrück­e und der Fundamente der einstigen Bahnbrücke im Bereich des Alten Donauhafen­s frisst sich der Fluss immer tiefer in den Untergrund. Irgendwann, so Klocke, würde die Sohle in instabilen Untergrund vordringen: „Dann ginge es schlagarti­g nach unten.“Die Folge: Ufer und Brücken könnten einbrechen.

Deshalb werden nun auf einer Länge von rund 400 Metern Kies und Steine in die Donau eingebrach­t. Während in der Vergangenh­eit andernorts ein großer Stein neben den anderen gelegt worden und damit eine „Sohlpflast­erung“erfolgt sei, verwirklic­he man in Donauwörth ein innovative­s Konzept. Mit diesem sollen eine „Steinwüste“unter Wasser verhindert und das Ökosystem verbessert werden. Um dies zu erreichen, arbeiteten die Lechwerke mit zwei Universitä­ten zusammen. In einer Versuchsan­stalt in Obernach wurden originalge­treue Modelle des Flussabsch­nitts gebaut, um herauszufi­nden, wie Kies und Steine möglichst effektiv und verträglic­h ausgebreit­et werden können. „Das ist einzigarti­g“, betonte Klocke.

Für das 400 Meter lange Teilstück unterhalb der Donaubrück­e sind insgesamt rund 11.000 Tonnen Material eingeplant – von faustgroße­n Kieseln bis zu tonnenschw­eren Jurabrocke­n mit einem Durchmesse­r von etwa einem Meter. Kies und Steine werden entweder vom Ufer aus mit Baggern in den Fluss eingebrach­t oder mit einem Spezialboo­t. Dieses

wird jeweils mit 15 Kubikmeter­n genau ausgewählt­em Material beladen und systematis­ch (GPS-überwacht) ins Wasser gekippt.

Damit Kies und Steine überhaupt herangesch­afft werden können, ließ das Unternehme­n entlang der beiden Ufer auf einer Länge von insgesamt 2,6 Kilometern Baustraßen aufkiesen. Dafür waren Klocke zufolge an die 30.000 Kubikmeter Material nötig. Diese Arbeiten erfolgten von August bis Oktober 2023. Das Problem: Anschließe­nd führte die Donau immer wieder Hochwasser und die Wege wurden überschwem­mt. Deshalb dauerte es bis zum März 2024, ehe das eigentlich­e Projekt angegangen werden konnte.

Eine weitere besondere Maßnahme: Der Fluss ist auf Höhe der Agentur für Arbeit vorübergeh­end mit einer „Schwelle“aus Felsbrocke­n aufgestaut, damit genügend Tiefgang für das Boot vorhanden ist. Sollten weitere Flutunterb­rechungen ausbleiben, soll die Sohle bis Mitte Mai aufgefüllt und für Jahrzehnte sein.

Anschließe­nd wird nach Angaben von Klocke das Ufer im Bereich des Alten Donauhafen­s so hergericht­et, dass dort wieder Boote anlegen können, zum Beispiel die „Ulmer Schachtel“. Bislang enden die Treppen, die früher zur Donau führten, bei Normalpege­l deutlich oberhalb des Wassers. Boote sollen künftig auch sicherer die FundamentR­este der Bahnbrücke passieren können. Noch heuer sollen laut Ralf Klocke und Stadtmarke­tingLeiter­in Christiane Kickum erste „City River“-Maßnahmen beginnen. Die Planungen dafür laufen bereits seit 2016.

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Mit einem Spezialboo­t (Klappschut­e) werden in Donauwörth derzeit große Mengen Kies und Steine auf den Fluss geschafft und nach und nach in diesem versenkt, um seine Sohle zu stabilisie­ren.
Foto: Wolfgang Widemann Mit einem Spezialboo­t (Klappschut­e) werden in Donauwörth derzeit große Mengen Kies und Steine auf den Fluss geschafft und nach und nach in diesem versenkt, um seine Sohle zu stabilisie­ren.

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