Tausende Tonnen Steine in die Donau
In Donauwörth haben ungewöhnliche und aufwendige Bauarbeiten am und im Fluss begonnen. Welche Gefahr damit gebannt werden soll und wie die Menschen profitieren sollen.
Mit einigen Monaten Verspätung haben nun in Donauwörth ungewöhnliche und aufwendige Bauarbeiten begonnen, mit denen die Sohle der Donau gesichert werden soll. Zudem schafft das Unternehmen LEW Wasserkraft nach eigenen Angaben damit die Voraussetzungen, dass in der Folge das Projekt „City River“(Stadtfluss) angegangen werden kann. Mit einer Reihe von Maßnahmen soll die Donau für die Menschen zugänglicher und erlebbarer gemacht werden.
Projektleiter Ralf Klocke beschrieb bei einem Ortstermin am Montag noch einmal das Problem, das die Lechwerke zunächst einmal zu lösen haben. Nach der Begradigung des Flusses im 19. Jahrhundert und dem Bau von
Wasserkraftwerken, wird in der Donau durch die Strömung kein Kies mehr bewegt, das ursprünglich aus den Bergen stammte. Besonders im Bereich unterhalb der Donaubrücke und der Fundamente der einstigen Bahnbrücke im Bereich des Alten Donauhafens frisst sich der Fluss immer tiefer in den Untergrund. Irgendwann, so Klocke, würde die Sohle in instabilen Untergrund vordringen: „Dann ginge es schlagartig nach unten.“Die Folge: Ufer und Brücken könnten einbrechen.
Deshalb werden nun auf einer Länge von rund 400 Metern Kies und Steine in die Donau eingebracht. Während in der Vergangenheit andernorts ein großer Stein neben den anderen gelegt worden und damit eine „Sohlpflasterung“erfolgt sei, verwirkliche man in Donauwörth ein innovatives Konzept. Mit diesem sollen eine „Steinwüste“unter Wasser verhindert und das Ökosystem verbessert werden. Um dies zu erreichen, arbeiteten die Lechwerke mit zwei Universitäten zusammen. In einer Versuchsanstalt in Obernach wurden originalgetreue Modelle des Flussabschnitts gebaut, um herauszufinden, wie Kies und Steine möglichst effektiv und verträglich ausgebreitet werden können. „Das ist einzigartig“, betonte Klocke.
Für das 400 Meter lange Teilstück unterhalb der Donaubrücke sind insgesamt rund 11.000 Tonnen Material eingeplant – von faustgroßen Kieseln bis zu tonnenschweren Jurabrocken mit einem Durchmesser von etwa einem Meter. Kies und Steine werden entweder vom Ufer aus mit Baggern in den Fluss eingebracht oder mit einem Spezialboot. Dieses
wird jeweils mit 15 Kubikmetern genau ausgewähltem Material beladen und systematisch (GPS-überwacht) ins Wasser gekippt.
Damit Kies und Steine überhaupt herangeschafft werden können, ließ das Unternehmen entlang der beiden Ufer auf einer Länge von insgesamt 2,6 Kilometern Baustraßen aufkiesen. Dafür waren Klocke zufolge an die 30.000 Kubikmeter Material nötig. Diese Arbeiten erfolgten von August bis Oktober 2023. Das Problem: Anschließend führte die Donau immer wieder Hochwasser und die Wege wurden überschwemmt. Deshalb dauerte es bis zum März 2024, ehe das eigentliche Projekt angegangen werden konnte.
Eine weitere besondere Maßnahme: Der Fluss ist auf Höhe der Agentur für Arbeit vorübergehend mit einer „Schwelle“aus Felsbrocken aufgestaut, damit genügend Tiefgang für das Boot vorhanden ist. Sollten weitere Flutunterbrechungen ausbleiben, soll die Sohle bis Mitte Mai aufgefüllt und für Jahrzehnte sein.
Anschließend wird nach Angaben von Klocke das Ufer im Bereich des Alten Donauhafens so hergerichtet, dass dort wieder Boote anlegen können, zum Beispiel die „Ulmer Schachtel“. Bislang enden die Treppen, die früher zur Donau führten, bei Normalpegel deutlich oberhalb des Wassers. Boote sollen künftig auch sicherer die FundamentReste der Bahnbrücke passieren können. Noch heuer sollen laut Ralf Klocke und StadtmarketingLeiterin Christiane Kickum erste „City River“-Maßnahmen beginnen. Die Planungen dafür laufen bereits seit 2016.