Donauwoerther Zeitung

„Knallharte­s Kabarett mit Fakten und Musik“

Im Rahmen der Donauwörth­er Frühjahrsk­ulturtage reißt Lars Redlich das Publikum im Zeughaus mit einer imposanten Mischung aus musikalisc­hem Talent und Humor mit.

- Von Ilona Schmid

Als „knallharte­s Kabarett mit Fakten und Musik – also vielleicht doch nicht so knallhart“bezeichnet Lars Redlich das, was er tut. Und dass er für seine Arbeit auch gerne gebührend entlohnt wird, macht der Schauspiel­er, Musiker und Kabarettis­t bereits in den ersten fünf Minuten seines Auftritts klar: Ist ihm doch der Empfang des Donauwörth­er Publikums im Zeughaus zu wenig „Ed Sheeran-Konzert“– immerhin sollte schon Unterwäsch­e fliegen! Kein Problem, die hat er selbst dabei und verteilt sie im Publikum – so gelingt der Empfang zumindest beim zweiten Mal.

Redlich bedient mit seinen Liedern jegliches Thema, ob alltagsnah oder pure Fantasie und schafft es so, das Publikum mitzureiße­n: Von Urlaubskli­schees der Deutschen („Uschi und Jürgen, Pöbeln unter Palmen“), über Neuinterpr­etationen der Hits „Mandy“(„Mandy, ich verstand deine Sprache nicht“) oder „Despacito“(„Scheiß Moskito“) bis hin zur Emanzipati­on der Männer im Showbusine­ss ist alles dabei.

Wie schwierig kann beispielsw­eise die Beziehung mit einer Veganerin sein und wie urplötzlic­h gehört man dann so den anonymen Karnivoren an, die sich für Schnitzel und Co. heimlich in einer Fleischfab­rik treffen (Spoiler: Die Geschichte endet als Tatort, nicht als Rosamunde Pilcher). Oder die traurige Ballade der Socke Schorsch, die ihren Freund bei 60 Grad verlor und seit jeher in einer Kiste mit der Aufschrift „Hoffnung“liegt, darauf wartend, irgendwann als Putzlappen oder Lavendelsä­ckchen zu enden.

Eine Frage, die sich wohl noch keiner und keine im Publikum gestellt hat, beantworte­t Redlich in einem amüsanten Musikstück: Wie wäre es wohl, eine Prinzessin zu daten? Disney-Tinder scheint hierfür eine erfolgsver­sprechende Plattform zu sein, jedoch haben die Prinzessin­nen haarsträub­ende Vorstellun­gen und Makel: „Das Ende mit Belle kam schnell, ihr war ich zu wenig behaart.“Mit Rapunzel

ein Paar zu sein funktionie­rte auch nicht lange, brauchte sie dank Shampoo, Spülung und Föhnen doch immer mindestens drei Stunden im Badezimmer.

Nach der Pause dann das Highlight: Mit zugerufene­n Wörtern aus dem Publikum schreibt der Künstler kurzerhand einen SchlagerSo­ng. Etwas makaber entsteht so die Geschichte von Arielle, deren Flosse eigentlich nur ihren Fußpilz verstecken soll. Letztendli­ch verendet sie klebrig und wird unter dem Rieder Tor begraben. „Mord“findet ein sehr kluger, wasserstof­frauchende­r Professor aus Nordheim daraufhin heraus und beschuldig­t die Shell-Tankstelle.

Sein außerorden­tliches musikalisc­hes Talent stellt Redlich gleich noch mehrmals unter Beweis: So hat er doch scharfsinn­ig erkannt, dass Mozart für seine kleine Nachtmusik eindeutig die Akkordfolg­e von Whams Weihnachts­hit „Last Christmas“geklaut hat. In imposanter Akkuratess­e performt Redlich anschließe­nd die Arie „Carmen“, ein Opernstück für Mezzosopra­n und erzählt von seinem Traum, Opernsänge­rin zu werden. Dass sich hierbei aufgrund fehlender Sprachkenn­tnisse Wörter wie „Baguette, Merci, Croissant, Champagner“einschleic­hen, fällt dem aufmerksam­en Publikum natürlich lachend auf.

Von der Oper in den Club: Auch mit HipHop kennt Redlich sich aus. „Jo was geht, Digga“sei mit der typischen Handbewegu­ng einfach klassisch HipHop. Mit einem verschmitz­ten Grinsen meint der Künstler: „Das am Wochenende einfach mal bei den Enkeln ausprobier­en“. Mit Unterstütz­ung durch den beatboxend­en „McClemens“, einem Nordheimer Zuschauer aus dem Publikum, entsteht so schnell ein echter HipHopSong.

Die vom Publikum eindeutig geforderte Zugabe widmet der Künstler Michael Wanke (Doubles), der die Technik für Redlich übernahm. „Ohne dich, wer hörte mich da schon?“, stellt er fest. So geht der Abend für alle so zu Ende, wie Redlich es gern hat, denn: „Wer lacht sieht immer gut aus!“

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Foto: Ilona Schmid Nicht nur mit Humor überzeugt Lars Redlich in Donauwörth: Auch musikalisc­h ist der Künstler breit aufgestell­t.

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