Laufen zu oft am Limit
Die Diskussion um die hohen Migrationszahlen ist in vollem Gange. Die Angelegenheit ist kompliziert und stellt die Gesellschaft vor enorme Herausforderungen.
Integration in Deutschland heißt allem voran: Integration durch Arbeit. Dieser Weg ist ja auch schlüssig, denn über die Arbeit entsteht automatisch Kontakt, eine Beziehung zu den Einheimischen, muss ein Erlernen der Sprache stattfinden und, nicht zuletzt, gerade auch die Arbeit gibt das Gefühl von Würde. Arbeit ist indessen auch eine solidarische Beteiligung an diesem Land: Man macht und bewegt etwas, zahlt irgendwann Steuern und ist im besten Fall gerne ein Teil der hiesigen Solidargemeinschaft. Insofern ist es tatsächlich so, wie es die Verantwortlichen der Arbeitsagentur in Donauwörth ausdrücken, dass für viele zuletzt zugewanderte Menschen jetzt der zweite Schritt ansteht. Der erste bestand im Zuge der Flüchtlingskrise 2015/16 und dann noch einmal seit Beginn des Ukrainekrieges in der bloßen Unterbringung. Sprich: Die Menschen brauchten ein Dach über dem Kopf. Und ja, Gott sei Dank, in unserem Land musste kein Geflüchteter ohne Obdach sein. Jetzt muss, für die, die können, zeitnah die Integration in den Arbeitsmarkt folgen. Das geschieht in vielen Fällen auch. Aber es gibt leider auch noch hohe Hürden.
Die Lage ist auch im Landkreis Donau-Ries vor allem in Sachen „Asyl“seit Jahren zu oft eine am Rande der Belastungsgrenze. Es gab auch Zeiten in den vergangenen Jahren, da war diese Grenze überschritten worden, Stichwort: Turnhallenbelegungen. Das Damoklesschwert der Hallenbelegungen schwebt derweil weiterhin über den Kommunen. Putins brutaler Überfall auf die Ukraine hat jene schon 2015/ 16 erprobten Notlager, die als Gradmesser gelten für Überlastungen, wieder auf den Plan gerufen im Landratsamt.
Die Lage ist angespannt, Deutschland verzeichnet auch heuer wieder hohe Asylzahlen. Man sollte sich eingestehen, dass die Kapazitäten wie auch die realen Möglichkeiten in Bezug auf eine funktionierende Integration mitunter leider begrenzt sind. Das Modell der atmenden Obergrenze bezogen auf das Thema „Asyl“ist vor diesem Hintergrund kein böser Gedanke, sondern ein realpolitisch vielleicht gangbarerer Weg. Der ließe übrigens durchaus auch Ausnahmen zu, wie sie seit zwei Jahren durch den Ukrainekrieg ja bestehen. Das Land nimmt hierbei, völlig zurecht, sehr viele Kriegsflüchtlinge aus unserer gepeinigten Nachbarregion auf. Das heißt aber, dass es in Bezug auf zu große Migrationsbewegungen aus anderen Weltregionen wohl auch andere Wege der Krisenbewältigung bräuchte. Ansonsten kippt womöglich nicht nur die Stimmung, sondern kippen auch die hiesigen wichtigen Infratstrukturen – es fehlen Wohnungen, Integrationskurse und leider auch viele helfende Hände.
Es ist wichtig, anständig und christlich, Menschen in Notlagen aufzunehmen. Aufnahme sollte aber auch mit Achtung und Würde geschehen können. Dem widersprechen jedoch oftmals die Hallenunterbringungen und Sammelunterkünfte, wenn diese auf Dauer angelegt sein müssen. Dem widersprechen auch überfüllte Schulklassen, zu wenig Personal in den Behörden, zu wenige „Kümmerer“, zu wenige Wohnungen und zu wenige Plätze in funktionierenden Integrationskursen.
Dabei wäre eine gelingende Aufnahme wichtig, denn auch der Arbeitsmarkt braucht ja eigentlich Migration. Der wirtschaftlich starke Landkreis Donau-Ries ist ein Paradebeispiel dafür. Neben einer drohenden Überlastung gibt es aber weitere Hürden – wo sich unser Land beispielsweise rasch und dringend bewegen müsste, das ist die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Wir können uns auch auf diesem Feld unsere teils pedantische Bürokratie schlicht nicht mehr leisten. Man sieht: Integration braucht immer zwei Seiten, die beide wollen und können müssen. Dann kann sie funktionieren.