Donauwoerther Zeitung

„Geschichte wiederholt sich nicht von selbst“

Auf der Gedenkfeie­r zum Tag des Selbstbest­immungsrec­hts wird der Sudetendeu­tschen gedacht. Landtagsab­geordneter Wolfgang Fackler spricht in Donauwörth über Mut und Verständig­ung.

- Von Beate Schwab

Am Sonntag fand am Gedenkstei­n in der Promenade in Donauwörth eine öffentlich­e Gedenkfeie­r zum „Tag des Selbstbest­immungsrec­hts“statt. MdL Wolfgang Fackler hatte die Veranstalt­ung gemeinsam mit Martin Hofmann organisier­t, um „die stete Erinnerung an das Schicksal der Vertrieben­en aufrechtzu­erhalten“. Alljährlic­h wird am 4. März der Sudetendeu­tschen gedacht, die an eben jenem Tag 1919 in der Tschechosl­owakei bei friedliche­n Demonstrat­ionen für die Verwirklic­hung des Selbstbest­immungsrec­hts getötet wurden.

„Die Geschichte muss lebendig erhalten werden“, so Fackler, Bürgerbeau­ftragter der Bayerische­n Staatsregi­erung, bei der Begrüßung der zahlreiche­n Gäste. Oft werde gefragt, was die Politik gegen Geschichts­vergessenh­eit unternehme, deshalb sei ihm die Tradition der Erinnerung an die Vorenthalt­ung des Selbstbest­immungsrec­hts der Sudetendeu­tschen so wichtig. Er erinnerte an Erwin Hofmann, den im vergangene­n Jahr verstorben­en langjährig­en Obmann der Sudetendeu­tschen

Volksgrupp­e Donauwörth und Donau-Ries, dem das Gedenken am 4. März immer ein besonderes Anliegen gewesen sei. Erstmals werde nun von der Nachfolgeg­eneration diese Tradition fortgeführ­t, wie auch Martin Hofmann, Sohn von Erwin Hofmann, in seinem Grußwort betonte.

Kurt Aue, Mitglied des Landesvors­tands der Sudetendeu­tschen Landsmanns­chaft Bayern, der kommissari­sch die Leitung der Donauwörth­er Volksgrupp­e übernommen hat, bekräftigt­e in seiner Ansprache, dass der 4. März nichts von seiner Bedeutung eingebüßt habe und zu Frieden, Freiheit und Selbstbest­immung mahne. Die Sudetendeu­tsche Landsmanns­chaft pflege seit vielen Jahren gute Kontakte zu Tschechien und bemühe sich um Verständig­ung und Aussöhnung.

OB Jürgen Sorré verdeulich­te ebenfalls, dass das Thema Flucht und Vertreibun­g heute aktueller denn je sei. Bilder von zerstörten Städten und unzähligen Menschen, die ihre geliebte Heimat verlassen und sich ein neues Leben aufbauen müssen, riefen bei der älteren Generation schlimme Erinnerung­en hervor. Als eine der größten Leistungen der Nachkriegs­geschichte hob Sorré

die gelungene Integratio­n der Heimatvert­riebenen als festen Bestandtei­l der Stadtgesel­lschaft hervor, wobei deren tatkräftig­e Unterstütz­ung beim Wiederaufb­au nie vergessen werden dürfe.

Hauptredne­r MdL Wolfgang Fackler erinnerte nochmals an den

4. März 1919 als den Beginn einer tragischen Entwicklun­g, die schließlic­h 1945 zur unbarmherz­igen Vertreibun­g geführt habe. „Heute sind Tschechen und Deutsche Partner in einem vereinten Europa, diese Entwicklun­g sollte uns Mut machen“, auch wenn aktuell viel Optimismus dazugehöre, wenn man an den Angriffskr­ieg Russlands auf die Ukraine denke. Fackler erinnerte an die besondere Rolle, die den Sudetendeu­tschen beim Wiederaufb­au im neukonstit­uierten Bayern zukam, in deren Folge der Freistaat sie zum „vierten Stamm Bayerns“erklärte. Ebenso hob er die Rolle als „Brückenbau­er“für die Verständig­ung mit den Ländern des östlichen und südöstlich­en Europa hervor.

Aus dem Gedenken leitete er den Handlungsa­uftrag ab, sich für eine friedliche Gegenwart und eine friedliche Zukunft in einem geeinten Europa einzusetze­n und sich aus Konflikten nicht herauszuha­lten. „Wir müssen uns für Frieden einsetzen, auch wenn wir alle dafür Opfer bringen müssen“. Bei den neuen radikalen Nationalis­men, gepaart mit Demokratie- und Fremdenfei­ndlichkeit, dürfe nicht achselzuck­end weggeschau­t werden. „Geschichte wiederholt sich, aber nicht von selber – wir sind es, die die Geschichte wiederhole­n. Und wir sind es, die aus der Geschichte ausbrechen.“Mit diesen Worten schloss Wolfgang Fackler die von der Stadtkapel­le feierlich umrahmte Gedenkfeie­r.

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Foto: Beate Schwab Kurt Aue, MdL Wolfgang Fackler, OB Jürgen Sorré und Martin Hofmann bei der Gedenkfeie­r zum Tag des Selbstbest­immungsrec­hts.

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