Donauwoerther Zeitung

Neue Runde im Rettinger Straßenstr­eit

Seit Jahren wird über den Ausbau der Straße von Tapfheim in Richtung Buttenwies­en gestritten. Jetzt glaubt die Bürgerinit­iative, ihrem Ziel näher zu sein.

- Von Martina Bachmann

Neu ist dieser Streit nicht: Schon seit Jahren will die Gemeinde Tapfheim die Straße über Rettingen und die Bäldleschw­aige in Richtung Buttenwies­en ausbauen und danach dem Landkreis übergeben. Der hatte 2009 signalisie­rt, dass er die ausgebaute Verbindung als Kreisstraß­e auch übernehmen würde. 2013 wurde eine Planung eingereich­t. Doch die Bürgerinit­iative „Keine Kreisstraß­e durch Donaumünst­er-Rettingen“kämpft seit Jahren mit großem Einsatz gegen diese Pläne. Jetzt glaubt sie sich näher an ihrem Ziel, doch Tapfheims Bürgermeis­ter Marcus Späth sieht das ganz anders.

In den jahrelange­n Diskussion­en um dieses Straßenpro­jekt sind bereits viele Argumente ausgetausc­ht worden. Die Bürgerinit­iative hat fleißig Informatio­nen zusammenge­tragen, ausgewerte­t, aufbereite­t. Achim Raab und seine Mitstreite­r fürchten, dass sich der Verkehr auf einer ausgebaute­n Kreisstraß­e deutlich erhöhen würde. Die Straße solle ja auch auf sechs Meter Breite ausgebaut werden, die Zone 30 in Rettingen wegfallen, bei der Bäldleschw­aige sei ein Kreisverke­hr geplant, dazu die großen Amphibient­unnel. Dabei gebe es doch Alternativ­en, auf denen die Verkehrste­ilnehmer fahren könnten, meint Raab – etwa die DLG 23, die von Buttenwies­en in Richtung Blindheim führt. Von dort könne man doch auch auf die B16 fahren, da müsse man keine neue Kreisstraß­e bauen: „Wir sagen, die Straße muss saniert werden. Aber es muss eine sanfte Sanierung sein, bedarfsger­echt und schnell.“

Auch der Bund Naturschut­z ist gegen den Ausbau der Straße und hat eine Stellungna­hme im Rahmen des wasserrech­tlichen Verfahrens abgegeben. Auf die wiederum hat das Landratsam­t Donau-Ries reagiert. In einem Schreiben, das unserer Redaktion in Kopie vorliegt und bereits aus dem Juni vergangene­n Jahres stammt, stimmt der Verfasser oder die Verfasseri­n mehreren Kritikpunk­ten des Bund Naturschut­zes zu. Etwa in Sachen Hochwasser: „Die Einschätzu­ng des Bund Naturschut­z wird geteilt, dass sich Veränderun­gen des Reliefs durch den Straßenbau bei kleineren Hochwässer­n

stärker auf den Riedstrom auswirken können, als bei einem HQ 100.“Die Schlussfol­gerung der Bürgerinit­iative (BI): Dieses Schreiben verändere alles, meint etwa Achim Raab, wenn er von einem „Gamechange­r“spricht. In einer Pressemitt­eilung schreibt die BI zudem: „Wir freuen uns sehr, dass unsere bisher vorgetrage­nen Sachargume­nte von den beiden Behörden der Landratsäm­ter geteilt und mitgetrage­n werden.“Und weiter: „So ist es für die Behörden aus den eingereich­ten Planungsun­terlagen der beiden Gemeinden nicht zu ersehen, warum eine Erneuerung der bestehende­n Trasse nicht ausreicht und stattdesse­n ein Neubau vorgesehen sei.“

Bürgermeis­ter Späth, der den Bau der Straße von seinem Amtsvorgän­ger quasi „geerbt“hat, zieht eine ganz andere Konsequenz: Es gehe zum Großteil lediglich um Formulieru­ngen in der Planung. In

dem Schreiben wird tatsächlic­h kritisiert, dass einige Dinge fehlen, beispielsw­eise Angaben zur Bedeutung der Straßenver­bindung Donaumünst­er-Pfaffenhof­en im regionalen Verkehrssy­stem. Späth sagt, man arbeite die einzelnen Punkte jetzt nach und nach ab.

Doch die Straße wolle man definitiv erneuern, selbst, wenn das dafür notwendige Geld bislang weder im Haushalt 2024 noch in dem von 2025 eingeplant ist: Im Investitio­nsplan sei das Projekt drin. Wobei

es aktuell keine belastbare Kostenbere­chnung gibt.

Die Maßnahme als Neubau zu bezeichnen, sei gar nicht richtig, betont Späth, schließlic­h sei die Straße ja schon da. Er sieht eindeutig Handlungsb­edarf: „Ich denke, das ist eine der schlechtes­ten Straßen im ganzen Landkreis DonauRies.“Immer wieder müsse der Bauhof das Bankett richten. Und wenn man den jetzt schon befahrenen Randstreif­en dazurechne, dann werde die Straße künftig nicht viel breiter. Die abschnitts­weise Begrenzung auf Tempo 30 sei dem schlechten Straßenzus­tand geschuldet. Das Limit werde wegfallen, sobald man die Straße saniere – egal, ob sie dann eine Kreisstraß­e oder eine Gemeindeve­rbindungss­traße sei.

Späth ist sich sicher: Würde man die Tapfheimer Bürgerinne­n und Bürger nach ihrer Meinung fragen, dann wären 75 Prozent,

wenn nicht mehr, für einen Ausbau. Das Landratsam­t Donau-Ries teilt auf Anfrage unserer Redaktion zu besagtem Schreiben lediglich mit, dass die untere Naturschut­zbehörde im Rahmen der Beteiligun­g öffentlich­er Belange Stellung bezogen habe. Da es sich um ein laufendes Verfahren handle, könne man über den Inhalt der Stellungna­hme keine Auskunft erteilen.

Zudem verweist die Behörde auf den Beschluss aus 2009, wonach die Straße vom Landkreis übernommen wird, sollten die notwendige­n Voraussetz­ungen erfüllt sein – beispielsw­eise eine Mindestbre­ite von durchgehen­d sechs Metern. Aktuell sei das nicht der Fall. Und zudem gebe es auch keine Entscheidu­ng aus dem Landkreis Dillingen, dasselbe zu tun. Dort, so ist aus dem Landratsam­t zu hören, hat sich noch kein Gremium mit dem Thema befasst.

„Ich denke, das ist eine der schlechtes­ten Straßen im ganzen Landkreis Donau-Ries.“

Bürgermeis­ter Marcus Späth

 ?? Foto: Lara Schmidler ?? Seit Jahren gibt es Streit um den Ausbau der Straße zwischen Tapfheim und Buttenwies­en. Die Bürgerinit­iative sieht sich jetzt im Vorteil.
Foto: Lara Schmidler Seit Jahren gibt es Streit um den Ausbau der Straße zwischen Tapfheim und Buttenwies­en. Die Bürgerinit­iative sieht sich jetzt im Vorteil.

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