Über 20 Bürgerbeauftragte für die Stadt
Beim Starkbierfest in Ebermergen verleiht Bruder Barnabas reihenweise Ernennungsurkunden. Lob für den Bürgermeister, Tadel für die Bank und ein kritischer Blick nach Donauwörth.
Normalerweise dürfen sich die Mitglieder des Harburger Stadtrats beim Starkbierfest in Ebermergen darauf einstellen, von Alexander Beck alias Bruder Barnabas die Leviten gelesen zu bekommen. In diesem Jahr erhielten die Kommunalpolitiker zur allgemeinen Überraschung und Gaudi aus den Händen des Redners jedoch feierlich Urkunden überreicht. Der Prediger ernannte Bürgermeister Christoph Schmidt und die übrigen Ratsmitglieder allesamt zu „Bürgerbeauftragten“.
Beck ließ sich dabei von einer Entscheidung des Ministerpräsidenten Markus Söder inspirieren. Der kürte im vorigen Jahr den Donauwörther Landtagsabgeordneten Wolfgang Fackler zum Bürgerbeauftragtem
der bayerischen Staatsregierung. In dieser Funktion soll Fackler Themen der Bürger einbringen, den Dialog mit Bürgern und Behörden suchen sowie „Vertrauen verbessern“. Der Prediger dazu: „Naiv, wie ich bin, dachte ich immer, alle von der Bevölkerung gewählten Stadträte oder Abgeordneten sind Vertreter beziehungsweise Beauftragte der Bürgerinnen und Bürger.“Vielleicht würde es was bringen, die mehr als 20 Harburger Ratsmitglieder kollektiv ganz offiziell zu „Bürgerbeauftragten“zu machen: „Dann müsste ja richtig was vorwärtsgehen.“Auf den Urkunden heißt es, die Ratsmitglieder seien „berechtigt, sich 24 Stunden pro Tag für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Harburg und ihrer Ortsteile zu engagieren“. Im zur Festhalle umfunktionierten Ebermergener Feuerwehrhaus, das prall gefüllt war, blickte Alexander Beck nicht nur auf Ereignisse im Ort und in der Kommune, sondern auch in Donauwörth und darüber hinaus zurück. Zum Aufruf, die Orts- und Stadtteilvereine sollten Bock- und dem Brückenfest in Harburg künftig gemeinsam auf die Beine stellen , merkte er an: „Da sind schon erst mal die Harburger selbst am Zug.“Ein Sonderlob hatte Beck für den Bürgermeister parat, der im vorigen Jahr sogar den Urlaub mit seiner Familie verschob, als das Landratsamt die Wörnitzhalle in eine Notunterkunft für Flüchtlinge verwandeln wollte.
Dass es in Harburg jetzt ein „Reparatur-Cafe“gibt, fand der Redner klasse. Sogleich fragte er den Rathauschef: „Könne wir Ebermergener da vielleicht auch mal mit unserer alten Wörnitzbrücke vorbeikommen?“Die solle schon seit fast zehn
Jahren saniert werden. Die Schließung der Filiale der RaiffeisenVolksbank in Ebermergen kommentierte Beck sarkastisch: „Aus den Dörfern, dem Ursprung der Bank, zieht man sich zurück, aber im Ried in Donauwörth kauft man das ehemalige Kino, wenngleich man noch gar nicht weiß, was man damit will.“Offensichtlich seien Immobilien-Spekulationen deutlich lukrativer als den Kunden vor Ort die Möglichkeit zu geben, ihre Bankgeschäfte abzuwickeln.
Das Problem mit den verwechselbaren Straßennamen im Harburger Stadtgebiet (zuletzt Schäfgasse in Ebermergen und Schäfergasse in Mündling) ist nach Ansicht des Predigers noch nicht gelöst. Er verwies darauf, dass es in Großsorheim eine Brunnengasse, in Mauren ein Brunnengässle und in Mündling eine Brunnenstraße gibt. Deshalb riet
Beck dazu, wie früher Hausnummern und Hausnamen zu vergeben.
Einige Spitzen gab es in Richtung Donauwörth. Dort baue Airbus Helicopters für 25 Millionen Euro eine neue Einflughalle, für ein hochwassersicheres MitarbeiterParkhaus sei aber kein Geld vorhanden. Dass der große, futuristische neue Trinkwasser-Hochbehälter gegenüber dem Freibad in der Parkstadt abends wie eine touristische Attraktion beleuchtet wird, erstaunte Beck. Der schlug postwendend dem Harburger Rathauschef vor: „Vielleicht sollten wir statt der Burg künftig auch mal unsere Kläranlage anstrahlen.“Die Zuhörer würdigten die Fastenpredigt mit kräftigem Applaus. Das Starkbierfest, das die Freiwillige Feuerwehr sowie der Obst- und Gartenbauverein organisierten, umrahmte die Musikkapelle Wörnitzstein.