Unfallverursacher aus 49 Ländern
Auf den Straßen im Landkreis Donau-Ries sind 2023 knapp 4000 Unfälle passiert. Der Blick auf manche Verursacher macht einem Fahrlehrer aus der Region Sorgen.
Fast 4000-mal hat es im vorigen Jahr auf den Straßen im Donau-Ries-Kreis gekracht. Den Großteil der gut 1300 gravierenderen Unfälle (ohne Parkrempler oder Ähnliches) haben Menschen verursacht, deren Fahrzeuge im Landkreis zugelassen sind, die also hier leben. Dies zeigt eine Auswertung der Polizei bezüglich der KfzKennzeichen. Rund zwei Drittel der Karambolagen, bei denen die Verursachenden bekannt sind, gingen auf das Konto von Fahrzeugen mit DON- und NÖ-Nummernschildern. Was erstaunt: Die enorme Vielfalt der Nationalitäten der Fahrerinnen und Fahrer, die in Nordschwaben unterwegs sind – und verunglücken.
Den größten Anteil machen naturgemäß die DON-Kennzeichen aus. In gut 52 Prozent aller Unfälle waren solche am Fahrzeug der Verursacherin beziehungsweise des Verursachers angebracht. Auf Rang zwei folgt NÖ mit 16,3 Prozent. Einen Rückschluss darauf, ob die besseren Autofahrer aus dem DonauGebiet oder aus dem Raum Nördlingen kommen, wo NÖ besonders populär sein dürfte, sei nicht möglich, erklärt Stephan Roßmanith, Sachbearbeiter Verkehr der Polizei im Landkreis, denn: Auch zahlreiche Kfz-Besitzer, die beispielsweise in Donauwörth oder Rain leben, haben inzwischen NÖ-Nummernschilder an ihren Wagen. Insgesamt sind es laut Landratsamt aktuell rund 26.500 Kraftfahrzeuge mit NÖ- und 114.000 mit DON-Zulassung.
In der weiteren VerursacherRangliste erscheinen Fahrzeuge aus den Nachbarregionen: A (Augsburg) mit 4,2 Prozent, AA (Ostalbkreis) mit 3,5 Prozent und DLG (Dillingen) mit 2,5 Prozent. In der Statistik tauchen auch noch auf: WUG (Weißenburg-Gunzenhausen, 2 Prozent), AN (Ansbach, 1,5 Prozent), M (München, 1 Prozent), GUN (Gunzenhausen, 0,8 Prozent), ND (Neuburg/Donau, 0,8 Prozent) und WER (Wertingen, 0,7 Prozent).
Von den knapp 1000 bekannten Verursachern von „qualifizierten“Unfällen, bei denen es Verletzte gab und/oder eine Anzeige die Folge war, hatten 799 die deutsche Staatsbürgerschaft.
Danach klafft in der Rangliste eine große Lücke, ehe Rumänen (31), Polen (20), Türken (17) folgen, von denen Tausende allein schon im Landkreis wohnen. Zwölf Unglücke gingen auf das Konto von Ukrainern. Bekanntlich sind viele Kriegsflüchtlinge in der Region untergebracht, von denen wohl Hunderte ihre Autos dabeihaben. Hier hakte bei einem Treffen von Verkehrsexperten, bei dem die Statistik präsentiert wurde, ein Fahrlehrer aus dem Donau-Ries-Kreis ein. Er berichtete, dass offenbar eine ganze Reihe von Menschen aus dem vom Krieg geplagten Land irgendwann den Führerschein erworben haben, jedoch seitdem nie mit dem Pkw gefahren sind.
Als Beispiel nannte der Fahrschulbetreiber eine Ukrainerin, die sich nicht so recht ans Steuer traute und deshalb bei ihm Fahrstunden genommen habe. Nach fünf Einheiten
habe die Frau jedoch „noch immer nicht geradeaus fahren können“. Die Osteuropäerin habe dann abgebrochen und beschlossen, es auf deutschen Straßen auf eigene Faust weiter zu probieren.
Normalerweise muss ein Ausländer nach sechs Monaten in Deutschland seinen Führerschein umschreiben lassen, verbunden mit einer Prüfung. Ukrainer sind davon befreit. Dies kritisierte der Fahrlehrer deutlich: „Es gibt Beschwerden von allen Seiten. Es muss etwas passieren.“Landrat Stefan Rößle versprach für seine Behörde: „Wir nehmen das mit.“Eine Mitarbeiterin aus dem Amt fügte hinzu: „Es ist eine politische Entscheidung.“Insgesamt weist die Unfallbilanz für 2023 im Landkreis Verursacher aus 49 Ländern auf. Darunter waren auch zwei Inder, zwei Brasilianer, ein Österreicher, ein Chinese, ein Mexikaner und ein Senegalese.