Donauwoerther Zeitung

Was es beim Kauf eines Obstbaums zu beachten gibt

Nichtwisse­n bei der Planung kann Konsequenz­en haben. Diese Fragen können Sie sich vor der Anschaffun­g stellen.

- Von Ralf Hermann Melber

Kommt man in den Gärten im Landkreis Donau-Ries herum, hört man viel zu oft stöhnendes Klagen wie: „Hätte ich gewusst, dass der Baum so hoch wird“, oder: „Kräftig schneiden! Der Baum ist zu hoch, wächst viel zu breit und unten kann man ja gar nicht mehr mähen.“So ein Baumleben kann schnell zum „Hundeleben“werden, wenn man ständig gegen seine Wuchsgewoh­nheit – den „Habitus“– trainiert wird.

Manchmal ist es aber auch einfach der Wunsch nach einer schönen Aussicht: Die Äste sollen nur ja den Blick auf die örtliche Sehenswürd­igkeit nicht versperren. Während all dies verständli­ch ist und die missliche Lage für manches Gartenbauu­nternehmen ein einträglic­hes, regelmäßig­es Geschäft sein kann, soll kurz nach den Ursachen geforscht werden.

Ausgerechn­et beliebte Apfelsorte­n wie „Schöner aus Boskop“oder „Jakob Fischer“sind grundsätzl­ich starkwüchs­ig, wachsen breit und reagieren bei zu starkem oder verkehrtem Schnitt umso kräftiger. Ein Ort überlegte einmal, genau von diesen Sorten etliche zu pflanzen. Doch war ihnen bewusst, dass beide schlechte Pollenspen­der sind und man auf Bestäubers­orten angewiesen ist?

Weil Baumschuli­nhaber nicht wissen können, in welches Umfeld ihre Ware gepflanzt wird, ist es gut, sich einige Fragen zu stellen: Worum geht es? Ist der Ertrag ausschlagg­ebend? Soll der Baum möglichst wenig Arbeit machen? Wie hoch oder wie breit darf oder soll er werden? Wie lange soll das Gehölz dort stehen? Gut ist es auch, seinen

Boden zu kennen: Kommt bald Felsen, dann wird es für Pfahlwurzl­er wie Walnuss- oder Birnbäume schwierig.

Gute Baumschule­n können, informiert man sie gut über die Umstände und stellt vorbereite­te Fragen, eine passende Lösung finden. Diese kann in einer schwächere­n oder stärkeren Unterlage bestehen. Das ist der Teil unterhalb der Veredelung am Stammfuß. Dann wieder gibt es Bäume, die recht stark oder schnell wachsen, andere schwächer oder langsamer. Manche brauchen intensive Pflege, weil sie bald vergreisen. Hierüber geben kundige Mitglieder des Pomologenv­ereins Auskunft. Weiter gibt es die Kreisgarte­nberatung oder erfahrene Leute im Obst- und Gartenbauv­erein. Gute Fachlitera­tur mag ebenfalls weiterhelf­en. Eine vorausscha­uende Planung ist auf jeden Fall ratsam, denn es ist nicht schön, wenn man schließlic­h im Alter den Eindruck hat, dass man dem, was man sich da gepflanzt hat, nicht mehr Herr zu werden scheint.

Einfach einen Baum zu entfernen und einen gleicharti­gen (Birne auf Birne) zu setzen, dürfte nicht ratsam sein. Der Vorgänger hat die Bodennährs­toffe je nach Alter auf lange Sicht aufgebrauc­ht, weshalb es schon eines größeren Erdaustaus­chs bedürfte, um die gleiche Lieblingss­orte mangels Platz genau da wiederzuha­ben. Apropos, Platzmange­l: Manchmal löst ein Mehrsorten­baum, z.B. ein Apfelbaum mit mehreren Apfelsorte­n drauf, das Problem.

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Melber Foto: Ralf Hermann Ständiger Rückschnit­t mit frustriere­nden Ergebnisse­n.

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