Donauwoerther Zeitung

Poetry Slam: Das Lied von der Pocke

Beim sechsten Dichter-Wettstreit an der FOS/BOS Donauwörth beweisen sich wieder talentiert­e Poeten. Wer dabei ist und wer am Ende den Pokal mit nach Hause nehmen darf.

- Von Peter Urban

Organisato­r Klaus Rattenbach­er zeigte sich sehr angetan und war gerührt über die proppenvol­le Aula in der Donauwörth­er FOS/BOS bei seinem mittlerwei­le sechsten Programm, das er zusammen mit Moderator und SlamMaster Michael Jakob auf die Beine gestellt hatte. Besonders freute er sich über die zahlreiche­n Schüler im Auditorium, die bereit waren, sich dieses Literaturf­ormat zum ersten Mal zu geben.

Das Line-up der zum Dichterwet­tstreit angetreten­en Künstler hatte sich, zum Leidwesen von Michael Jakob, durch drei kurzfristi­ge Absagen etwas verändert, vor allem bestand es nur noch aus männlichen Mitwirkend­en. Und die legten dann nach den obligatori­schen Regelerklä­rungen und dem Appell „Respect the Poets“sofort los. Die Abstimmung in der ersten Runde lief nicht über Applausint­ensität, sondern über eine Jury, bestehend aus fünf Personen aus dem Publikum, die Wertungspu­nkte von 1 bis 10 vergeben konnten.

Helmut Englmaier aus Gremheim war der erste Poet, der mit einer Hommage an seinen Opa antrat und über sich selbst in der morgendlic­hen Spiegelbet­rachtung sinnierte. Pascal Simon aus Regensburg versuchte mit einem Märchen (Nein, ein „Wenigerche­n“) zu punkten, und Julian Riedelshei­mer aus Meitingen lieferte nichts Geringeres als die Neujahrsan­sprache, nicht eines Politikers, sondern der Demokratie selbst. Karl Stetter aus Dillingen, seines Zeichens aktueller Schüler der BOS, referierte lebensnah über „die Probleme eines BOS-Schülers“.

Dann ein wirklicher HammerText, der das Publikum regelrecht mitriss: Skog Ogvanns (Leipzig, ehemaliger Thüringer Landesmeis­ter

im Poetry Slam) Gedicht „Mit Gottes Segen“, das in Tempo und Virtuositä­t keinen Vergleich mit dem seligen Heinz Erhardt zu scheuen hätte. Als Erster qualifizie­rte er sich für das Finale.

Billy Reuschel aus Ingolstadt gab im Anschluss „Alles“, um hier qualitativ mithalten zu können, was ihm

auch gelang, er war der zweite Teilnehmer für das Finale, das Wehwalt Koslovsky aus Husum komplettie­rte. Er ist bekannt aus über 2500 Lesungen, Poetry Slams und Performanc­es im deutschspr­achigen Raum, in Europa, den USA und Japan. Koslovsky zählt zu den Pionieren der deutschspr­achigen und europäisch­en Slam-Bewegung und gewann während seiner aktiven Karriere fast 400 Poetry Slams. Mit „Das Bengalisch­e Bumsbücher-Bellen“(Titelnennu­ng ohne Gewähr!) zog er mühelos ins Finale ein, das er dann auch als Sieger verließt.

Vor allem gewann er wohl deshalb, weil sein Vortrag – die angekündig­te „Verbesseru­ng“von Schillers Glocke – mit dem Titel „Das Lied von der Pocke“(ja, es geht um Pickel und andere körperlich­e Unsauberke­iten) mehr Performanc­e war als Lesung. Und das Publikum zu Lachsalven hinriss. Obwohl Skog Ogvanns Beitrag „Tristesse“alles andere als das und literarisc­h absolut gleichwert­ig war. Doch das Publikum entschied per Applausint­ensität denkbar knapp für Wehwalt Koslovski. Tolle Veranstalt­ung, begeistern­de Texte, ein gut unterhalte­nes Publikum. Und als Siegerpoka­l eine originelle Kreuzung aus Fleischklo­pfer und Pömpel.

 ?? Foto: Michael Christian Koch ?? Die komplette Slammer-Runde aller Teilnehmer mit FOS-Hausmeiste­r und Slam-Meister Michael Jakob (kniend) mit Pokal.
Foto: Michael Christian Koch Die komplette Slammer-Runde aller Teilnehmer mit FOS-Hausmeiste­r und Slam-Meister Michael Jakob (kniend) mit Pokal.

Newspapers in German

Newspapers from Germany