Poetry Slam: Das Lied von der Pocke
Beim sechsten Dichter-Wettstreit an der FOS/BOS Donauwörth beweisen sich wieder talentierte Poeten. Wer dabei ist und wer am Ende den Pokal mit nach Hause nehmen darf.
Organisator Klaus Rattenbacher zeigte sich sehr angetan und war gerührt über die proppenvolle Aula in der Donauwörther FOS/BOS bei seinem mittlerweile sechsten Programm, das er zusammen mit Moderator und SlamMaster Michael Jakob auf die Beine gestellt hatte. Besonders freute er sich über die zahlreichen Schüler im Auditorium, die bereit waren, sich dieses Literaturformat zum ersten Mal zu geben.
Das Line-up der zum Dichterwettstreit angetretenen Künstler hatte sich, zum Leidwesen von Michael Jakob, durch drei kurzfristige Absagen etwas verändert, vor allem bestand es nur noch aus männlichen Mitwirkenden. Und die legten dann nach den obligatorischen Regelerklärungen und dem Appell „Respect the Poets“sofort los. Die Abstimmung in der ersten Runde lief nicht über Applausintensität, sondern über eine Jury, bestehend aus fünf Personen aus dem Publikum, die Wertungspunkte von 1 bis 10 vergeben konnten.
Helmut Englmaier aus Gremheim war der erste Poet, der mit einer Hommage an seinen Opa antrat und über sich selbst in der morgendlichen Spiegelbetrachtung sinnierte. Pascal Simon aus Regensburg versuchte mit einem Märchen (Nein, ein „Wenigerchen“) zu punkten, und Julian Riedelsheimer aus Meitingen lieferte nichts Geringeres als die Neujahrsansprache, nicht eines Politikers, sondern der Demokratie selbst. Karl Stetter aus Dillingen, seines Zeichens aktueller Schüler der BOS, referierte lebensnah über „die Probleme eines BOS-Schülers“.
Dann ein wirklicher HammerText, der das Publikum regelrecht mitriss: Skog Ogvanns (Leipzig, ehemaliger Thüringer Landesmeister
im Poetry Slam) Gedicht „Mit Gottes Segen“, das in Tempo und Virtuosität keinen Vergleich mit dem seligen Heinz Erhardt zu scheuen hätte. Als Erster qualifizierte er sich für das Finale.
Billy Reuschel aus Ingolstadt gab im Anschluss „Alles“, um hier qualitativ mithalten zu können, was ihm
auch gelang, er war der zweite Teilnehmer für das Finale, das Wehwalt Koslovsky aus Husum komplettierte. Er ist bekannt aus über 2500 Lesungen, Poetry Slams und Performances im deutschsprachigen Raum, in Europa, den USA und Japan. Koslovsky zählt zu den Pionieren der deutschsprachigen und europäischen Slam-Bewegung und gewann während seiner aktiven Karriere fast 400 Poetry Slams. Mit „Das Bengalische Bumsbücher-Bellen“(Titelnennung ohne Gewähr!) zog er mühelos ins Finale ein, das er dann auch als Sieger verließt.
Vor allem gewann er wohl deshalb, weil sein Vortrag – die angekündigte „Verbesserung“von Schillers Glocke – mit dem Titel „Das Lied von der Pocke“(ja, es geht um Pickel und andere körperliche Unsauberkeiten) mehr Performance war als Lesung. Und das Publikum zu Lachsalven hinriss. Obwohl Skog Ogvanns Beitrag „Tristesse“alles andere als das und literarisch absolut gleichwertig war. Doch das Publikum entschied per Applausintensität denkbar knapp für Wehwalt Koslovski. Tolle Veranstaltung, begeisternde Texte, ein gut unterhaltenes Publikum. Und als Siegerpokal eine originelle Kreuzung aus Fleischklopfer und Pömpel.