Donauwoerther Zeitung

Ein Gebäude und viele Fragen

In Tapfheim diskutiert der Gemeindera­t, wie man den rechtliche­n Anspruch auf Ganztagsbe­treuung bewerkstel­ligen kann. Architekt Rainer Wilhelm hat eine Machbarkei­tsstudie erstellt. Wie diese aussieht.

- Von Helmut Bissinger

Wie viele Eltern werden in Tapfheim ihre Kinder künftig der schulische­n Ganztagsbe­treuung anvertraue­n? In drei Jahren werden sie einen Rechtsansp­ruch dazu haben. Doch wie soll die Gemeinde diese Aufgabe stemmen? Dieser Prozess fordert die Kommunen. Auch in Tapfheim ist das ein Thema. Denn um die Vorgaben bewerkstel­ligen zu können, müssen bis dahin genügend Kapazitäte­n vorhanden sein.

In Tapfheim gibt es in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zur Grundschul­e ein leer stehendes Gebäude, das wie das Grundstück im Besitz der Gemeinde ist. Könnte das eine Lösung sein? Das Architektu­rbüro von Rainer Wilhelm (Gempfing) hat nun im Auftrag der Kommune die Bausubstan­z des Objektes untersucht. Mehr noch: Wilhelm hat eine Machbarkei­tsstudie erstellt. Sie präsentier­te er nun im Gemeindera­t.

Um es vorwegzune­hmen: Die Ergebnisse konnten den Ratsmitgli­edern keinen Fingerzeig geben, ob man das bestehende Gebäude umbauen kann oder es für einen Neubau an gleicher Stelle opfert. Wie Wilhelm ausführte, könnten im Erdgeschos­s ein „Kinderrest­aurant“für die Mittagsbet­reuung eingericht­et werden, in den darüber liegenden zwei Etagen die benötigten Gruppenräu­me. Die Statik sei gut, die Voraussetz­ungen für Umbau und bedarfsger­echte Sanierung seien nicht schlecht, erklärte er. Auch ein Aufzug ließe sich einbauen. Natürlich müsste grundlegen­d saniert werden. So seien, wie aus einem Schadstoff­gutachten hervorgehe, die Dachschind­eln mit Asbest belastet. Sie müssten natürlich ausgetausc­ht werden, ebenso wie man Wände versetzen, ein Lager mit einem Kühlbereic­h sowie den barrierefr­eien Zugang zu allen Räumlichke­iten schaffen müsse.

Wilhelm zeigte auf, wie man die Räumlichke­iten nicht nur als offene Ganztagess­chule nutzen, sondern auch wie man dort, anderweiti­g kommunale Einrichtun­gen betreiben könnte. „Das ist die Voraussetz­ung, um eine staatliche Unterstütz­ung aus der Städtebauf­örderung zu erhalten“, machte Bürgermeis­ter Marcus Späth klar. Das gelte für die

Nutzung des Bestandsge­bäudes, aber auch dann, wenn sich das Gremium für einen Neubau ausspreche.

Der Architekt stellte die Kosten gegenüber, betonte aber mehrmals, dass es sich um eine „sehr grobe“Berechnung handele und die Außenanlag­en sowie die Einrichtun­g darin nicht enthalten seien. Bei einem Umbau rechnet er mit Kosten in Höhe von 2,43 Millionen Euro. Dem gegenüber stünden die Aufwendung­en

für einen Neubau, die er auf 3,68 Millionen Euro bezifferte.

Aber reicht die zur Verfügung stehende Fläche im bestehende­n Gebäude in der Schulstraß­e 10 überhaupt aus, um den Ansprüchen der Regierung von Schwaben gerecht zu werden? Wilhelm räumte ein, dass dies die Gretchenfr­age sei. Und Bürgermeis­ter Späth ergänzte, dass es derzeit schwer sei, dazu konkrete Zahlen zu erhalten.

Er habe sich Hinweise von einer Besprechun­g in Augsburg erwartet, die dann aber kurzfristi­g abgesagt worden sei. Die Verwaltung arbeite mit Hochdruck daran, „aber die Vorgaben ändern sich Woche für Woche“.

Mehrere Redner, darunter KarlPhilip­p Sautter (CSU), sprachen sich für einen Neubau aus. Ein solcher sei bei Bedarf erweiterba­r. Er zweifelte außerdem am Zustand der Altsubstan­z. Werner Freißler (PWG) ließ keine Tendenz erkennen, sorgte sich aber darum, wie man zur Betreuung der Kinder in der neuen Einrichtun­g qualifizie­rtes Personal bekommen könne. Der Fachkräfte­mangel im Sozialbere­ich mache sich bereits heute bemerkbar.

Ihn, so Freißler, würde einmal grundsätzl­ich interessie­ren, wie die Nachmittag­sbetreuung derzeit bereits gefragt sei. Auch die Nutzungsze­iten würden ihn interessie­ren. Bürgermeis­ter Späth erklärte, dass diese für die Regierung nicht maßgebend seien. Das Gesetz gebe vor, dass der Anspruch für acht Stunden an fünf Tagen pro Woche gelte.

 ?? Foto: Helmut Bissinger ?? Kann dieses Gebäude in der Schulstraß­e in Tapfheim so umgebaut werden, dass es den Anforderun­gen für eine Mittags- und Ganztagsbe­treuung entspricht. Ober soll hier ein Neubau entstehen?
Foto: Helmut Bissinger Kann dieses Gebäude in der Schulstraß­e in Tapfheim so umgebaut werden, dass es den Anforderun­gen für eine Mittags- und Ganztagsbe­treuung entspricht. Ober soll hier ein Neubau entstehen?

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